27. Dezember 2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Zoo Zajac galt mit seinen mehr als 200.000 Tieren lange als größte Zoohandlung der Welt. Doch nun hat das Unternehmen, das sich selbst den „Supermarkt der Tiere“ nennt, überraschend Insolvenz angemeldet. Wie geht es jetzt weiter – und was wird aus den Tieren?
Zoo Zajac ist vor allem eines: groß. Mit 13.000 Quadratmetern gilt das Unternehmen als das größte Zoofachgeschäft der Welt. Mehr als 1.000 Aquarien, Dutzende von Teichbecken und Volieren sowie mehrere hundert Terrarien befinden sich auf der großzügigen Ladenfläche. Rund 3.000 Arten mit insgesamt 200.000 Tieren werden hier gehalten und zum Verkauf angeboten. Doch damit könnte bald Schluss sein, denn Zoo Zajac hat Insolvenz angemeldet.1
Auch interessant: Zoo Zajac stellt Hundeverkauf ein! Aber nicht aus Tierschutzgründen
Die Mitarbeiter sind bereits informiert
Dennoch wolle man den Betrieb im Duisburger Norden vorerst uneingeschränkt fortführen, heißt es von Seiten der Insolvenzverwaltung auf Anfrage von PETBOOK. So seien die Löhne und Gehälter der rund 150 Mitarbeitenden über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Zudem seien alle Beteiligten bereits in Kenntnis gesetzt worden – die Mitarbeitenden ebenso wie die wichtigsten Lieferanten, erklärt Insolvenzverwalterin Sarah Wolf in einer Mitteilung.
„Wir haben unmittelbar nach dem Insolvenzantrag die Beschäftigten informiert. Das Team will den gemeinsamen Kurs der Sanierung unterstützen, damit Zoo Zajac in eine langfristig gesicherte Zukunft blicken kann.“ in den kommenden Wochen will das Insolvenzteam die Lage noch genauer analysieren und das Sanierungskonzept konkretisieren. Dabei zeigt sich Wolf recht zuversichtlich. „Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung sind gut und wir können den Verkauf ohne Einschränkungen fortsetzen. Auch das Team ist weiter motiviert und zieht mit“, so Wolf. Demnach sei die fachgerechte Betreuung aller Tiere gesichert.
Was wird aus den Tieren, wenn Zoo Zajac nicht gerettet werden kann?
Doch was wird aus den Tieren, wenn Zoo Zajac – anders als erwartet – doch nicht gerettet werden kann? Das ist eine Frage, die trotz aller Zuversicht auch gestellt werden muss. Schließlich geht es hier um Lebewesen. In diesem Fall würde die hohe Anzahl der Tiere im Sortiment schnell zum Nachteil. Zudem können über diesen Anbieter auch viele Tiere gekauft werden, die nicht jedermann halten kann oder sollte, wie etwa besonders exotische Tiere. Ein Punkt, der schon lange von Tierschützern kritisiert wird (PETBOOK berichtete).
Und auch ein Sanierungskonzept dürfte mit Veränderungen daherkommen, die dafür sorgen dürften, dass man sich von „Ladenhütern“ – also Tieren – trennt, die sich nicht gut verkaufen lassen und somit nur Kosten produzieren. Doch wohin mit ihnen? Landen diese dann in Zoos, Auffangstationen oder in Tierheimen? Vor dem Hintergrund, dass Tierheime und Auffangstationen schon jetzt längst an ihre Grenzen gestoßen sind, würde eine Flut weiterer Tiere die ohnehin angespannte Situation verschlimmern.
Tierschutzorganisation Peta schaltet sich nun ein
Diese Sorge teilt auch die Tierschutzorganisation Peta, wie Lisa Redegeld im Gespräch mit PETBOOK erklärt. „Wir machen uns große Sorgen um die schätzungsweise 200.000 Tiere in dem Geschäft“, so die Sprecherin. „Weder die Behörden noch die Tierheime in der Region könnten eine so große Anzahl an Tieren unterbringen, wenn das Geschäft geschlossen würde.“
Daher wolle man sich nun an den Insolvenzverwalter und die Behörden wenden und „deutlich machen, dass die Rettung der Tiere, das heißt die sukzessive Vermittlung, jetzt höchste Priorität haben muss.“ Zudem fordert Peta vom angeschlagenen Unternehmen, dass keine neuen Tiere mehr hinzukommen dürften.
So kam die Krise zustande
Auf PETBOOK-Anfrage, was im Zweifelsfall mit den Tieren passieren wird und ob man sich nun aus dem Exotenverkauf zurückziehe, heißt es Seitens von Zoo Zajac: „Das primäre Ziel in dem nun laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren ist der Erhalt des Unternehmens Zoo Zajac GmbH – und zwar in einem möglichst großen Umfang. Das dient auch der möglichst umfangreichen Befriedigung der Ansprüche der Gläubiger – denn das ist das primäre Ziel eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens.“
Allerdings sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um eine Aussage dazu zu treffen, „welche Maßnahmen im Zuge der Sanierung des Unternehmens sinnvoll und erforderlich sind“. Man habe aber schon begonnen nach geeigneten Investoren oder Käufern zu suchen, heißt es.
Mindestens genauso spannend wie der Verbleib der Tiere dürfte aber auch die Frage sein, wie es überhaupt zu dieser Krise bei Zoo Zajac kommen konnte. Denn zu seiner Blütezeit konnte das Unternehmen einen Jahresumsatz von stattlichen 15 Millionen Euro einfahren.2 Als wesentliche Ursachen für die Krise, die letztendlich zur Insolvenz führte, nannte das Unternehmen die stark gestiegenen Preise für Wareneinkauf und Transport sowie die gestiegenen Energiekosten. Mehrere gescheiterte Kreditverhandlungen über eine weitere Zwischenfinanzierung waren dann der konkrete Auslöser für den Insolvenzantrag, heißt es dazu weiter.
„Der Tag, an dem der Tierverkauf bei Zoo Zajac endgültig endet, wird ein guter Tag für den Tierschutz“
Was die Insolvenz nun konkret für das Unternehmen und seine Zukunft bedeutet, bleibt abzuwarten. Doch wenn es nach der Tierschutzorganisation Peta geht, wird es bald vorbei sein mit dem Verkauf von Tieren im großen Stil. „Der Tag, an dem der Tierverkauf bei Zoo Zajac endgültig endet, wird ein guter Tag für den Tierschutz“, erklärt Peta-Sprecherin Lisa Redegeld.
„Wiederholt haben wir gravierende Missstände bei der Tierhaltung im Ladengeschäft aufgedeckt und auch wegen des Verkaufs von Tieren im Handel sind Tierheime am Rand ihrer Kapazität und verhängen teils Aufnahmestopps. Die Verantwortlichen von Zoo Zajac haben in der Vergangenheit häufig genug bewiesen, dass es ihnen nur um den Profit und keineswegs um das Wohl der Tiere geht.“
Zoo Zajac Peta fordert Verkaufsstopp für größtes Zoofachgeschäft der Welt
Gründer des größten Zoofachgeschäftes Norbert Zajac gestorben! Was wird nun aus dem umstrittenen Zoo Zajac?
Umstrittenes Zoogeschäft Zoo Zajac stellt Hundeverkauf ein! Aber nicht aus Tierschutzgründen
„Wir raten jedem potenziellen Investor, die Finger von diesem skrupellosen Geschäft mit Tieren zu lassen“
So habe man bei Peta erst kürzlich Aufnahmen zugespielt bekommen, die verhaltensauffällige Frettchen und ein Faultier, sowie Rochen zeigten. Diese seien bei Zoo Zajac „unter artwidrigen Bedingungen gehalten und zu Besuchermagneten degradiert“ worden, klagt die Tierschützerin. „Wir raten jedem potenziellen Investor, die Finger von diesem skrupellosen Geschäft mit Tieren zu lassen, denn der Missbrauch von Tieren für den Profit hat keine Zukunft.“
Warum die Insolvenz gut und schlecht zugleich ist
„Zoo Zajac steht vor allem wegen der Haltung und des Verkaufs von exotischen Tieren schon lange in der Kritik. Die Insolvenz könnte endlich ein Aus für den Verkauf bedeuten, da die Haltung und Betreuung von Tieren wie Krokodilen, Faultieren oder Rochen sehr kostenintensiv ist. Sollte dies aber tatsächlich der Fall sein, stellt sich die Frage, was mit den ganzen Tieren passiert. Viele benötigen eine hohe Fachkenntnis und können nicht einfach abverkauft oder ins Tierheim vermittelt werden. Trotzdem hoffe ich, dass Zoo Zajac den Verkauf von Tieren einstellt, denn das wäre zumindest für die Tiere langfristig die beste Lösung.“