
1. Februar 2025, 15:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Tiere, die das Wetter voraussagen sollen, gibt es viele. Keines ist jedoch so eine Touristenattraktion wie Punxsutawney Phil, der jeden Murmeltiertag das baldige Ende des Winters verkündet. Wenn es nach der Tierrechtsorganisation Peta geht, soll mit dieser Tradition jedoch Schluss sein.
Zum 138. Mal soll am 2. Februar 2025 das Murmeltier Punxsutawney Phil in den USA voraussagen, ob uns Menschen noch sechs Wochen Winter bevorsteht oder nicht. Der Tierrechtsorganisation Peta ist es aber überhaupt nicht recht, dass das Tier nur für diesen „Spaß“ am Murmeltiertag aus dem Winterschlaf aufgeweckt wird. Daher schlägt sie eine etwas skurril anmutende, aber tierfreundlichere Alternative in Form eines „Weather Reveal Cakes“ vor.
Was es mit dem Murmeltiertag auf sich hat
Seit 1887 findet an jedem 2. Februar in den USA und Kanada eine Tradition statt, die uns Europäern seltsam erscheinen mag. Der breiten Öffentlichkeit auf der anderen Seite „des großen Teichs“ wurde dies mit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray aus dem Jahre 1993 bekannt. Das titelgebende Tier wird nicht nur im Film jedes Jahr aus dem Winterschlaf gerissen. Anschließend soll es verkünden, ob der Frühling beginnt, oder die Kälte noch weitere sechs Wochen anhalten soll.
Die bekannteste Zeremonie – oder eher Volksfest – wird aus dem Bundesstaat Pennsylvania heraus in die Welt gestreamt. Man kann live mitverfolgen, wie auf dem Gobbler’s Hill außerhalb der Kleinstadt Punxsutawney sich ab um drei Uhr nachts tausende Menschen versammeln. Es folgt ein Konzert und viel Krach.
Immer präsent ist ein hohler Baumstamm, in dem das Murmeltier versucht, zu ruhen, bevor es bei Sonnenaufgang aus seinem Bau gezerrt wird. Punxsutawney Phil wird der Menge präsentiert und soll nun entweder seinen Schatten sehen oder nicht. Um ihn herum steht der „Murmeltier Club“ in historischen Kostümen und versucht, zu interpretieren, was das Tier uns sagen will.
Kuchen statt jahrhundertealter Tradition?
Die Tierrechtsorganisation Peta stört sich an dieser merkwürdigen Tradition seit Langem. Denn „[w]enn sie sie selbst sein dürfen, meiden Murmeltiere den Menschen, legen komplizierte unterirdische Höhlennetze an, kommunizieren miteinander und klettern sogar auf Bäume, aber all das wird dem armen Phil wegen eines müden, alten Tricks verwehrt“, begründet Peta-Präsidentin Ingrid Newkirk die Ablehnung des Murmeltiertags in einer Pressemitteilung.
Daher unterbreitete die Tierrechtsorganisation einen Vorschlag, wie man Punxsutawney Phil in den Ruhestand schicken könnte. Die Lösung könne ein sogenannter „Weather Reveal Cake“ sein. Dieser zeigt beim Anschnitt mit bunt eingefärbten Tortenböden an, wie das Wetter der nächsten Wochen wird. Damit folgt Peta einem Trend aus den sozialen Medien in denen immer mehr sogenannte „Gender Reveal“-Videos erscheinen.
Diese entstehen zumeist auf Partys, bei denen werdende Eltern das Geschlecht ihres Kindes enthüllen. Dies geschieht häufig in Form von Torten, die beim Anschnitt rosa oder blauen Kuchen enthüllen. In anderen Videos lassen die Paare Luftballons mit Konfetti in denselben Farben zerplatzen. Wenn es nach Peta ginge, würde die jährliche Wettervorhersage am Murmeltiertag ähnlich ablaufen: „Wenn das Innere des Kuchens blau ist, wird es noch sechs Wochen Winter geben. Wenn er rosa ist, wird es einen frühen Frühling geben.“
Warum es Tierquälerei ist, Murmeltiere aus dem Winterschlaf aufzuwecken
Der Kuchenanschnitt wäre ungefähr so genau, wie wenn man das Murmeltier nach dem Wetter der nächsten Wochen fragt. Denn Daten zeigten, dass die verschiedenen Wetter-Murmeltiere nur in etwa 37 Prozent aller Fälle überhaupt richtig liegen. 1
Auch wenn die Forderung von Peta also zunächst etwas merkwürdig wirkt, ist sie doch berechtigt. Denn für die Murmeltiere ist die ganze Prozedur eine Tortur. Eigentlich befinden sie sich Anfang Februar noch in tiefem Winterschlaf. Punxsutawney Phil und die anderen haben ihren Stoffwechsel auf das allernötigste heruntergefahren, das Herz schlägt nur ein paar Mal in der Minute. Die Murmeltiere befinden sich in einem hilflosen Starrezustand, aus dem sie extrem schnell aufwachen müssen. Außerdem haben Murmeltiere in diesen Momenten in etwa die Temperatur der Umgebung: höchstens 1 bis 8 Grad.
Normalerweise dauert der Prozess des Erwachens aus dem Winterschlaf bei Murmeltieren mehrere Tage. Durch dieses zu frühe Aufwachen wird der ganze Organismus unter so großen Stress gesetzt, dass dies sogar Organe schädigen kann. 2024 starb ein Murmeltier am selben Tag, nachdem es seine Wetterprognose abgegeben hatte. Als Grund wurden „altersbedingte Herzprobleme“ angegeben. 2

Tierische Wettervorhersage Langer Winter oder früher Frühling? Die Murmeltier-Prognose 2025

Erschwerte Fortpflanzung Warum Erdhörnchen immer häufiger die Paarungszeit verschlafen
fehlende Energie Igel wachen durch mildes Wetter zu früh aus dem Winterschlaf auf
Peta: »Murmeltiertag hat keinen Platz im 21. Jahrhundert
Nach „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Manier hat die Tierrechtsorganisation Peta auch immer wieder betont, dass ihrer Meinung nach diese „Ausbeutung eines intelligenten, sensiblen Tieres“ keinen Platz im 21. Jahrhundert hat. In der Vergangenheit schlug Peta bereits vor, Phil solle durch einen Roboter mit KI oder eine große Goldmünze ersetzt werden.
„Würde man sich ihm in seinem natürlichen Lebensraum nähern, würde er aus Angst weglaufen und nicht freiwillig das ganze Jahr über in Gefangenschaft leben, unfähig, etwas zu tun, was für ihn natürlich und wichtig ist, wie Winterschlaf halten oder sich eingraben – nur um einmal im Jahr als falscher Meteorologe in einer Stadt aufzutreten“, findet Peta-Präsidentin Newkirk.
Denn immer mehr Menschen hätten erkannt, dass jedes Tier ein Individuum mit eigenen Interessen, Bedürfnissen und Persönlichkeiten sei. „[U]nd auch in der Lage ist, Schmerz, Angst, Freude und Liebe zu empfinden –, und wir wissen, dass Einheimische und Touristen, die Phil wirklich respektieren, wollen, dass er sein Leben so lebt, wie es für ihn natürlich ist.“