
20. März 2025, 14:37 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Kongress in Mexiko-Stadt hat Anfang der Woche für ein Verbot der als „gewalttätig“ bezeichneten Stierkämpfe gestimmt. Damit werden neue Regeln eingeführt, die das Töten von Stieren innerhalb und außerhalb der Arena sowie Körperverletzungen der Tiere mit scharfen Gegenständen verbieten.
Tierschützer dürften sich über diese Entscheidung freuen – zumindest teilweise. So hat der Kongress in Mexiko-Stadt am Dienstag für ein Verbot der bisher als „gewalttätig“ bezeichneten Stierkämpfe gestimmt. Dabei wurden neue Regeln verabschiedet. So dürfen in Mexiko künftig keine Tiere mehr bei Stierkämpfen getötet werden, weder in der Arena noch außerhalb. Außerdem ist es künftig verboten, die Stiere mit scharfen Gegenständen wie Schwertern oder Speeren zu verletzen. Beides war in der Vergangenheit meist Teil eines solchen Kampfes. Daher steht diese blutige Tradition auch schon länger in der Kritik.
Blutspektakel kann nicht als Kunst oder Tradition gerechtfertigt werden
Nun wurde das neue das Gesetz mit 61 Stimmen und nur einer Gegenstimme angenommen und tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Damit beginnt eine neue Ära, in der die Stiere zum ersten Mal vollständig vor den Grausamkeiten in der Arena geschützt sind. So dürfen die Tiere jetzt – anders als in der Vergangenheit – nicht mehr getötet oder verletzt werden.
Stattdessen sollen die Hörner der Stiere nun gepolstert werden, um Verletzungen von anderen Tieren oder Menschen zu vermeiden. Am Ende der Veranstaltung sollen die Stiere außerdem nicht mehr in der Arena getötet, sondern auf die Höfe zurückgebracht werden, von denen sie stammen. Das Blutspektakel könne nicht als Kunst oder Tradition gerechtfertigt werden, erklärte Clara Brugada, die Regierungschefin von Mexiko-Stadt.
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Bürgerinitiative brachte den Stein ins Rollen
„Die Kultur entwickelt sich weiter, und wir haben die Verantwortung, sie zugunsten des Tierschutzes zu verändern.“ Damit spielt die Politikerin möglicherweise auch darauf an, dass diese Gesetzesänderung zu einem großen Teil auch der Bevölkerung zu verdanken ist. Denn ein Zusammenschluss von Organisationen hatte unter dem Motto „México Sin Toreo“ über 27.000 Unterschriften von Bürgern sammeln können. Diese hatten sich mit ihrer Unterschrift für Abschaffung von Stierkämpfen, Hahnenkämpfen und anderen grausamen Praktiken eingesetzt.
Mit dieser historischen Maßnahme wurde der Tierschutz buchstäblich als grundlegendes Anliegen in der mexikanischen Verfassung verankert. Dennoch konnten Stierkämpfe nicht komplett verboten werden. Stattdessen kam nun der „gewaltfreie“ Kompromis zustande. Dieser ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber dennoch kann man nicht sagen, dass diese Art von Stierkampf unbedingt leidfrei bedeutet.

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Die neue Art des Stierkampfes ist für Tiere trotzdem noch mit Leid verbunden
Die Stiere müssen nämlich immer noch den Stress einer lauten Stierkampfarena ertragen und werden dazu gebracht, den roten Umhang oder die „Muleta“ des Matadors anzugreifen. Allerdings werden sie bei den Kämpfen nicht mehr leidvoll getötet oder bewusst verletzt.
Seit einigen Jahren wird der Stierkampf in ganz Mexiko zunehmend kontrovers diskutiert. Gesetze, Gerichtsverfahren, öffentliche Kritik und öffentlichkeitswirksame Kampagnen haben zu einer beispiellosen Aufmerksamkeit geführt. So setzte im Mai 2022 ein Bundesverwaltungsrichter in Mexiko-Stadt die Stierkämpfe auf der Plaza de Toros vorübergehend aus, nachdem eine Interessengruppe Klage eingereicht hatte. Einen Monat später setzte der Richter die Praxis endgültig aus. Im Dezember 2023 hob der Oberste Gerichtshof Mexikos diese Entscheidung aber wieder auf.
Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko-Stadt zwischen dem 18. Januar und dem 24. März, dem Zeitraum der neuntägigen Stierkampfsaison 2024, insgesamt 54 Stiere getötet. Es bleibt nun abzusehen, ob andere Länder, in denen es nach wie vor Stierkämpfe gibt, dem Beispiel Mexikos folgen werden.1