7. November 2023, 5:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wer sich einen Hund oder eine Katze aus dem Tierheim oder einem Tierschutz-Verein holt, dem steht häufig eine Vorkontrolle bevor. Mit einem solchen Zuhause-Check soll sichergestellt werden, dass Hund oder Katze auch wirklich in gute Hände kommen. PETBOOK verrät, was Sie bei der Besichtigung der Tierschützer erwartet.
Mein Hund Rudi stammt aus dem Tierschutz. Vor über elf Jahren wurde er mir von einer Tierschutzorganisation, die Hunde und Katzen aus dem Ausland vermittelt, anvertraut. Bevor ich ihn bei mir aufnehmen durfte, wurde damals eine Vorkontrolle durchgeführt – solche Checks sind bei Tieren aus dem Tierschutz üblich und nichts, was einen beunruhigen sollte.
Übersicht
- Was ist eine Vorkontrolle?
- Wieso findet eine Vorkontrolle statt?
- Was wird bei der Vorkontrolle geprüft?
- Mögliche Fragen bei der Vorkontrolle
- Wie bereite ich mich auf eine Vorkontrolle durch den Tierschutz vor?
- Gibt es auch eine Nachkontrolle, wenn das Tier eingezogen ist?
- Was passiert, wenn das Tierheim die Adoption nach der Vorkontrolle ablehnt?
- Fazit
- Quellen
Was ist eine Vorkontrolle?
Bei einer sogenannten Vorkontrolle werden die zukünftigen Halter eines Tieres in ihrem Zuhause besucht. Die Vorkontrolle wird bei Hunden und Katzen durchgeführt und soll sicherstellen, dass die Tiere in gute Hände kommen. Während Tierheime eher selten Vorkontrollen durchführen, gelten die Kontrollen bei Tierschutzvereinen meist zum Standard.
In meinem Fall besuchte mich eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Tierschutzorganisation und schaute sich kurz meine Wohnung an. Dass ich zu dem Zeitpunkt im zweiten Stock und auf nur knapp 45 Quadratmetern lebte, störte die Organisation offensichtlich nicht. Was hingegen intensiver abgefragt wurde, waren Dinge wie meine Arbeitszeiten. Ich war damals noch Studentin und dementsprechend viel zu Hause. Ebenfalls abgefragt wurde die Bewegung, die Rudi erhalten würde und Betreuungsmöglichkeiten im Urlaub etc.
Das Ganze dauerte maximal eine Stunde und hinterließ bei mir ein beruhigendes Gefühl. Sollte irgendein unerwartetes Problem auftreten, hätte ich so immerhin eine vertraute Ansprechpartnerin.
Wieso findet eine Vorkontrolle statt?
„Mit Vorkontrollen soll geprüft werden, ob Tiere, die vermittelt werden, auch in die richtigen Hände kommen“, sagt Monika Ehlers aus dem Tierheim Ahrensburg-Großhansdorf. Im Tierheim der ehrenamtlichen Tierschützerin werden zwar keine Vorkontrollen durchgeführt, für sinnvoll hält Frau Ehlers die Kontrollen dennoch: „Wir im Tierheim machen solche Kontrollen grundsätzlich nicht, aber unsere Tierpfleger nehmen sich sehr viel Zeit, um die zukünftigen Halter kennenzulernen.“
Bevor ein Hund oder eine Katze vermittelt werden, finden mehrere Besuche statt und zukünftige Halter werden intensiv beraten, ob das Tier auch zu ihnen passt. „Das A und O ist, dass es dem Tier gut geht“, sagt Monika Ehlers. Dies sei am wahrscheinlichsten, wenn man sich ein ganz genaues Bild von den zukünftigen Haltern macht.
„Mit Vorkontrollen lässt sich prüfen, ob die Bewerber auch wirklich die Wahrheit erzählen“, sagt Monika Ehlers. So lasse sich auch prüfen, ob jemand, der sich für einen Hund interessiert und angibt, tagsüber da zu sein, nicht etwa acht Stunden aus dem Haus ist, und ob Tierhaltung in der Wohnung auch wirklich erlaubt ist. „Wichtig sind auch Gegebenheiten, wie zum Beispiel Treppen“, sagt Monika Ehlers. Ein Hund, der sehr alt sei und nicht mehr richtig laufen könne, werde mit einer Wohnung im dritten Stock seine Probleme haben. „In solchen Fällen sagt man auch mal, dass das nicht so gut passt“, sagt Frau Ehlers.
Was wird bei der Vorkontrolle geprüft?
Das Wichtigste vorab: Sie müssen keine Angst vor der Vorkontrolle haben! Wer alle Angaben im Selbstauskunftsbogen ehrlich und gewissenhaft gegeben hat, der hat wirklich nichts zu befürchten. Ganz im Gegenteil. „Wir freuen uns ja, wenn jemand einem Tier ein Zuhause geben will. Wichtig ist aber, dass es auch wirklich passt“, sagt Monika Ehlers.
Damit es passt, müssen je nach Tier gewisse Anforderungen erfüllt werden: Wer einen Hund hat, sollte beispielsweise nicht gezwungen sein, tagsüber stundenlang unterwegs zu sein. Sehr alte Tiere sollten nicht zu viele Treppen steigen, dagegen könnten junge und verspielte Tiere mitunter alte Menschen überfordern. Wer eine Katze hat, sollte sich Gedanken darüber gemacht haben, ob das Tier Freigang erhält. Tierschützer achten bei Katzen auch besonders auf einen gesicherten Balkon und Kippschutz an den Fenstern.
Die Vorkontrolle ist somit vor allem ein Beratungsgespräch mit Besichtigung der Wohnungsgegebenheiten. Für Sie als zukünftige Halter hat die Vorkontrolle den Vorteil, dass Ihnen Probleme und Schwierigkeiten so bewusst werden und Sie eine Person haben, die Ihnen alle Fragen zum Familienzuwachs beantworten kann.
Mögliche Fragen bei der Vorkontrolle
- Dürfen Sie in Ihrem Mietverhältnis ein Tier halten?
- Wie viel Zeit haben Sie?
- Wer betreut das Tier im Notfall oder Urlaub?
- Wie lange muss das Tier allein bleiben?
- Haben Sie bereits Erfahrung mit einem Tier?
- Wie viel Bewegung bekommt das Tier?
Auch interessant: Vermittlungsregeln im Tierheim: »Diese Menschen bekommen von uns keinen Hund
Wie bereite ich mich auf eine Vorkontrolle durch den Tierschutz vor?
Im Grunde genommen muss man sich auf eine Vorkontrolle nicht gesondert vorbereiten, denn man beschafft sich ja gerade alle Gegenstände für das neue Tier. Dann hat man sich in der Regel bereits Gedanken darüber gemacht, wohin das Katzenklo kommt, wie viele Näpfe man kauft, wohin man das Bett des Tieres stellt.
Bei der Vorkontrolle geht es vor allem darum, einem Tier ein sicheres, dauerhaftes Zuhause zu vermitteln. Wenn Sie sich anders geben, als Sie sind, ist damit niemanden geholfen; immerhin wollen Sie eine dauerhafte, gesunde Beziehung mit Ihrem Tier pflegen.
Vorgespielte Tatsachen können deshalb am Ende zu einer großen Enttäuschung führen. Wenn ein Hund keine Katzen mag und ihr Tier während des Vorbesuchs gerade im Freigang unterwegs ist, folgt das Drama, sobald beide Tiere aufeinandertreffen. Machen Sie sich bewusst, dass das Tier es gut haben soll.
Gibt es auch eine Nachkontrolle, wenn das Tier eingezogen ist?
Nach der Vorkontrolle wissen Sie meist schon in etwa, ob Sie und das Tier, für das Sie sich interessieren, zusammenpassen. Wenn alles okay ist, können Sie in den nächsten Tagen den neuen Familienzuwachs bei sich begrüßen.
Manche Tiervereine besuchen das vermittelte Tier anschließend auch noch ein weiteres Mal. Eine solche „Nachkontrolle“ kennt auch Monika Ehlers. „Bei uns gibt es in Ausnahmefällen Nachkontrollen“, sagt die Tierheim-Vorsitzende. Nachkontrollen führe sie durch, wenn sie ein ungutes Bauchgefühl habe.
„Bei einer Nachkontrolle checken wir, ob das Tier auch gut versorgt wird und gucken, ob es frisches Wasser hat und wie gut sich gekümmert wird.“ Auch bei der Nachkontrolle sei aber nicht das Ziel, das Tier wieder aus seiner Umgebung zu reißen. „Wenn wir bemerken, dass der Halter überfordert ist, versuchen wir, beratend zur Seite zu stehen“, sagt Monika Ehlers.
Was passiert, wenn das Tierheim die Adoption nach der Vorkontrolle ablehnt?
In der Regel bekommt man eine Frist, wenn bei der ersten Vorkontrolle nicht alles bereits passt. Manche Tierschützer bieten zum Beispiel an, im Nachhinein Fotos von Anschaffungen oder Katzennetz am Balkon zuzuschicken und stimmen im Nachhinein der Adoption zu.
Doch manchmal passt es einfach nicht. Eine Ablehnung sollten Sie daher nicht persönlich nehmen und als grundsätzliche Absage auffassen. Möglicherweise hat der Mitarbeiter des Tierheims oder des Tierschutzes ein schlechtes Bauchgefühl, was die Vermittlung angeht. Sie kennen die Tiere, die sie pflegen, meist ziemlich gut und würden einen Hund nach Beißvorfall nicht an begeisterte Ersthalter ohne Hundeerfahrung vermitteln. Manchmal passen Tier und potenzieller Halter auch einfach nicht zusammen. So kann es zum Beispiel sein, dass manche Hunde auf Kinder gestresst reagieren und deshalb nicht in eine Familie mit Kindern vermittelt werden. Es ist für alle Beteiligten besser, dies vor einem möglichen Einzug des Tieres festzustellen. Auch wenn man immer die Gelegenheit hat, ein bereits adoptiertes Tier wieder abzugeben. Dies sollte im besten Fall jedoch vermieden werden.
Fazit
Eine Vorkontrolle ist eine Maßnahme, die von Tierschutzvereinen und mitunter auch von Tierheimen durchgeführt wird, um sicherzugehen, dass das vermittelte Tier es in seiner zukünftigen Familie guthat. Bei der Vorkontrolle werden Angaben zu Alltag und Wohnsituation überprüft. Angst haben brauchen Sie vor der Vorkontrolle nicht: seien Sie entspannt und geben Sie sich so, wie Sie wirklich sind. Dann steht einem langen, glücklichen Zusammenleben nichts im Wege.
„Adopt, don’t shop“ Was Sie beachten müssen, wenn Sie Hunde aus dem Tierschutz adoptieren
Strenge Kriterien Vermittlungsregeln im Tierheim: »Diese Menschen bekommen von uns keinen Hund
Zweite Chance Was man beachten sollte, wenn man eine Katze aus dem Tierheim adoptiert
Quellen
- Mensch-und-tier-zuliebe.de, „Vorkontrolle im künftigen Zuhause“ (aufgerufen am 06.11.2023)
- Tierschutz-rheiderland.de, „Warum Vorkontrolle wichtig ist“ (aufgerufen am 06.11.2023)