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19. Februar 2025, 16:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Nackthunde wie den mexikanischen Xoloitzcuintle oder den Chinesischen Schopfhund gibt es seit vielen Jahrhunderten – doch Tierschützer sind sich sicher, dass diese Zuchten mit Leid verbunden sind und ein Verbot für sie erlassen werden sollte. Ein Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen scheint dies nun zu bestätigen.
Statuen und mündlich weitergegebene Geschichten über den mexikanischen Nackthund Xoloitzcuintle finden sich bereits seit etwa 3500 Jahren. Bei den Azteken wurde der auf den ersten Blick etwas seltsam aussehende Hund als Inkarnation des Gottes Xolotl in Hundeform verehrt. Und doch wurde gegen die Zucht des Nackthundes nun in Gelsenkirchen ein Verbot erlassen – was auch weitreichende Folgen für die Zucht anderer haarloser Rassen in Deutschland bedeuten könnte.
Zuchtverbot für Nackthunde bleibt bestehen
Der aktuelle Fall beschäftigt die Justiz seit Längerem. Gegen eine Züchterin von Mexikanischen Nackthunden war im März 2024 eine Ordnungsverfügung erlassen worden, die mehrere Maßnahmen beinhaltete.
- Es wurde ein sofortiges Zuchtverbot erlassen
- sowie die Anordnung zur Kastration der bereits vorhandener Hunde,
- inklusive Vorschriften für den Verkauf bereits geborener Welpen, einschließlich einer verpflichtenden Kastrationsklausel in den Kaufverträgen.
Dagegen setzte sich die Züchterin zur Wehr, sodass sich das Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen noch einmal näher mit den verhängten Maßnahmen beschäftigte und das vorherige Urteil in Teilen bestätigte (AZ 16 L 470/24). Im aktuellen Beschluss vom 6. Januar 2025 wurde das Zuchtverbot bestätigt.
Die Behörde begründete ihre Maßnahmen mit Verweis auf das Tierschutzgesetz (§ 11b Abs. 1 TierSchG), das die Zucht von Tieren verbietet, wenn genetisch bedingte Defekte zu Leiden oder Schäden führen. Bei Nackthunden, so die Argumentation, sei dies aufgrund von Gebissanomalien, Hautempfindlichkeit und Immunschwäche der Fall.
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Keine Zucht, aber auch keine Kastration
Das Gericht entschied, dass es ausreichend Hinweise auf tierschutzrelevante Probleme bei der Zucht von Nackthunden gibt. Es verwies auf ein Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 1999, das die genetisch bedingten Defizite von Nackthunden dokumentiert. Aufgrund der möglichen gesundheitlichen Belastungen für die Tiere sah das Gericht das öffentliche Interesse am Tierschutz als vorrangig an. Die sofortige Vollziehung des Zuchtverbots sei daher gerechtfertigt, um weiteres Tierleid zu verhindern.
Allerdings hob das Gericht die beiden anderen verhängten Maßnahmen auf. Denn die Kastration der Tiere habe endgültige Folgen. Für den Fall eines späteren Erfolgs in der Hauptklage des Zuchtverbots könnte dies dann nicht mehr berücksichtigt werden. Denn die Züchterin habe auch die Auflage bekommen, für eine strikte Trennung der Hunde zu sorgen, sodass eine unkontrollierte Fortpflanzung verhindert werden könne. Entsprechend sei eine sofortige Kastration nicht verhältnismäßig.
Auch die Auflagen zur Gestaltung der Kaufverträge für bereits geborene Welpen wurden als zu weitgehend eingestuft. Zwar könne die Behörde Maßnahmen ergreifen, um eine weitere Zucht der Welpen zu verhindern, doch die Verpflichtung der Züchterin, bestimmte Klauseln in Kaufverträge aufzunehmen, sei nicht notwendig und überschreite das behördliche Ermessen.
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Was das Urteil für die Zucht von Nackthunden in Deutschland bedeuten könnte
Das erlassene Zuchtverbot für Nackthunde könnte in Deutschland richtungsweisend werden. Für die Züchterin bedeutet der Beschluss, dass sie ihre Nackthundezucht vorerst weiterhin nicht fortführen darf. Die endgültige Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Ordnungsverfügung bleibt jedoch dem – noch laufenden – Hauptsacheverfahren vorbehalten.
Allerdings zeigte sich auch, dass pauschale Anweisungen zur Kastration von Tieren rechtlich nicht leicht umsetzbar sind. Denn Tiere werden legal nach dem Sachenrecht behandelt, da sie einen Besitzer haben, einen entsprechenden Geldwert haben und nicht allein über ihren Aufenthaltsort bestimmen können. Allerdings wird in der Rechtssprechung immer auch besonders darauf geachtet, dass der Tierschutz bei Entscheidungen stets ausschlaggebend ist.
Das Urteil des VG Gelsenkirchen unterstreicht die strengen Anforderungen des Tierschutzgesetzes an die Hundezucht. Insbesondere bei sogenannten Qualzuchten, also Zuchtlinien mit genetisch bedingten Defekten, kann die zuständige Behörde einschneidende Maßnahmen ergreifen. Das Urteil zeigt jedoch auch, dass solche Maßnahmen verhältnismäßig sein müssen und nicht über das Ziel hinausschießen dürfen.