13. November 2024, 17:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es ist eine ungewöhnliche wie auch erschreckende Geschichte, die sich erst vor wenigen Tagen in München abgespielt hat. In der Hauptrolle Ziege Ronaldo. Sein Halter hatte sich das zwergwüchsige Ziegenjunge besorgt, um mit ihm bei TikTok Aufmerksamkeit und Likes zu generieren. Nun ist Ronaldo im Münchner Tierheim und sucht ein neues Zuhause.
Im Vergleich zu seinem prominenten Namensvetter hatte Zwergziege Ronaldo in seinem bisher kurzen Leben nicht so viel Glück. So wurde er viel zu früh von seiner Mutter getrennt und kam zu einem jungen Mann, der sich das Tier scheinbar nur holte, um sich mit ihm zu profilieren, erzählt Kristina Berchtold vom Münchner Tierheim im PETBOOK-Interview. „Wir wurden vor etwa einem Monat von der Polizei informiert, dass eine Zwergziege beschlagnahmt wurde, die wir abholen und bei uns im Tierheim verwahren und versorgen sollen, bis Weiteres geklärt ist.“
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Ronaldo sollte bei TikTok für seinen Besitzer Likes generieren
Offenbar sei Ronaldo vom Vorbesitzer nur zu Zwecken von TikTok angeschafft worden, fasst die Tierschützerin zusammen. „Er sollte nette Leute und Fotos liefern, die dann möglichst viele Klicks generieren. Die Ziege ist dabei wirklich völlig ungeeignet und nicht artgerecht gehalten worden.“ So sei das mittlerweile etwa 6 Monate alte Junge nämlich viel zu früh von seiner Mutter getrennt worden und sei nachts alleine in einer Garage untergebracht gewesen. „Für so eine kleine Ziege ist das alles wirklich sehr dramatisch“, so das Fazit von Kristina Berchtold.
Doch nicht nur das! „Tagsüber ist Ronaldo offenbar nur im Auto durch die Gegend kutschiert worden, um an einigen Tankstellen gefilmt und zur Schau gestellt zu werden.“ Besorgte Passanten hätten die Not des Tieres erkannt und daraufhin die Polizei verständigt. „Das ist natürlich überhaupt kein geeignetes Umfeld für eine Ziege – schon gar nicht für ein Ziegenbaby!“ Hinzukomme, dass das Tier auch noch alleine gehalten worden sei, erklärt Berchtold. Ziegen seien Herdentiere und brauchten unbedingt Kontakt zu Artgenossen.
Ronaldo ist kleinwüchsig und hat lebenslange gesundheitliche Einschränkungen
Ronaldo habe unter seiner Situation merklich gelitten und trage sehr wahrscheinlich dauerhafte Schäden davon. „Er war sehr unglücklich“, schildert Berchtold den Zustand der jungen Ziege. Hinzu kämen nun auch seine körperlichen Einschränkungen. „Durch die frühe Trennung von seiner Mama ist er stark kleinwüchsig geblieben – ein sogenannter Kümmerling. Er hat wirklich auch schwere Gesundheitsschäden davongetragen, die ihm wahrscheinlich ein Leben lang bleiben.“
Aufgrund diverser Organschäden müsse er beispielsweise nun sein Leben lang Spezialfutter – sogenanntes Lämmerkorn – mit gesteigertem Proteingehalt fressen. Der Grund: sein Stoffwechsel sei durch all das stark beeinträchtigt, erklärt Berchtold im Gespräch mit PETBOOK. „In Zukunft muss man in seiner neuen Herde natürlich darauf achten, dass nur er dieses Lämmerkorn frisst und nicht die ganze Herde. Man muss ihn also ein bisschen gesondert füttern. Er bringt schon einen leichten, erhöhten Pflegeaufwand mit sich und vielleicht auch die ein oder andere Tierarztbehandlung. Das darf man nicht leugnen.“
So geht es Ronaldo aktuell
Doch wie geht es Ronaldo aktuell? Den Umständen entsprechend. Er sei seit seiner Ankunft im Tierheim vom Veterinär durchgecheckt worden und seine Kastration stehe bevor. Dennoch fühle sich der junge Bock sehr einsam.
Doch wer kommt eigentlich für all die Kosten auf, die durch die Sicherstellung und Unterbringung im Tierheim entstanden sind und welche Konsequenzen wird all das für Ronaldos ehemaligen Besitzer haben? „Wahrscheinlich wird das keine schwerwiegenden Folgen für den ehemaligen Halter haben“, schätzt die Tierschützerin. Denkbar sei ein Bußgeld, das der Möchtergern-TikToker womöglich bezahlen muss.
Darum bleibt das Tierheim auf den Kosten sitzen
„Jedenfalls hat der ehemalige Besitzer Ronaldo rückwirkend ans Tierheim abgetreten. Das ist aus Tierschutzsicht in unserem Sinne. Denn wenn er es nicht gemacht hätte, dann hätte er selbst entscheiden können, wo die Ziege hinkommt und das wollten wir verhindern.“ Allerdings habe das den Nachteil, dass das Tierheim nun wohl auf den Kosten für die medizinische Versorgung sowie die Unterbringung sitzen bleibt. Zudem scheint es auch so, als habe der Halter noch immer nicht verstanden, dass die Anschaffung einer Ziege in seinem Fall keine gute Idee war. Denn „wir wissen, dass sich der ehemalige Halter danach gleich wieder eine Ziege zugelegt hat.“
Die sei zwar mittlerweile auf einem Hof untergebracht, aber man wissen nicht, wo und wie, so Berchtold weiter. Nun sei man auf der Suche nach einem neuen Zuhause für Ronaldo, indem die junge Ziege ein artgerechtes Leben führen kann. Erste Angebote gebe es bereits, verrät Kristina Berchtold vom Münchner Tierheim auf PETBOOK-Anfrage.
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Interessenten für Ronaldo können sich noch melden
So habe unter anderem ein Gnadenhof angeboten, die junge Zwergziege bei sich aufzunehmen. Allerdings sei dies noch nicht in trockenen Tüchern. Daher könnten sich Interessenten noch beim Münchner Tierheim melden. Allerdings sollte Ronaldos neue Herde ein paar wichtige Voraussetzungen erfüllen können.
„Er muss natürlich in eine Herde, die verträglich und nett zu ihm ist. Es müssen nicht nur Zwergziegen sein, es können auch größere Ziegen sein, aber sie dürfen ihn halt nicht total unterbuttern. Denn durch seine kleine Größe kann er sich wahrscheinlich nicht so behaupten“, ordnet die Expertin ein.