13. Dezember 2024, 18:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit dem politischen Umbruch in Syrien tun sich nun neue Chancen auf – unter anderem auch für den Tierschutz. So konnten jetzt erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs Tierschützer vor Ort Hunde und Katzen in Aleppo versorgen.
Nach dem Umbruch in Syrien konnte erstmals seit fast zehn Jahren wieder eine Tierschutzorganisation vor Ort in der Millionenstadt Aleppo Tiere versorgen. Der Tierschutzverein House of Cats Ernesto, der dort einst gegründet wurde und nach Ausbruch des Bürgerkriegs seine Arbeit einstellen musste, konnte sie wieder aufnehmen. Der Zustand der Tiere sei teilweise erschreckend gewesen, schildert Pressesprecher Christoph May von der Welttierschutzgesellschaft auf Anfrage von PETBOOK.
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Viele Hunde und Katzen leiden unter lange unbehandelten Verletzungen
„Bei den ersten Besuchen unseres Tierschutz-Teams in Aleppo zeigte sich, dass viele Hunde und Katzen offenbar lange unbehandelte Verletzungen und Wunden aufwiesen, weshalb davon auszugehen ist, dass es keine regelmäßige tiermedizinische Versorgung für sie gab.“
So hätten sich vor Ort auch verschiedene Krankheiten wie Durchfall unter den Tieren – darunter Haus- und Nutztiere sowie Streuner – ausgebreitet, berichtet May. „Zudem fehlt es in lokalen Einrichtungen wie Tierheimen an Futter, da dieses aufgrund der großen Armut und der schwierigen Versorgungslage in Aleppo nicht ausreichend zur Verfügung steht.“
„Das Angebot der kostenfreien tiermedizinischen Behandlung nahmen viele Menschen für ihre Katzen wahr“
Der hohe Stellenwert von Katzen als Haustieren sei gerade in Metropolen wie Aleppo deutlich zu sehen, erklärt Christoph May. „Das zeigte sich auch bei unserer mobilen Klinik: Das Angebot der kostenfreien tiermedizinischen Behandlung nahmen viele Menschen für ihre Katzen wahr.“ Gleichzeitig versorge man aber auch die zahlreichen Straßenkatzen – zunächst mit Futter und wenn nötig, auch tiermedizinisch.
Doch wie ist es aktuell um die Infrastruktur für Tierhilfen in dem kriegsgebeuteltem Land bestellt? Eine schwierige Frage, die sich nur schwer beantworten lässt, erklärt Christoph May im Gespräch mit PETBOOK. „Da der Zugang nach Aleppo aus Idlib so lange verwehrt war, fehlt uns aktuell noch der Gesamtüberblick zum tiermedizinischen Angebot dort. Der Zustand der Tiere, die unser Tierschutz-Team in der Stadt vorgefunden hat, lässt aber darauf schließen, dass viele Tiere keine regelmäßige tiermedizinische Versorgung erhielten.“
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„Für uns ist klar, dass wir weiterhin mit aller Kraft an der Seite der Tiere stehen werden“
Und auch der große Andrang der Haustierhalter bei der mobilen Klinik zur kostenlosen Versorgung deute ebenfalls darauf hin, dass es an diesen Angeboten zuletzt gemangelt habe, sagt May. Für die Zukunft des Tierschutzes in und um Aleppo habe man bereits konkrete Pläne. Zunächst stehe die Notversorgung der Tiere ganz klar im Vordergrund. „Diesen Einsatz in Aleppo werden wir zusätzlich sichern, während unser Tierschutzprojekt in Idlib weitergeht. So wollen wir möglichst vielen Tieren helfen.“
Langfristige Pläne könne man in dieser fragilen Situation in Syrien allerdings noch nicht machen, gibt May zu bedenken. „Für uns ist aber klar, dass wir weiterhin mit aller Kraft an der Seite der Tiere und unserer Partnerorganisation stehen werden.“