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So sehr leiden Enten und Gänse für die Daunenproduktion  

Trotz Verbot kommt es noch immer häufig vor, dass Gänse und Enten bei vollem Bewusstsein gerupft werden. Dieses Bild zeigt Gänse auf einer chinesischen Farm.
Trotz Verbot kommt es noch immer häufig vor, dass Gänse und Enten bei vollem Bewusstsein gerupft werden. Dieses Bild zeigt Gänse auf einer chinesischen Farm. Foto: PETA Asia
Dennis Agyemang
Redakteur

21. September 2023, 16:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es sind Szenen, die kaum zu ertragen sind: So zeigt ein Posting der Tierschutzorganisation Peta, wie Gänsen bei vollem Bewusstsein die Federn gezogen werden. Das ist nicht alles: Es ist klar zu sehen, dass die rupfende Person den Hals des Vogels mit dem Knie fixiert.

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Dass die Federn von Enten und Gänsen unter anderem für Bettzeug oder auch Daunenjacken verwendet werden, ist kein Geheimnis. Doch wer dachte, dass die Vögel erst nach dem Schlachten gerupft werden, der liegt falsch. Das beweist Bildmaterial, das die Tierschutzorganisation Peta auf ihren sozialen Netzwerken gepostet hat.

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Darum werden Enten und Gänse lebendig gerupft

So sei es in vielen Ländern nicht ungewöhnlich, die Tiere mehrfach in ihrem kurzen Leben bei vollem Bewusstsein zu rupfen, erklärt PETA-Fachreferentin Johanna Fuoß im Gespräch mit PETBOOK. Zwar sei die Lebendrupfung in den meisten Teilen Europas verboten, doch es gäbe Ausnahmen und Schlupflöcher. In einigen Ländern wie China sei diese Praktik nach wie vor der Standard. Aber warum eigentlich? Wäre es nicht wesentlich einfacher und vor allem humaner, die Tiere erst nach ihrem Ableben zu rupfen?

Nein, denn es gehe um Geld, sagt die Expertin. „Es geht ganz einfach darum, den Profit je Tier zu steigern. Die Tiere haben eine bestimmte Anzahl von Wochen an Mastzeit und bei Gänsen kann man die zwei bis drei Mal lebend rupfen“, erklärt Fuoß. „Man kann somit einfach die dreifache bis vierfache Menge an Federn pro Tier gewinnen.“ Allerdings sehr zum Nachteil der Vögel, da sie währenddessen und auch danach Höllenqualen leiden.

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Lebend gerupft – Alles eine Frage der Qualität?

So seien die Daunen und das Gefieder der Tiere wohl weicher und auch qualitativ hochwertiger, wenn sie von noch lebenden Vögeln kommen, erklärt Fuoß. Dennoch habe die Sache einen gewaltigen Haken: Es gebe kein Verfahren, dass schlussendlich einen Unterschied zeigen könne, ob die Federn lebend oder tot gerupft wurden. „Nachdem die Daunen gereinigt wurden, kann das nicht mehr eindeutig auseinandergehalten werden, da Spuren wie Blut am Schaft und alles andere weggewaschen wurden.“ Selbst unter dem Mikroskop erkenne man keinen Unterschied mehr, so die PETA-Sprecherin.

Grundsätzlich sei das Lebendrupfen in Europa verboten, dennoch gebe es vielerorts Ausnahmen in der Mauser-Zeit. In dieser Zeit dürften einzelne Federn entnommen werden.
Zwar gebe es bei den meisten Vögeln eine Mauserphase, in der die Tiere ihr „abgenutztes“ Gefieder abwerfen, welches wieder neu nachwächst, doch auch in dieser – eine für die Vögel körperlich anstrengende Zeit – sei das Rupfen eine Qual.

»Ganze Hautfetzen werden mit herausgerissen

„Das Problem ist, dass ein Tier ja nie an einem Tag all seine gesamten Federn verliert, sondern es ist ein Prozess, der über mehrere Tage bis Wochen gehen kann. Um die Federn zu gewinnen, kommen sogenannte Brigaden. Das heißt, es sind Arbeiter, die an ein, zwei Tagen auf demselben Hof sind und dort dann eben allen Gänsen im Akkord die kompletten Daunen ausreißen.“ Es liegt auf der Hand, dass sich natürlich nicht alle Vögel gleichzeitig in der Mauser befinden können und die Tiere mit Sicherheit nicht alle Federn zur gleichen Zeit lassen.

„Dadurch ist es für die Tiere mit sehr, sehr großen Schmerzen verbunden, weil viele Federn eben doch noch sehr fest in der Haut stecken. Das heißt, es kommt auch immer wieder dazu, dass auch ganze Hautfetzen mit herausgerissen und die Tiere wirklich blutig hinterlassen werden.“ Berichten zufolge sollen größere Wunden bei den Tieren teils an Ort und Stelle von den Arbeitern zugenäht werden – ohne Betäubung.

Es sind enorme Schmerzen und Stress, dem die Tiere bei der Lebendrupfung ausgesetzt sind.
Es sind enorme Schmerzen und Stress, denen die Tiere bei der Lebendrupfung ausgesetzt sind. Foto: PETA Asia

„Die Tiere haben Glück, wenn die Betäubung im Schlachthof später wirkt!“

Zudem würden die Vögel beim Rupfen auch fixiert, was für sie zusätzliche Schmerzen und auch Stress bedeutet. „Die werden dann häufig wirklich zu Boden gedrückt, teilweise damit sie sich nicht so wehren können. Dabei wird mit dem Knie auf den Hals der Tiere gedrückt, um sie einfach gut im Griff zu haben.“ All das müssen die Tiere bei vollem Bewusstsein und ohne Betäubung über sich ergehen lassen, verrät Johanna Fuoß von der Tierschutzorganisation PETA.

„Die Tiere haben Glück, wenn die Betäubung im Schlachthof später wirkt, weil die Fehlbetäubungsrate ist – unabhängig davon, ob sie lebend oder tot gerupft werden – bei Enten und Gänsen sehr, sehr hoch.“ Das liege daran, dass die Betäubung häufig via Elektrowasserbad stattfände und nicht bei allen gleich erfolgreich funktioniere. „Letztes Jahr haben wir Aufnahmen aus einem ganz normalen Schlachthof in Polen veröffentlicht. Also kein Ausnahmefall, sondern wirklich eher noch Best Practice.“ In den Aufnahmen habe man gut sehen können, dass es zu mehreren Fehlbetäubungen gekommen sei.

»Bei der Schlachtung kommt es noch immer zu Fehlbetäubungen

„Jedes Tier hat eine andere Hemmschwelle, ab wann die Bewusstlosigkeit eintritt, wenn der Strom einsetzt. Einzelne Tiere haben noch sehr stark und gut sichtbar die Flügel gehoben, nachdem der Kehlenschnitt stattgefunden hat.“

Besonders schockierend: Die Elektrowasserbad-Betäubung, bei der die Tiere kopfüber durch ein Wasserbad gezogen werden und dabei Elektroschocks über das Wasser bekommen, ist eines der weit verbreitesten Betäubungsmethoden, die auch hier in Deutschland angewendet wird. Dadurch sollen die betäubten Tiere dann im Anschluss vom erlösenden Kehlenschnitt nichts mehr mitbekommen. Doch bei Fehlbetäubungen dürften die Schlachtung nicht für alle Tiere schmerzfrei sein.

Oft werden die Tiere fixiert, damit sie sich nicht wehren können.
Oft werden die Tiere fixiert, damit sie sich nicht wehren können. Foto: PETA ASIA

Können Verbraucher checken, woher die Daunen kommen?

Doch wie können Verbraucher erkennen, ob die Federn im Bettzeug oder der Daunenjacke im Laden aus solch einer Gewinnung stammen? Eigentlich gar nicht. So könne man sich noch nicht mal auf Zertifikate verlassen, die „ethisch“ produzierte Daunen versprechen. „Lassen Sie sich nicht in die Irre führen“, heißt es dazu auf der Seite von PETA. So bemängelt die Tierschutzorganisation, dass sich hinter diesen Zertifikaten nur „vage Formulierungen, mangelhafte Kontrollen und unzureichende Tierschutzanforderungen“ befänden. Zudem könne oft nicht ausgeschlossen werden, dass die Tiere aus der Stopfleberproduktion kommen.

„Für uns ist die einzige Lösung eine tierfreie Alternative“, erklärt Fuoß zum Schluss. So gebe es mittlerweile viele Jacken und auch Bettzeug, welche mit tierfreien pflanzlichen oder synthetischem Füllmaterial befüllt sei und Federn im Hinblick auf Wärme und Leichtigkeit in nichts nachstünden.

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Quellen

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