
14. Februar 2025, 11:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Pommes mit Ketchup oder Mayonnaise zu würzen, ist für Menschen völlig normal. Im Tierreich dagegen ist das Anreichern von Speisen eher weniger verbreitet und bislang nur bei Primaten belegt. Doch scheinbar würden sich auch Kakadus für ein „gewürztes“ Gericht entscheiden, wie eine Studie beschreibt: nämlich Nudeln mit Blaubeerjoghurt.
Von bestimmten Vögeln wusste man bereits, dass sie sich ihr Futter schmackhafter machen. Besonders bei Krähen und Elstern konnte beobachtet werden, dass sie harte Stücke Brot in Wasser aufweichen, damit sie diese leichter verspeisen können. Doch aktiv beim Essen „nachzuwürzen“ kannte man bislang nur von einigen Primaten, die häufig Blätter und Früchte mit zerriebenen Insekten, insbesondere Ameisen, aufpeppen. Doch auch der Goffinkakadu scheint ein doch ziemlich seltsames Geschmacksbild zu bevorzugen. Wie eine Studie zeigt, schmecken den Kakadus nämlich Nudeln mit veganem Blaubeerjoghurt besonders gut.
Hälfte der Kakadus dippt Nudeln gern in Blaubeerjoghurt
Die Studie, durchgeführt im Goffin Lab in Österreich, untersuchte das Verhalten einer Gruppe von 18 Kakadus. Neun von ihnen zeigten das neuartige „Würzverhalten“, indem sie Nudeln und Kartoffeln in Blaubeer-Sojajoghurt eintauchten, anstatt einfach nur zu fressen. Doch dient dies wirklich dem Verbessern des Geschmacks, oder waren die Vögel nur an Konsistenz oder Farbe des Joghurts interessiert?
Dazu wurde untersucht, ob sie bestimmte Lebensmittel gern eintauchen, ob sie eine bestimmte Joghurtsorte bevorzugen und ob Farbe oder Textur einen Unterschied in der Wahl des „Dips“ machte. Über einen Zeitraum von 14 Tagen wurden Frühstücksbeobachtungen (jeweils 30 Minuten) durchgeführt. Den Vögeln wurden drei mögliche „Soßen“ angeboten:
- Frisches Wasser
- Blaubeer-Sojajoghurt
- Neutraler (geschmacksneutraler) Sojajoghurt
Zudem wurden Tests durchgeführt, um alternative Erklärungen wie eine Farbbevorzugung zu widerlegen. Dafür bekamen die Vögel farblich ähnliche, aber geschmacksneutrale Würfel angeboten. Die Forscher analysierten schließlich mittels statistischer Modelle, wie oft und unter welchen Bedingungen die Vögel ihr Futter in die verschiedenen Medien tauchten.
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Kakadus zeigten klare Präferenz für Blaubeerjoghurt
Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Die Kakadus nutzten den Blaubeerjoghurt gezielt zur Geschmacksverfeinerung. Von den 18 Vögeln tauchten 9 ihr Futter in Sojajoghurt – dabei bevorzugten sie Blaubeer-Joghurt gegenüber der neutralen Variante.
- Kein Vogel tauchte sein Futter in Wasser – damit wurde die Hypothese ausgeschlossen, dass das Verhalten der bloßen Texturveränderung dient.
- Bestimmte Lebensmittel wurden bevorzugt eingetaucht: Nudeln häufiger als Kartoffeln.
- Blaubeerjoghurt wurde von den Kakadus gegenüber neutralem Joghurt bevorzugt.
- Das Verhalten ließ sich nicht durch eine Farbbevorzugung erklären, da die Kakadus im Farbtest keine eindeutige Präferenz zeigten.
- Die Kakadus fraßen Joghurt und eingetauchtes Futter gemeinsam, ohne den Joghurt vorher abzulecken – ein weiteres Indiz dafür, dass sie die Kombination aus beidem bevorzugten.
Diese Entdeckungen werfen spannende Fragen über die kognitiven Fähigkeiten der Kakadus und mögliche Parallelen zur menschlichen Esskultur auf. Denn Nahrung gezielt mit Aromen zu verfeinern, galt sehr lange als ein ausschließlich menschliches Verhalten.

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Phänomen muss weiter erforscht werden
Diese Studie liefert den ersten experimentellen Nachweis für innovative Geschmacksverfeinerung durch andere Tiere als Primaten. Die Kakadus zeigten eine bewusste Präferenz für eine bestimmte Geschmacksrichtung und kombinierten aktiv Lebensmittel, um ihren Geschmack zu verbessern.
Das Ergebnis unterstreicht die bemerkenswerte kognitive Flexibilität der Vögel. Die Fähigkeit, Geschmack gezielt zu verändern, könnte eine evolutionäre Anpassung sein: In freier Wildbahn könnte sie den Kakadus helfen, nahrhaftere oder besser schmeckende Lebensmittel zu identifizieren.
Zudem zeigt die Studie, dass innovative Nahrungsstrategien nicht immer von der gesamten Gruppe übernommen werden. Nur die Hälfte der Vögel zeigte das Verhalten – möglicherweise zeigt dies auch eine individuelle Experimentierfreudigkeit. Allerdings wurde die Untersuchung an Tieren in Gefangenschaft durchgeführt und auch die Stichprobengröße war mit 18 Tieren nicht besonders groß.
Dieses Verhalten unterstreicht die kognitiven Fähigkeiten der Kakadus und könnte eine evolutionäre Anpassung an wechselnde Nahrungsquellen sein. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, ob solche Verhaltensweisen auch in freier Wildbahn vorkommen und ob sie sich innerhalb der Gruppe weiterverbreiten. 1