1. Oktober 2024, 6:23 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Einen Papagei artgerecht zu ernähren, ist gar nicht so einfach. Viele fertige Futtermittel sollen Haltern dabei unter die Arme greifen und werden häufig mit gutem Gewissen gekauft. Allerdings enthalten einige konventionelle Produkte Erdnüsse – die unter Umständen tödliche Konseqenzen für Papageien haben können!
Stehen Erdnüsse auf dem Tisch, ist es kaum möglich, nicht zuzugreifen. Umso schöner ist es daher, dass ungesalzene Erdnüsse, die noch in ihrer Schale stecken – in Maßen genossen –sogar gesund sein sollen. Das allerdings gilt nur für Menschen. Papageien dagegen sollten von Erdnüssen grundsätzlich ferngehalten werden. Vor allem Erdnüsse aus der Schale dürfen sie nicht fressen. Ansonsten drohen den Vögeln schwerste gesundheitliche Probleme, die sogar zum Tod der Tiere führen können. Warum Papageien niemals Erdnüsse fressen sollten, wie sie sich auf die Gesundheit der Tiere auswirken können und was die gefürchtete Krankheit Aspergillose damit zu tun hat, erläutert PETBOOK.
Die richtige Ernährung für Papageien
Wie Papageien ernährt werden sollten, hängt vor allem von der jeweiligen Art ab: Graupapageien etwa vertragen es etwas fettreicher. Kakadus und Amazonen hingegen neigen bei zu fettreichem Futter wie etwa Sonnenblumenkernen dazu, unnötig Gewicht zuzulegen.
Nahezu alle Arten fressen jedoch gerne Obst und Gemüse, darunter Trauben, Nektarinen, Salatgurke und gekochte Kartoffeln. Auch Beeren, fertiges Keim- und Trockenfutter sowie frische, zarte Zweige werden gerne genommen und sollten auf dem Papageien-Speiseplan nicht fehlen.
Erdnüsse jedoch sind tabu – und das aus einem triftigen Grund: Sie sind häufig mit Schimmelpilzsporen belastet. Diese können bei Papageien die gefürchtete Aspergillose auslösen. Besonders Erdnüsse in der Schale bergen diese Gefahr, doch auch geschälte Erdnüsse, wie sie häufig in Standard-Vogelfutter enthalten sind, Walnüsse und Körnerfutter können mit Sporen belastet sein.1
Was ist Aspergillose?
Aspergillose ist eine Pilzkrankheit der Lunge und der Atemwege, die bei Papageien sogar relativ häufig auftritt. Ausgelöst wird die Krankheit vor allem durch Pilzsporen verschiedener Aspergillus-Schimmelsorten. Die Erkrankung springt nicht von kranken auf gesunde Vögel und ist üblicherweise auch nicht zwischen Tier und Mensch ansteckend, sondern wird meist durch Nahrungsmittel übertragen, die mit Schimmelpilzen belastet sind. Die Pilzsporen stecken oft in Körnerfutter, das schlecht getrocknet wurde, in organischer Käfig-Einstreu sowie vor allem in Erdnüssen und deren Schale.2
Der Vogel atmet die Sporen ein, etwa wenn er eine Erdnuss knackt oder Streu aufwirbelt. Dadurch gelangen sie in den Körper des Tiers, wo sie dessen Abwehr und das Atemsystem derart schwächen, dass sich die Aspergillose in Lunge, oberen Atemwegen und Luftsäcken des Papageis festsetzen und dort im Gewebe vermehren kann – wie Schimmel in einem geöffneten Glas Kompott, beschreibt es die Website vogeltierarzt.de.
Im Gewebe eines infizierten Vogels kann es zu Verdickungen und Verwachsungen kommen, es können sich Knötchen bilden oder das Lungengewebe verdichtet sich. Zudem können giftige Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze auch andere Organe der Vögel schädigen. Vor allem Papageien, die aus tropischen Ländern stammen, etwa Graupapageien, Aras und Amazonen, erkranken hierzulande nicht selten an Aspergillose. Die Krankheit ist eine der häufigsten Todesursachen bei diesen Arten. Behandelt man sie nicht oder erkennt sie viel zu spät, stirbt der Vogel meist daran.
Krankheit kann akut oder chronisch auftreten
Unterschieden werden zwei Arten der Aspergillose: die akute und die chronische Form. Die akute ist deutlich seltener als die chronische Form, kann aber innerhalb weniger Tage zum Tod des Tiers führen, indem es erstickt oder an einer Vergiftung stirbt. Sie tritt meist während heißer und schwüler Wetterperioden auf. Betroffene Vögel leiden unter schwerer Atemnot, machen oft pfeifende Geräusche beim Atmen und trinken deutlich mehr als üblich.
Die chronische Aspergillose bleibt zunächst oft unentdeckt. Schließlich zeigt sich eine Erkrankung ebenfalls anhand von Atemgeräuschen, meist nach einem Freiflug, Aufregung oder anderer Anstrengungen. Auch Kurzatmigkeit kann ein Hinweis sein, ebenso wie eine veränderte Stimme des betroffenen Vogels. Zudem fliegen die Tiere nicht mehr so ausdauernd wie zuvor, würgen mitunter Futter auf, wenn etwa innere Organe befallen sind, und zeigen später oft eine schwere Atmung, bei der sich der Brustkorb deutlich bewegt. Auch das Wippen mit dem Schwanz während der Atmung und Atmen bei geöffnetem Schnabel sind Symptome.3
Zudem zeigen die Tiere oft ein schlechteres Allgemeinbefinden sind teilnahmslos, magern ab und haben struppiges, glanzloses Gefieder. Je nach Schwere können auch andere Symptome wie Hautverfärbungen sichtbar werden, etwa bei Arten, die keine Federn im Gesicht haben. Auch Niesen, Nasenausfluss und Bindehautentzündungen sind mögliche Symptome bei erkrankten Tieren. Zudem ist die Krankheit – anders, als häufig zu lesen ist – nicht nur auf Papageien beschränkt. Auch Kakadus, Sittiche und Finken können erkranken, sie trifft es jedoch deutlich seltener.
Was begünstigt Aspergillose?
Übertragen wird die Aspergillose zwar meist über Futter und Streu. Allerdings gibt es weitere Faktoren, die die Entstehung der Krankheit begünstigen. Meist spielen Haltungsfehler dabei eine große Rolle. Vor allem aus den Tropen stammende Papageienarten kann man in unseren Breitengraden kaum so halten, wie sie es aus ihren Herkunftsländern gewohnt sind. Dort etwa herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent.
In einem durchschnittlichen Privathaushalt, in dem Papageien leben, werden mitunter kaum 50 Prozent erreicht, in der Regel liegt die Luftfeuchtigkeit noch deutlich unter diesem Wert. Als optimal aber gelten mindestens 60 Prozent. Denn zu trockene Luft führt dazu, dass die Schleimhäute der Tiere austrocknen, was wiederum die Abwehrkräfte der Vögel verringert. Auch zu wenig Sonnenlicht und ein Mangel besonders an Vitamin A kann den Verlauf der Krankheit negativ beeinflussen. Vitamin-A-Mangel etwa schwächt die Abwehr und erleichtert daher die Entstehung von Atemwegserkrankungen.
Fehlende Bewegung ist ebenfalls ein Faktor, der Aspergillose begünstigen kann. Hat ein Vogel nicht ausreichend Möglichkeiten, herumzufliegen, werden die Atemorgane der Papageien weniger „durchlüftet“, wodurch Pilze besser wachsen können. Fehlendes oder falsches Lüften in der Wohnung kann zudem die Konzentration von Schimmelsporen in der Raumluft erhöhen, die dann von den dort lebenden Vögeln eingeatmet werden. Auch gestresste Vögel sind anfälliger für Aspergillose – ebenso wie Tiere, die längere Zeit mit Antibiotika behandelt wurden und deren Abwehrkräfte daher ebenfalls geschwächt sind.4
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Diagnose aufwendig, Behandlung langwierig
In der Regel wird die Aspergillose durch eine Röntgenuntersuchung eindeutig festgestellt. Dabei sind die Veränderungen der Atemwege, Luftsäcke und der Lunge am besten zu erkennen. Eine Blutuntersuchung liefert zusätzlich Erkenntnisse. Eine Veränderung des Luftsacks lässt sich auch mit einer Endoskopie feststellen. Jedoch ist diese Methode in der Regel nur unter Vollnarkose des Tiers möglich, was bei Vögeln mit Atemproblemen ein Risiko ist. Zudem ist sie vergleichsweise teuer.
Auch Abstriche aus den Atemwegen der Vögel werden mitunter zur Diagnose herangezogen. Einige Tierärzte lehnen diese Methode zur alleinigen Diagnose jedoch ab, da sie zu nicht eindeutigen Ergebnissen führen kann. Je nach Schwere der festgestellten Aspergillose muss der Vogel inhalieren oder man muss ihm Medikamente einflößen. Auch entzündungshemmende Medikamente werden oft verabreicht. In besonders schweren Fällen erhält der Papagei diese Medikamente per Injektion.
Die Medikation muss oft über mehrere Wochen oder gar Monate durchgehalten werden, wobei die Halter tunlichst darauf achten müssen, dass ihr Tier die Mittel auch tatsächlich regelmäßig erhält. Zudem muss man in Abständen das Blut erkrankter Vögel kontrollieren, um festzustellen, ob die Behandlung anschlägt. 5
Unheilbare Krankheit
In kritischen Fällen oder zu Beginn der Behandlung kann es vorkommen, dass ein erkrankter Papagei für einige Tage stationär in einer Vogelklinik aufgenommen werden muss. Zu Hause sollten Halter dafür sorgen, dass der Vogel künftig bessere Haltungsbedingungen vorfindet, etwa eine höhere Luftfeuchtigkeit und mehr Bewegung. Genaueres sollte man im Gespräch mit dem behandelnden Tierarzt erörtern.
Eine vollständige Heilung eines erkrankten Papageis ist in der Regel jedoch auch mit umfassender Behandlung nicht möglich, sie trägt jedoch zu einer deutlichen Linderung der Symptome bei. Das Allgemeinbefinden des Tiers kann man so in den meisten Fällen spürbar verbessern, sodass der Vogel zumindest äußerlich gesund wirkt und sich besser fühlt. Oft muss man die Tiere jedoch ein Leben lang immer wieder untersuchen und unter Umständen auch dauerhaft behandeln. 6
Kann man Aspergillose verhindern?
Bei einem gesunden, gut ernährten und gehaltenen Vogel ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass er an Aspergillose erkrankt. Dennoch: Die Krankheit ist sehr häufig, manche Schätzungen gehen davon aus, dass die Mehrzahl aller hierzulande gehaltenen Vögel betroffen ist.
Daher sind Vorbeugung und gute Haltung die besten Mittel, eine Infektion zu verhindern. Vor allem gilt: Verzichten Sie bei der Fütterung Ihrer Papageien auf Erdnüsse. Auch andere Nüsse, Körner und Samen, die Pilzsporen enthalten können, gehören nicht in den Käfig.
Wenn Sie dennoch Nüsse anbieten wollen, wählen Sie ungesalzene Produkte, die als Lebensmittel für Menschen geeignet sind. Die Gefahr, dass sie mit Schimmelsporen belastet sind, ist dabei weitaus geringer. Greifen Sie für Ihre Tiere am besten auf spezielles Pellet-Futter zurück. Das ist extrudiert und daher in der Regel keim- und pilzfrei. Generell ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ein wichtiger Faktor, um Papageien gesund zu halten.
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Nicht pauschal Antibiotika geben!
Vögel, die man in der Wohnung hält, sollten außerdem regelmäßig frei fliegen können und genug Bewegung bekommen. Zudem sollte die Luftfeuchtigkeit möglichst über 60 Prozent liegen. Regelmäßiges Versprühen von Wasser (etwa aus einem Blumensprüher mit feiner Verneblung) kann helfen, diese Werte zu erreichen. Die Vögel sollten genug Platz in der Voliere haben und sich nicht gegenseitig stressen.
Ganz wichtig: Achten Sie auf die Hygiene im und um die Voliere und reinigen Sie sämtliche Gegenstände, mit denen die Tiere in Kontakt kommen, in regelmäßigen Abständen gründlich. Achtung: Auch, wenn es immer wieder zu lesen ist – eine vorbeugende Antibiotika-Therapie gegen Aspergillose schaden einem gesunden Tier mehr, als dass sie nutzt! Die Gabe von Antibiotika zerstört die normale Keimflora, sodass die Vögel dann erst recht anfällig für Pilzinfektionen werden können.
Zudem steigt die Gefahr von Resistenzen, werden Antibiotika nicht zielgerichtet, sondern bloß auf Verdacht eingesetzt. Nicht zu vergessen: Lassen Sie Ihren Papagei regelmäßig in einer bestenfalls auf diese Vögel spezialisierten Tierarztpraxis untersuchen. Diese Routine kann helfen, dass man Pilzinfektionen rasch entdeckt und sie so frühzeitig behandeln kann.