12. März 2024, 17:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Nur fünf Monate nach dem Tod des berühmten Schwertwals Lolita muss das Miami Seaquarium schließen. Die zuständige Behörde hat den Mietvertrag für den Wasser-Themenpark gekündigt und angewiesen, das Grundstück bis zum 21. April zu räumen. Doch was passiert jetzt mit den hunderten Tieren?
Das Miami Seaquarium, einer der größten Wasser-Themenparks Floridas, muss in wenigen Wochen schließen. Dies berichteten am 7. März 2024 mehrere US-Medien. Die zuständige Behörde Miami-Dade-Kommission stellte der Dolphin Company, Eigentümerin des Miami Seaquarium, Räumungspapiere zu. Zudem forderte sie auf, das Gelände in Key Biscayne bis zum 21. April zu räumen.
Der Grund für das Einleiten des Räumungsverfahrens sei ein Mietrückstand, berichtet die britische Tageszeitung „The Guardian“. In einem Brief, den Jimmy Morales, der Chief Operating Officer der Kommission, am Donnerstag an das Unternehmen schickte, würden „zahlreiche und erhebliche Verstöße“ gegen den Mietvertrag genannt. Seiner Meinung nach stellten diese „nicht nur eine Nichterfüllung, sondern eine völlige Missachtung der Sicherheit der Tiere“ dar, die auf dem Gelände untergebracht sind.
Untersuchungen ergaben erhebliche Mängel an Vielzahl von Attraktionen
Erst in diesem Monat veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium einen „vernichtenden Bericht“. In diesen seien dringende Mängel bei einer Vielzahl von Attraktionen festgestellt worden, wie die amerikanische Tageszeitung „The Palm Beach Post“ berichtet.
Die Untersuchung des Ministeriums ergab, dass sich zwei Delfinbecken in einem schlechten Zustand befanden, mehrere der Säugetiere erkrankt waren. Ebenfalls bestünden Probleme im Seelöwengehege und mit der Anlage und dem Gehege der Pinguine. Sowie „mehrere Innen- und Außengehege aus Metall Hinweise auf übermäßigen Rost aufwiesen“, heißt es weiter.
Miami Seaquarium steht schon lange in Kritik
Das Miami Seaquarium wurde 1955 gegründet und ist einer der ältesten Meeresparks in den USA. Hunderte Tiere, darunter Wale, Delfine, aber auch Reptilien und Vögel kann man dort nicht nur wie in einem Zoo beobachten. Sie führen für die Besucher auch Shows mit Kunststücken vor.
Tierschützer kritisieren seit Jahren, dass die Tiere in viel zu kleinen Becken untergebracht sind und zur Mitarbeit an der Show „gezwungen“ werden. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Vorfällen, beispielsweise wurde eine Trainerin bei einer Show verletzt. Zuletzt sorgte der Tod des Delfins „Sundance“ im November 2023 für Schlagzeilen. Das Tier starb mit 30 Jahren, kurz nachdem bei einer USDA-Inspektion festgestellt worden war, dass er unter „Magenstress“ litt, wie das Nachrichtenmagazin „local10.com“ berichtete.
Nach Angaben des „Dolphin Project“ sind mindestens 120 Delfine und Wale in Gefangenschaft in diesem Park gestorben. Darunter auch der weltweit bekannte Orca Lolita, der als „einsamster Wal der Welt“ seit über 50 Jahren dort lebte – alleine und in einem Becken, das nicht einmal den Vorgaben der US-Behörden entsprach (PETBOOK berichtete).
Tierschützer feiern den Entschluss
Der Aktivist Alejandro Ariel Dintino, der sich seit Langem für die Freilassung von Orca Lolita eingesetzt hatte, sagte gegenüber der „The Palm Beach Post“, er fände Trost in der Entscheidung des Landkreises. „Es war an der Zeit, diese Einrichtung zu schließen. Ich bin immer noch sehr traurig, wenn ich daran denke, was mit Lolita passiert ist. Aber zumindest die anderen Tiere dort werden jetzt, so hoffe ich, ein besseres Leben haben.“
Auch die Tierrechtsorganisation Peta feiert den Entschluss zur Schließung des Parks. So sagte Tracy Reiman, Executive Vice President der Organisation, gegenüber dem Magazin „Plant Based News“: „Die Welt sah zu, wie das Miami Seaquarium den einsamen Orca Lolita verkümmern und sterben ließ, wie es Tiere in verfallenen Gehegen Abfall fressen ließ und die Anweisungen der behandelnden Tierärztin ignorierte, bis sie schließlich zurücktrat. Aber jetzt kann die Welt über die Nachricht jubeln, dass den leidgeprüften Tieren, die dort in Gefangenschaft gehalten werden, endlich geholfen wird.“
Der Erfolg sei das Ergebnis einer großen Kampagne von PETA USA. Diese habe mehr als 150.000 Anrufe und E-Mails von PETA-Unterstützern, Klagen, Anzeigen von Prominenten, Briefe an und Treffen mit Beamten des Landkreises und teilweise wöchentliche Protestaktionen von lokalen Aktivisten und Aktivistinnen umfasst. Dies teilte die Tierrechtsorganisation in einem Blog-Eintrag am 11. März mit.
Miami Seaquarium sieht keinen Grund für Kündigung des Mietvertrages
Das Miami Seaquarium selbst sieht sich keiner Schuld bewusst. So teilte das Unternehmen am 9. März in einem Post auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit, dass man dem Vermieter den Nachweis erbringen werde, dass während des vertraglich festgelegten Zeitraums keine der Versäumnisse oder Verstöße aufgetreten seien.
Folglich gebe es keinen Grund für eine Kündigung des Mietvertrags. „Wir sind zuversichtlich, dass der Vermieter nach Erhalt unserer Antwort mit dem Nachweis der Einhaltung den Pachtvertrag einhalten und es uns ermöglichen wird, allen Arten unter unserer Aufsicht weiterhin die beste Pflege zu bieten, wie wir es in allen anderen Schwesterparks tun“, heißt es im Post.
Auch auf der offiziellen Website des Miami Seaquariums ist bisher nicht von der Schließung des Parks die Rede. Allerdings scheint diese laut den US-amerikanischen Medienberichten eine sichere Sache. Wenn das Seaquarium dem Verlassen nicht zustimmt, könnte dies zu einem gerichtlichen Räumungsverfahren führen.
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Was passiert mit den Tieren?
Momentan beherbergt das Miami Seaquarium laut eigenen Angaben mehrere Hundert Tiere. Darunter Wale, Delfine, Robben, Pinguine, Haie aber auch Reptilien und exotische Vögel. Was passiert nun mit all den Tieren, wenn das Gelände in wenigen Wochen geräumt werden soll?
Bisher gibt es dazu keine offizielle Stellungnahme des Parks. Tracy Reiman, Executive Vice President von Peta forderte die Behörden des Miami-Dade County auf, sicherzustellen, dass die Tiere zur Pflege in „seriöse Einrichtungen“ gebracht werden, wie „Plant Based News“ berichtete.
Phil Demers, der eine jahrelange Kampagne zur Schließung des Parks leitete, sagte gegenüber der britischen Boulevardzeitung „DailyMail“: „Hoffentlich werden sie in Schutzgebiete oder zumindest in weitaus bessere Einrichtungen umgesiedelt.“