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Federwachstum

Blutkiele bei Vögeln – wozu sie dienen und wie man bei Verletzungen reagieren sollte

Wellensittich sitzt auf einem Menschen
Damit die Federn von Ziervögeln wie Wellensittichen so schön werden wie bei diesem Weibchen, brauchen sie anfangs eine gute Blutversorgung, um zu wachsen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

21. März 2025, 19:46 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Blutkiele sind essenziell für das Federwachstum eines Vogels. Doch was viele Vogelhalter nicht wissen: Diese empfindlichen Federn im Wachstum können bei einer Verletzung zu starken Blutungen führen, die für das Tier lebensgefährlich sein können. Wie erkennt man einen Blutkiel? Welche Gefahren bestehen bei einer Verletzung? Und vor allem: Wie reagiert man im Notfall richtig? Denn ein schnelles und besonnenes Handeln ist oft entscheidend für das Überleben des Vogels.

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Blutkiele sind neue, wachsende Federn, die während ihrer Entwicklung von einem feinen Netz aus Blutgefäßen durchzogen werden. Dies sorgt für die nötige Versorgung mit Nährstoffen, damit die Feder gesund und stark heranwachsen kann. Während sie noch wachsen, sind Blutkiele jedoch sehr empfindlich – eine Verletzung kann schwerwiegende Folgen haben. Besonders problematisch: Ein verletzter Blutkiel kann immer wieder zu bluten beginnen. Deshalb ist eine schnelle Versorgung und gegebenenfalls eine tierärztliche Behandlung unerlässlich.

Blutkiele – was sie sind und wie man sie erkennt

Während des Wachstums neuer Federn ist der Kiel – also der zentrale hohle Schaft – zunächst mit Blutgefäßen durchzogen. Diese Gefäße versorgen die Feder mit allen wichtigen Nährstoffen, die sie benötigt, um sich vollständig zu entwickeln. Durch die dünne, durchscheinende Hülle eines Blutkiels kann man die darin verlaufenden Blutgefäße gut erkennen. Daher erscheinen Blutkiele oft rötlich oder dunkel, insbesondere bei hell gefiederten Vögeln.

Sobald die Feder ausgereift ist, zieht sich die Blutversorgung vollständig zurück, und der Kiel wird hohl. Ab diesem Zeitpunkt kann die Feder ausfallen oder abbrechen, ohne dass es zu einer Blutung kommt. Doch solange eine Feder noch wächst, bleibt sie anfällig für Verletzungen. Besonders problematisch ist dies bei Jungvögeln.

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Warum Blutkielverletzungen bei Jungvögeln häufig vorkommen

Jungvögel haben während ihres Wachstums besonders viele Blutkiele, da ihr Federkleid noch nicht vollständig entwickelt ist. Dadurch sind sie sehr anfällig für Verletzungen, da sie in kurzer Zeit viele neue Federn ausbilden und somit zahlreiche Blutkiele gleichzeitig haben. Unfälle können also dazu führen, dass gleich mehrere Blutkiele auf einmal verletzt werden – was entsprechend zu starken Blutungen führen kann.

Auch während der Jugendmauser ist das Risiko hoch, dass ein Jungvogel einen verletzten Blutkiel hat, da in dieser Zeit viele neue Federn gleichzeitig nachwachsen. Zudem putzen sich die Jungvögel vermehrt, da ihnen das Gefühl der Mauser unangenehm und bisher nicht vertraut ist. Während sie lose Federn entfernen, könnten sie recht ruppig vorgehen und dabei auch Kiele erwischen, die vielleicht noch mit Blut versorgt werden.

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Das Risiko bei Jungvögeln, dass einer ihrer Kiele blutet, ist also relativ hoch. Dazu kommt, dass sie noch wenig Flugerfahrung besitzen und dadurch häufiger gegen Hindernisse prallen. Vogelhalter sollten daher besonders aufmerksam sein und sicherstellen, dass Jungvögel eine sichere Umgebung haben, um unnötige Verletzungen zu vermeiden. 1

Blutkielverletzungen treten auch bei Altvögeln auf

Erst mit zunehmender Erfahrung mit der Mauser wissen Vögel besser, welche Federn sie problemlos entfernen können und sind die unangenehme Prozedur auch mittlerweile gewohnt. Doch selbst erwachsene Vögel können noch immer von Blutkielen betroffen sein, da während der Mauser nachwachsende Federn noch nicht vollständig ausgehärtet sind und mit zunehmendem Alter oder bei einer Unterversorgung mit Nährstoffen auch brüchig sein könnten.

Ein weiteres Problem bei Altvögeln ist, dass sie aufgrund von Vorerkrankungen oder nachlassender Fitness unter Umständen schlechter mit Blutverlust umgehen können. Chronische Erkrankungen oder eine geschwächte Blutgerinnung können das Risiko einer starken Blutung erhöhen. Daher ist es wichtig, bei älteren Vögeln besonders wachsam zu sein und ihr Verhalten aufmerksam zu beobachten. 2

Wie kommt es zu verletzten Blutkielen?

Besonders gefährdet sind die Flügel- und Schwanzfedern, da diese stark beansprucht werden – sei es beim Fliegen oder bei der Interaktion mit Artgenossen und der Umgebung. Ein ungeschickter Landeversuch, ein Stoß gegen einen harten Gegenstand oder sogar ein unsanfter Griff des Halters können dazu führen, dass ein Blutkiel verletzt wird.

Aber auch das Reiben an Gegenständen, etwa in zu engen Käfigen, in Volieren mit rauen Oberflächen oder bei häufigem Kontakt mit Artgenossen, können das Risiko für Blutfedern erhöhen. Auch plötzliche Panikflüge, etwa durch eine unerwartete Bewegung des Halters oder laute Geräusche, können dazu führen, dass sich ein Vogel einen Blutkiel an Flügel oder Schwanz verletzt.

Erste Hilfe – was tun, wenn ein Vogel blutet?

Eine Blutung durch einen verletzten Blutkiel kann schnell gefährlich werden, da Vögel nur eine geringe Menge an Blut im Körper haben. Schon ein vergleichsweise geringer Blutverlust kann sie schwächen oder im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Deshalb ist schnelles und richtiges Handeln entscheidend.

Erste Schritte zur Blutstillung:

  • Ruhe bewahren und den Vogel sichern: Bevor man eingreift, sollte man den Vogel ruhig und sicher in der Hand halten, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Am besten nimmt man ein sauberes Handtuch, um ihn abzudecken, damit er zur Ruhe kommen kann.
  • Blutstillende Mittel auftragen: Ein steriles Tuch, Maisstärke oder ein blutstillendes Pulver oder Gel auf die Wunde auftragen. Dies kann helfen, die Blutung zu stoppen. Am besten hat man dies in seiner Vogel-Notfallapotheke stets zu Hause.
  • Leichten Druck ausüben: Ein weiches Tuch oder sterile Gaze auf die betroffene Stelle legen und für mindestens 30 Sekunden sanften Druck ausüben. Dies fördert die Gerinnung.
  • Tierarzt aufsuchen: Auch wenn die Blutung gestoppt werden konnte, sollte der Vogel von einem Facharzt untersucht werden. Ein verletzter Blutkiel kann immer wieder bluten, wenn er nicht vollständig entfernt oder richtig behandelt wird. 3

Warum man einen Blutkiel nicht selbst entfernen sollte

Viele Vogelhalter glauben, dass sie einen verletzten Blutkiel einfach selbst entfernen können. Doch das kann fatale Folgen haben. Einige Blutkiele wachsen direkt aus dem Knochen, und unsachgemäßes Herausziehen kann dazu führen, dass nicht nur die Feder, sondern auch ein Stück des Knochens oder der Haut mit abgerissen wird. Dies kann schwere Verletzungen oder sogar Knochenbrüche verursachen.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass der Blutkiel beim Herausziehen abbricht. Bleibt ein Teil des Federkiels in der Haut stecken, kann die Wunde weiterhin bluten oder sich entzünden. Deshalb sollte ein verletzter Blutkiel immer von einem Tierarzt entfernt werden.

Ein auf Ziervögel spezialisierter Tierarzt weiß genau, wie er in einem solchen Fall vorgeht. Auch im Untersuchungsraum muss der betroffene Vogel fixiert werden. Daher sollte man das Tier eingewickelt im Handtuch zum Veterinär oder in die Tierklinik bringen, um ihm Halt zu geben und unnötigen Stress zu vermeiden. Ein erfahrener Tierarzt kann beurteilen, ob der Blutkiel entfernt werden muss oder ob er sicher in der Haut verbleiben kann, ohne ein erneutes Aufbrechen der Wunde zu riskieren.

Was tun, wenn ein verletzter Blutkiel nicht mehr blutet?

Manchmal bemerkt man eine Blutkielverletzung erst, wenn die Blutung bereits aufgehört hat. Doch auch dann ist Vorsicht geboten. Selbst wenn die Blutung gestoppt scheint, kann sich der Blutkiel erneut öffnen, sobald der Vogel sich bewegt oder gegen etwas stößt.

Deshalb sollte ein Tierarzt entscheiden, ob der Blutkiel sicher in der Haut belassen werden kann oder entfernt werden sollte. Es ist besser, auf Nummer sicher zu gehen und eine erneute Verletzung zu verhindern.

Wie lange dauert die Heilung?

Muss der verletzte Kiel tatsächlich entfernt werden, tut der Tierarzt dies mit speziellem medizinischem Werkzeug. Direkt nach dem Entfernen der Feder wird sterile Gaze mit blutstillendem Mittel auf die Wunde gedrückt, um die Blutung zu stoppen und das Gewebe zu beruhigen.

Nach der Entfernung eines Blutkiels heilt die betroffene Stelle in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Bereits kurz darauf beginnt eine neue Feder zu wachsen. Dies geschieht, weil der Körper des Vogels ständig neue Federn produziert, um das Gefieder gesund und funktionsfähig zu halten.

Während der Heilungsphase sollte man den Vogel aufmerksam beobachten, um sicherzustellen, dass keine erneute Blutung auftritt. Zudem sollte er in einer stressfreien und sicheren Umgebung gehalten werden, um erneute Verletzungen zu vermeiden. Ob er dazu von Artgenossen separiert werden sollte und ob er während der Heilung fliegen darf, kann ein geschulter Tierarzt entscheiden.

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Fazit

Blutkielverletzungen sind tatsächlich keine Seltenheit, sollten aber nicht unterschätzt werden. Eine schnelle Erste Hilfe und eine tierärztliche Untersuchung können lebensrettend sein. Besonders bei Jungvögeln oder während der Mauser sollte man auf Anzeichen von Verletzungen achten, um rechtzeitig eingreifen zu können.

Eine stressfreie Umgebung, genügend Platz zum Fliegen und eine ausgewogene Ernährung mit allen notwendigen Nährstoffen können dazu beitragen, das Risiko für Blutkielverletzungen bei Altvögeln zu minimieren. Wer seinen Vogel regelmäßig beobachtet, kann Blutkielverletzungen frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Themen #AmazonPets

Quellen

  1. Birds-online.de, „Blutkielverletzungen bei Jungvögeln (aufgerufen am 21.3.2025) ↩︎
  2. Birds-online.de, „Blutkielverletzungen bei Altvögeln (aufgerufen am 21.3.2025) ↩︎
  3. Pethelpful.com, „What to Do If Your Parrot Has a Broken Blood Feather“ (aufgerufen am 21.3.2025) ↩︎

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