11. August 2024, 8:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Papageien gelten als wahre Stimmakrobaten. Aber wussten Sie, dass auch perfekt Geräusche und sogar die menschliche Stimme nachahmen können? Auch untereinander sind die Ziervögel sehr kommunikativ. Was ihre Gesänge und Geräusche den Artgenossen – und auch ihrem Halter – sagen sollen, hat PETBOOK herausgefunden.
Als britische Forscher im Jahr 1800 in Australien auf die ersten Schwärme von Wellensittichen stießen, waren sie sicher sehr erstaunt, als die Vögel nach kurzer Zeit englische Sätze von sich gaben. Vermutlich dachten sie, die Tiere wollten tatsächlich mit ihnen sprechen. Der Tiermaler und Ornithologe John Gould war so begeistert von den kleinen gefiederten Australiern, dass er, neben anderen Tieren, auch einige Exemplare ihrer Spezies 1840 mit nach Europa brachte. Doch zum Glück verhängte die australische Regierung 1884 ein Exportstopp, das bis heute gilt, um die Vögel zu schützen und vor der Ausrottung zu retten. Heute erfreuen sich weltweit viele Tierfreunde an den Gesängen der Wellensittiche.1
Während die „gewellten Singpapageien“ millionenfach über Jahrzehnte isoliert in Einzelhaltung gehalten wurden, und mit ihren Sprechkünsten in erster Linie dem Vergnügen ihrer Halter dienten, weiß man heute, dass nur ein Wellensittich in einem Schwarm ein glücklicher Wellensittich ist. In der Gruppe kann man das Sozialverhalten der gefiederten Freunde am besten beobachten.
Wie Wellensittiche kommunizieren
Für das menschliche Ohr mag sich das Gezwitscher und Gebrabbel zuerst wie ein endloser Einheitsbrei anhören. Doch hört man den Vögeln genauer zu, wird man feststellen, dass einige Lautäußerungen, wie z. B. erstauntes Pfeifen, auch in verschiedenen Situationen zu hören ist. Viele der Lautäußerungen und Geräusche geben die meisten Wellensittiche speziell in einer ganz bestimmten Situation von sich.
Dabei hat jeder Vogel, wie wir auch, seine eigene Stimmlage. Die Ziervögel sind große Talente im Nachahmen von Umgebungsgeräuschen und der menschlichen Stimme. Mehr dazu erfahren Sie in diesem PETBOOK-Artikel. Doch hier befassen wir uns mit den natürlichen Lautäußerungen der Vögel, wie sie auch bei ihren wilden Verwandten in Australien zu hören sind. Dort unterhalten sich die Tiere mehr als zwei Stunden am Tag miteinander.
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Welche Lautäußerungen man bei Wellensittichen hören kann und was sie bedeuten
Während bei vielen Ziervögeln der Gesang sehr melodisch klingt, wie z. B. beim Kanarienvogel, klingen die Gesänge des Wellensittichs mehr wie eine Mischung aus Zwitschergesang, Brummeln und Gurren. Gelegentlich ertönt auch ein lautes Pfeifen, z. B. beim Kontaktruf. Die stimmliche Palette reicht von freundlich vergnügt bis ärgerlich und drohend.
Positive Lautäußerungen
Der Wohlfühlgesang
Sitzt ein Sittich an seinem Lieblingsplatz und fühlt sich richtig wohl, wird er einfach vergnügt vor sich hin singen. Sein fröhliches Lied gilt dabei keinem Artgenossen, er ist dann einfach mit sich und der Welt zufrieden. Man hört ihn zwitschern und vielleicht auch hin und wieder einen Triller einbauen.
Beim Füttern
Lebt ein Wellensittich-Paar zusammen, und das Weibchen wird vom Männchen gefüttert, kann man oft zirpende und quietschende Laute vernehmen.
Um Futter betteln
Bei sehr jungen Wellensittichküken kann man, wenn sie sehr hungrig sind, oder sich die Eltern nähern, zirpende Bettellaute wahrnehmen. Das kann in den ersten Lebenswochen nahezu ununterbrochen sein, außer die hungrigen Piepmätze schlafen.
Balz
Bei der Partnerwerbung hört man oft einen perlenden Gesang, der in schneller Tonfolge mit vielen Wiederholungen vorgetragen wird. Zwischendurch wird auf den Schnabel des Partners gepickt.
Partnergesang
Wellensittiche tragen ihre Gesänge vor allem dem Partner vor. Sind zwei Vögel miteinander verpaart, kann man beobachten, wie das Männchen in leicht gebeugter Haltung, ein wenig aufgeplustert, vor der Partnerin weilt und ihr ein melodisches Lied vorträgt. Seltener singt auch das Weibchen ihrem Männchen etwas vor. Aber auch gleichgeschlechtliche Tiere werden angesungen.
Brummen
Schnäbeln zwei Wellis miteinander und einer fängt sehr leise an zu brummen, ist dies eine Aufforderung, dass er vom Partner gekrault werden möchte. Man kann es auch hören, wenn ein Vogel gefüttert werden möchte.
Kontaktrufe
Möchte ein Wellensittich Aufmerksamkeit von einem Artgenossen oder auch von seinem Halter, ruft er laut und wiederholt in den Raum hinein. Jeder Wellensittich hat da sein individuelles Repertoire parat.
Negative Lautäußerungen
Ächzen
Vernimmt man beim Fliegen oder anderen körperlichen Anstrengungen ächzende Geräusche, kann es durchaus sein, dass der Vogel an Übergewicht oder einer anderen Gesundheitsstörung leidet. Man sollte dies auf jeden Fall von einem Tierarzt überprüfen lassen.
Drohlaute
Versucht ein Wellensittich-Männchen mit einem Weibchen, das bereits verpaart ist, anzubandeln, wird der Rivale vom männlichen Partner leise aber bestimmt angegurrt. Die Drohung wird meist noch mit empörtem Flügelschlagen oder-zucken untermalt, bis der Eindringling Leine zieht. Verschwindet der Rivale nicht, stößt der legitime Partner vor dem Angriff schrille Alarmschreie aus.
Keckern
Generellen Unmut und schlechte Laune äußert sich beim Keckern. Es klingt sehr spitz und schrill und wird größtenteils mehrfach wiederholt. Eine typische Situation ist, wenn ein Vogel auf seinen Lieblingsplatz möchte, dieser aber von einem Artgenossen besetzt ist. Manchmal klingt das Keckern auch gepresst und fast tonlos. Es kann sich aber bei starker Bedrohung auch nahezu panisch bis hysterisch anhören.
Protest
Ist ein Partner zum Beispiel beim Kraulen zu grob und wild, kann man vom „Gequälten“ oft Protestlaute vernehmen.
Übrigens: Das für Wellensittich typische „Schimpfen“, das sicher jeder Halter kennt, ist ein universeller Laut. Das heißt, es wird sowohl vorgetragen, wenn der Vogel verärgert ist, kann aber auch während der Balz zu hören sein, wo es manchmal in den Gesang eingebaut wird und durchaus wohlwollend gemeint ist. Auch „erstauntes“ Pfeifen lässt sich unterschiedlich interpretieren. Dreht der Halter z. B. das Licht aus, kann das kurze Pfeifen, das fast wie eine Frage klingt, heißen: „Was, jetzt schon Schlafenszeit?“ Erschreckt sich ein Vogel, weil ein anderer plötzlich hochfliegt, kann dies auch mit einem kurzen (Schreck-)Pfiff quittiert werden.
Grundlagen & Tipps Wie Wellensittiche das Sprechen lernen können
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Welche Geräusche machen Wellensittiche?
Neben den Lautäußerungen und Gesängen, die Wellensittiche mit ihrer Stimme erzeugen, gibt es auch noch die sogenannten Instrumentallaute. 2
Knirschen mit dem Schnabel
Döst der Welli und ist kurz vor dem Einschlafen, knirscht mancher mit dem Schnabel. Vermutlich fühlt er sich wohl und geborgen, während er ins Land der Träume gleitet.
Atemgeräusche
Vernimmt man eine Art „schmatzendes Knacken“ hat der Vogel wahrscheinlich gesundheitliche Probleme und Schleim in den Bronchien, weil er eine Infektion oder vielleicht einen Fremdkörper eingeatmet hat. Unbedingt zum Tierarzt!