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Aus dem Ausland

Warum Flugpatenschaften für Tierschutztiere in der Kritik stehen

Hunde in Transportboxen im Ladebereich des Flugzeugs
Bei Flugpatenschaften reisen Hunde oder Katzen aus dem Tierschutz auf dem Namen des Flugpaten mit, um in ein neues Zuhause zu gelangen Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

30. August 2023, 5:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Flugpatenschaften ermöglichen es Tieren aus dem Auslandstierschutz per Flugzeug ins neue Zuhause zu gelangen. Da sie nicht einfach alleine reisen können, braucht es einen Menschen, auf dessen Namen sie mitfliegen – den Flugpaten. Doch dieses Vorgehen wird von einigen Tierschützern und Tierfreunden kritisiert.

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An sich klingen Flugpatenschaften für Haustiere nach einer guten Sache. Urlaubsrückkehrer bringen bei ihrem Heimflug aus Griechenland, Spanien oder der Türkei Hunde und Katzen mit nach Deutschland, weil diese vor Ort kaum Vermittlungschancen gehabt hätten. Doch Amtstierärzte und sogar viele Tierschützer sehen die Mitnahme von Haustieren aus dem Ausland kritisch. Aber wo liegt genau das Problem?

Was braucht man für eine Flugpatenschaft?

In den sozialen Netzwerken werden immer wieder Flugpaten für Hunde und Katzen gesucht, die aus dem südlichen Ausland nach Deutschland reisen sollen. Das Prozedere klingt denkbar einfach: Eine ausländische Tierschutzorganisation kümmert sich um die Abwicklung, stellt die notwendigen Papiere sowie die Transportbox zur Verfügung und trägt unter Umständen sogar die entstehenden Mehrkosten.

Der Reisende soll also tatsächlich nur als Pate fungieren und übernimmt keinerlei rechtliche oder moralische Verpflichtung für das Tier. Er stellt lediglich eine Beförderungsmöglichkeit zur Verfügung, denn der Vierbeiner reist auf seinen Namen mit. Kleine Hunde und Katzen dürfen bei manchen Airlines sogar mit in die Passagierkabine, größere fliegen im Frachtraum mit. Am Zielflughafen wird das Tier dann an Dritte übergeben, die sich um die Vermittlung kümmern.

Kritik an Flugpatenschaften für Haustiere

Flugpatenschaften könnten eine vielversprechende Möglichkeit für tierliebe Menschen sein, Hunden und Katzen in Not zu helfen und ihnen ein artgerechtes Leben in Deutschland zu ermöglichen. Dennoch warnen Veterinärämter davor, Tiere aus dem südlichen Ausland mitzubringen. Denn es besteht die Gefahr, dass schwere Infektionskrankheiten wie Tollwut, Leishmaniose, Ehrlichiose und Babesiose eingeschleppt werden.

„Oft ist die Herkunft der kranken Tiere unbekannt oder wird sogar verschleiert“, berichtet Kathrin Dinort, Tierärztin beim Landratsamt Bodenseekreis. Und auch Peter Hauk, Minister für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, sieht die Flugpatenschaften kritisch und mahnt: „Tiere, die verbotenerweise im privaten Reiseverkehr mit der Absicht der späteren Abgabe mitgeführt werden, unterliegen strengeren tierseuchenrechtlichen Einreisebestimmungen. Die Umgehung der Vorschriften durch Tarnung der Transporte als privaten Reiseverkehr ist illegal.“

Was aus Tierschutzsicht gegen eine Flugpatenschaft spricht

Auch der Deutsche Tierschutzbund lehnt Flugpatenschaften für Straßenhunde ab. Die Tierschutzexperten betonen, dass Hunde nur im Einzelfall nach Deutschland importiert werden sollten – und das auch nur aus Ländern, in denen sich das Prinzip „Fangen, Kastrieren, Freilassen“ rechtlich nicht umsetzen ließe.

Übrigens sind es nicht immer arme Streuner, die per Flugpatenschaft nach Deutschland gebracht werden sollen. Inzwischen sind Fälle von Einzelpersonen und Organisationen bekannt geworden, die speziell für den deutschen Markt gezüchtete Hunde oder Katzen mittels Flugpatenschaft nach Deutschland ausfliegen lassen. Das schadet natürlich den deutschen Tierheimen, in denen zahllose Vierbeiner auf eine zweite Chance warten.

Statt Flugpatenschaft: Alternativen für Tierfreunde

Was können Tierfreunde tun, die den Auslandstierschutz unterstützen wollen, wenn Flugpatenschaften für Haustiere keine Option sind? Seriöse Organisationen wie der Deutsche Tierschutzbund engagieren sich auch im Ausland, versorgen Straßenhunde und -katzen und führen Kastrationsaktionen durch. Durch Spenden können Tierliebhaber diese wichtige Arbeit unterstützen.

Natalie Dekcer, PETBOOK-Autorin

Meine Meinung

„Ich persönlich finde es erschreckend, wie viele wohlmeinende Tierfreunde sich als Flugpaten einspannen lassen – im festen Glauben, den Vierbeinern dadurch zu helfen. Doch oftmals sind solche Transporte illegal und bergen die Gefahr, ausgerottete Tierkrankheiten wie Tollwut nach Deutschland einzuschleppen. Handelt es sich dann nicht einmal um echte ,Notfellchen’, sondern um kommerzielle Züchtungen, wird der Tierschutzgedanke ad absurdum geführt.“Natalie Dekcer, PETBOOK-Autorin
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Quellen

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