20. Februar 2024, 10:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Obwohl man Spatzen überall sieht, wissen viele wenig über die Tiere. Sind sie vom Aussterben bedroht? Wie alt werden die Tiere? Welche Nahrung bevorzugen sie? PETBOOK hat Expertinnen und Experten befragt und verrät 9 spannende Fakten über die heimischen Singvögel.
Schon von Weitem hört man sie zwitschern, gut versteckt in Bäumen und Hecken. In der Stadt hüpfen sie überall herum – zum Beispiel in der Nähe von Imbissbuden, aufmerksam nach herunterfallenden Krümeln Ausschau haltend. Mit den Menschen haben sie sich schon lange arrangiert. Die Rede ist von Haussperlingen, umgangssprachlich bekannt als Spatzen. Die heimischen Singvögel trifft man fast überall, aber die wenigsten wissen, wie die Vögel wirklich leben oder wie alt sie werden. PETBOOK sprach mit Tierschützern und Experten über die beliebten Vögel und verrät 9 Fakten zu Spatzen, die Sie garantiert noch nicht wussten!
Übersicht
- Spatzen gibt es weltweit
- Spatzen werden erst im Erwachsenenalter Vegetarier
- Spatzen vernichten Unkraut
- Spatzen schlafen gerne in Hecken
- Spatzen könnten bald zu den gefährdeten Arten gehören
- Spatzen werden bis zu 20 Jahre alt
- Spatzen können zutraulich sein, bleiben aber Wildtiere
- Spatzen und Tauben können gut miteinander
- Spatzen übertragen keine Krankheiten
Spatzen gibt es weltweit
Spatzen sind fast überall auf der Welt zu Hause. Der Singvogel trägt den wissenschaftlichen Namen Passer domesticus lebt nicht nur in Deutschland, sondern ist auch in Indien, Nord- sowie Südamerika und verbreitet. Hier kann man den Haussperling zum Beispiel in Grünanlagen in dichtbesiedelten Gebieten, in Dörfern oder Kleingartenanlagen beobachten.
Weibliche und männliche Tiere unterscheiden sich an der Zeichnung ihres Gefieders. So haben Männchen einen schwarzen Kehlfleck und Brustlatz. Die Kopfplatte ist sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen grau eingefärbt. Die Männchen sind ansonsten kastanienbraun. Das Gefieder der Weibchen ist ebenfalls braun, allerdings etwas heller als das der Männchen. Hinter dem Auge ist ein heller Streifen erkennbar.
Neben dem Haussperling ist auch der Feldsperling in Deutschland weitverbreitet. Obwohl man sie auf den ersten Blick kaum unterscheiden kann, ist das bei genauem Hinsehen doch möglich. Denn im Gegensatz zum Feldsperling hat der Haussperling eine graue Kopfplatte (wie die graue Hauswand), während der Feldsperling eine braune Kopfplatte und einen schwarzen Wangenfleck hat.
Stefanie Bernhardt, Pressereferentin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV), liefert eine Eselsbrücke, mit deren Hilfe sich Feld- und Haussperling ganz einfach unterscheiden lassen: Die Kopfplatte des Haussperlings ist grau – „wie eine graue Hauswand“. Dem gegenüber ist der Wangenfleck des Feldsperlings braun „wie das bräunliche Feld“.
Spatzen werden erst im Erwachsenenalter Vegetarier
Sämereien von Gräsern sind, so vorhanden, die bevorzugte Nahrungsquelle von Spatzen. Je nach Region zählen dazu Getreide, aber auch Knospen und Blätter. Im urbanen Raum haben auch menschliche Abfälle, Nahrungsreste und angebotenes Vogelfutter einen beträchtlichen Anteil an der „Spatzendiät“.
Rein pflanzlich ist die allerdings nicht, betont Martin Rümmler – insbesondere nicht die Nahrung von Jungtieren. Der Referent für Vogelschutz beim NABU erklärt: „Jungtiere werden hauptsächlich mit tierischer Kost großgezogen, zum Beispiel mit Insekten und Spinnen. Und wie bei anderen insektenfressenden Vogelarten ist die Menge an vertilgten Insekten während der Jungenaufzucht nicht zu unterschätzen. Je älter die Tiere werden, desto größer wird der pflanzliche Anteil ihrer Nahrung“.
Hinweis: Vom Füttern von Brot- und Gebäckresten sollten Sie laut Aussage des Experten übrigens absehen – auch wenn die Tiere sie gerne annehmen. Sie sind „eher ungeeignet“ für Haussperlinge.
Spatzen vernichten Unkraut
Unkrautsamen stehen bei Spatzen hoch im Kurs. Deshalb sind Haussperlinge eine gute Unterstützung beim Gärtnern. Stephanie Bernhardt ist Referentin beim Landesbund für Vogelschutz Bayern e.V. (LBV). Sie betont: „Haussperlinge fressen Unkraut, noch bevor es entsteht. Auch Insekten, Käfer, Raupen, Larven, Blattläuse, Ameisen und anderes kleine Getier werden gerne genommen.“
Spatzen schlafen gerne in Hecken
Wird es dunkel, finden Spatzen sich in Gruppen zusammen und ziehen sich zum Übernachten in dichte Hecken, Büsche und Bäume zurück. Auch schlafen sie, sofern die Möglichkeit besteht, an geschützten Stellen von Gebäuden oder gar in alten Mehlschwalbennestern. Martin Rümmler betont: „Deswegen sind neben dem Brutplatzschutz an Gebäuden auch der Erhalt und die Schaffung von Grünflächen mit Hecken, Busch- und Baumstrukturen im städtischen Raum essenziell.“
Spatzen könnten bald zu den gefährdeten Arten gehören
Bei der „Stunde der Gartenvögel“, einer jährlich stattfindenden, vom NABU organisierten Zählaktion, an der sich 2024 mehr als 130.000 Vogelfreundinnen und -freunde beteiligt haben, belegte der Haussperling mit fast 590.000 Sichtungen Platz 1 der am häufigsten an Futterstellen gesichteten Vogelarten. Das sind vier Prozent mehr Sichtungen als noch im Vorjahr. Trotzdem herrscht Besorgnis um den Fortbestand der heimischen Singvögel.
Dies bestätigt auch LBV-Pressereferentin Stefanie Bernhardt. Die Expertin ist besorgt um den mittelfristigen Bestand der Art. Sie betont: „Haussperlinge sind nicht akut gefährdet. Trotzdem ist der Schwund inzwischen so dramatisch, dass die Art seit 2016 auf der Vorwarnliste der Roten Liste steht. Das bedeutet: Die Bestände sind so rückläufig, dass die Art bald gefährdet sein wird, wenn nichts gegen den Schwund unternommen wird.“
Verantwortlich für den Schwund sei laut Ansicht der Expertin vor allem das Fehlen geeigneter Nistmöglichkeiten in Nischen und unter Dächern. Zudem leiden die Vögel unter der Tatsache, dass weniger Natur im Siedlungsraum für die Tiere zur Verfügung steht.
Doch auch die Landwirtschaft sieht die Expertin in der Verantwortung. Bernhardt betont: „Es mangelt an Nahrung wegen der intensiven Landwirtschaft und dem Rückgang von Kleintier- und Pferdehaltung. Durch Versiegelung der Landschaft fehlen außerdem Stellen für Staubbäder. Diese benötigen die Spatzen zur Gefiederpflege. Die feinen Sandkörner dringen in das dichte Gefieder und entfernen so unliebsame Parasiten.“
Spatzen werden bis zu 20 Jahre alt
Spatzen wiegen laut der Deutschen Wildtier Stiftung nur 20 bis 30 Gramm. Das ist ungefähr so viel wie ein Champignon. Weil sie so leicht sind, kann schon ein harter Winter ein Spatzen-Leben beenden.
Die jährliche Sterblichkeitsrate von Spatzen liegt laut Aussage von NABU-Referent Martin Rümmler bei etwa 50 Prozent. Er sagt: „Vögel in Gefangenschaft können nachweislich bis zu 20 Jahre alt werden. In der Natur sind auch Individuen dokumentiert, die älter als zwölf und bis zu 20 Jahre alt geworden sind. Bei einer jährlichen Sterblichkeitsrate von etwa 50 Prozent werden die Tiere in den meisten Fällen aber nur ein paar Jahre alt.“
Spatzen können zutraulich sein, bleiben aber Wildtiere
Spatzen sind an Menschen gewöhnt und haben deshalb keine Scheu, sich ihnen zu nähern. Im Gegenteil: Sie sind frech und neugierig. Landen beim Essen im Freien Brotkrümel auf dem Boden, kommen sie auch in unmittelbare Nähe, kommen sie auch in unmittelbare Nähe. Bietet man Futter an, kann es durchaus vorkommen, dass sie aus der Hand eines Menschen fressen.
Trotzdem sollte man auf keinen Fall davon ausgehen, dass Haussperlinge gezähmt oder wie Hunde trainiert werden können. Stefanie Bernhardt vom LBV betont: „Spatzen lassen sich nicht zähmen, oder wie Greifvögel, die für die Jagd trainiert werden, dazu bringen, etwas für den Menschen tun.“
Keinesfalls sollte man Spatzen in Käfige sperren, um sie zu Hause zu halten. Die Expertin betont: „Spatzen dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Sie sind Wildtiere.“
Spatzen und Tauben können gut miteinander
Sowohl Tauben als auch Spatzen sieht man in der Stadt häufig – zum Beispiel in der Nähe von Mülleimern, wo sie Nahrungsabfälle aufpicken, oder in Grünanlagen. Während die als „Ratten der Lüfte“ verschrienen Tauben einen schlechten Ruf haben, empfinden Spatzen viele als niedlich. Doch wie stehen die beiden Tierarten eigentlich zueinander? Konkurrieren sie um Nahrung oder Brutplätze? Gibt es Kämpfe zwischen Tauben und Spatzen?
Auf diese Fragen hat Martin Rümmler vom NABU eine Antwort. Er sagt: „Tauben und Spatzen stehen zum Beispiel mit Blick auf Brutplätze kaum in Konkurrenz zueinander. Sie zeigen auch kein zwischenartliches aggressives Verhalten. Anders als Spatzen füttern Tauben ihren Nachwuchs nicht mit Insekten. Taubeneltern verfüttern die sogenannte Kropfmilch, ein energiereiches Sekret. Tierische Kost spielt allgemein eine nur untergeordnete Rolle in der Straßentaubendiät.“
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Spatzen übertragen keine Krankheiten
Wie jedes Wildtier können auch Spatzen Krankheitserreger und Parasiten in sich tragen. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Viren automatisch Menschen schädigen, betont Wirth. Die LBV-Expertin sagt: „99,9 % dieser Erreger und Parasiten sind wirtsspezifisch und können vielleicht auf andere Vogelarten übertragen werden, aber nicht auf den Menschen.“