24. April 2024, 6:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
König Charles III. gilt eigentlich als passionierter Umwelt- und Klimaschützer. Dennoch gibt es in seinem Königreich einige royale Traditionen, die nicht gerade tierfreundlich sind. PETBOOK zeigt, wo das Tierleid in Großbritanniens Königshaus besonders groß ist.
Seit Mai 2023 hat Großbritannien offiziell einen neuen König: Bei der Krönungszeremonie in der Londoner Westminster Abbey trug Charles III. einen mit Hermelin besetzten Mantel. Das weiße Fell des Großen Wiesels steht seit dem englischen Mittelalter für Reinheit. Mehrere Jahrhunderte später ist Echtpelz in die Kritik geraten – schließlich ist dessen Gewinnung mit viel Tierleid verbunden. Doch das ist noch nicht alles: So viel Tierleid steckt in royalen Traditionen Englands.
Fuchsjagd: Offiziell verboten, immer noch praktiziert
Um die traditionsreiche Fuchsjagd, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert hat, ist in England ein regelrechter Kulturkampf entbrannt. Denn eigentlich ist die Hetzjagd auf lebende Füchse seit 2005 gesetzlich verboten. Erlaubt ist es aber weiterhin, zu Pferd, mit einer Hundemeute eine künstliche Duftspur zu verfolgen. Doch auch beim sogenannten „Legal Trail Hunting“ kommen Wildtiere zu Schaden, kritisieren Tierschützer. Die Jagdhunde würden durch den Geruch echter Füchse abgelenkt, würden diese aufscheuchen und letztlich doch zu Tode hetzen.1
Aufgrund dieses juristischen Schlupflochs ist es den rot gekleideten Jägern weiterhin möglich, trotz des Verbots ihrer Leidenschaft zu frönen. Übrigens: Charles soll vor Jahren gedroht haben, auszuwandern, sollte die Fuchsjagd in Großbritannien komplett verboten werden.2
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Pferderennen: Rasanter, mitunter tödlicher Sport
Die verstorbene Queen Elizabeth II. war als große Pferdeliebhaberin bekannt: Sie war nicht nur eine begabte Reiterin, sondern züchtete auch erfolgreiche Rennpferde. Bereits 1977 ging ihre Stute Dunfermline bei zwei wichtigen Rennen als Siegerin hervor. Beim Royal-Ascot-Rennen holte ihr Pferd Estimate 2013 den Goldenen Pokal.3
Doch inzwischen sind die glamourösen englischen Pferderennen nicht mehr nur für die extravaganten Hüte der Besucherinnen bekannt, sondern auch für dramatische Stürze. Die Tierschutzorganisation League Against Cruel Sports zählt 62 tote Pferde seit dem Jahr 2000. Allein im vergangenen Jahr starben beispielsweise beim traditionsreichen Rennen Grand National in Aintree zwei Pferde. Infolgedessen gab es massive Proteste von Tierschützern sowie 118 Festnahmen.
Hundezucht: Sind die geliebten Corgis der Queen Qualzuchten?
Neben ihren Pferden liebte die Queen auch ihre Corgis über alles. Der vollständige Name dieser britischen Hunderasse lautet Welsh Corgi Pembroke – und bei der sehen einige Tierschützer den Tatbestand der Qualzucht erfüllt.
Als problematisches Merkmal gilt beispielsweise die zuchtbedingte Stummelrute: Denn durch das Fehlen des Schwanzes können Corgis nicht gut mit anderen Hunden kommunizieren. Zu gesundheitlichen Beschwerden können der lange Rücken und die kurzen Beinchen führen. Ähnlich wie der Dackel neigt der Corgi nämlich zu Rückenproblemen und kann Schwierigkeiten beim Laufen und Treppensteigen haben.4
Bärenfellmützen: Muss es wirklich Echtpelz sein?
Sie gehören zu London wie der Big Ben und die Tower Bridge – die auffällig gekleideten Gardisten, die den Buckingham Palace bewachen. Traditionellerweise tragen die Soldaten der Königsgarde rote Jacken und schwarze Bärenfellmützen. Letztere bestehen aus dem Fell kanadischer Schwarzbären.
Tierschützer fordern seit Langem, den echten Pelz der in England getragenen Bärenfellmützen durch Kunstfasern zu ersetzen, um dem Tierleid ein Ende zu setzen. Optisch würde sich dadurch nichts ändern. Doch die grausame Bärenjagd, die für die Herstellung notwendig ist, könnte so beendet werden.
In Kanada ist es nämlich erlaubt, mit Gewehren, Speeren bzw. Pfeil und Bogen Jagd auf Schwarzbären zu machen. Sogar die Frühjahrsjagd ist in einigen kanadischen Provinzen möglich: Während dieser Jahreszeit werden nicht selten Bärenmütter erlegt, was oft auch den Tod ihrer Jungen zur Folge hat.5
Tower-Raben: Beschützer mit gestutztem Gefieder
Zu den Touristenattraktionen der englischen Hauptstadt gehören auch die Kolkraben, die den Tower of London beschützen sollen. Doch warum werden hier überhaupt Raben gehalten?
Einer Legende nach soll die jahrtausendealte Festung fallen, wenn die schwarzen Vögel den Tower of London verlassen sollten – was großes Unheil über das gesamte Königreich bringen würde. Also müssen immer Raben auf dem historischen Gelände leben. Auf Kosten dieser Tradition kommt es in England immer noch zu einem großen Tierleid: Damit die Raben nicht davonfliegen können, werden ihre Schwungfedern gestutzt. Nicht gerade tierfreundlich, oder?