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Läuft schnell, fliegt aber schlecht

Nachtsittich – so lebt der vom Aussterben bedrohte Vogel

Aufnahme vom Nachtsittich in der Dunkelheit
Der Nachtsittich bewegt sich hauptsächlich am Boden fort und – wie sein Name schon sagt – dies auch nur nachts. Foto: picture alliance/dpa | Nick Leseberg
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

21. April 2023, 14:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die besondere Papageienart aus Australien ist, wie ihr Name schon sagt, nachtaktiv, sehr selten und sogar vom Aussterben bedroht. Die spezielle Lebensweise des Vogels macht ihm durch invasive Tierarten wie Fuchs, Kaninchen, Kamel und Katze zu schaffen. PETBOOK verrät, wie der Nachtsittich lebt.

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Die meisten Papageienarten zeigen sich mit buntem Gefieder in schillernden Farben und sind mit mehr oder weniger geübtem Auge in ihrer natürlichen Umgebung auch gut zu beobachten. Bei Nachtsittichen verhält es sich anders. Namensgebend war ihre vor allem nächtliche Aktivität, tagsüber harren die Vögel quasi bewegungslos in den Spinifex-Gräsern im Gras- und Buschlands Australiens aus. Das gelb-grüne, mit schwarzen Streifen überzogene Gefieder ist hierbei als Tarnung gegen Fressfeinde gedacht. Mit der Zunahme von fremden Säugetieren auf dem Kontinent ist die Tarnung des Nachtsittichs aber nicht mehr so wirkungsvoll: Katzen und Füchse spüren die Papageienart leicht auf und sorgen so gemeinsam mit anderen äußeren Faktoren für eine starke Dezimierung der Art.

Heute gelten Nachtsittiche als vom Aussterben bedroht. Neben den vom Menschen nach Australien gebrachten Raubtieren machen auch eine erhöhte Buschfeuergefahr und die verstärkte Nutzung der Wasserlöcher durch verwilderte Kamele der Art zu schaffen, da ihr nach und nach die Lebensgrundlage entzogen wird. Weil der Nachtsittich so selten, sich tagsüber meist versteckt und auch noch scheu ist, ist die Vogelart bisher wenig erforscht. Einige wenige Fakten sind aber durch intensive Beobachtungen zusammengekommen.

So sieht der Nachtsittich aus

Neben seinem gelb-grünen und leicht gestreiftem Gefieder weist der Nachtsittich andere typische Merkmale auf. So misst er vom Kopf bis zum Schwanz maximal 25 Zentimeter. Sein Schwanz ist hierbei kürzer als bei anderen Sittichen. Die Krallen des Nachtsittichs, der auch Höhlensittich genannt wird, sind kürzer und weniger gebogen als bei anderen Papageienarten.

So lebt die seltene Papageienart

Nachtsittiche sind nachtaktiv und dabei bodenbewohnend. Das erklärt auch ihre Krallenform, die für eine Fortbewegung auf dem Erdboden sehr viel besser geeignet ist als stark gekrümmte Krallen, wie sie baumbewohnende Papageien tragen. Der Grund, warum sich die Papageien vor allem am Boden aufhalten ist wahrscheinlich ihre schlechte Sicht. Denn im Gegensatz der Annahme, dass nachtakitve Tiere gut im Dunkeln sehen, fanden Forscher von der australischen Flinders University 2020 in einer Studie heraus, dass der gelblich-grüne Vogel nachts wohl gar nicht viel besser sehen kann als seine tagaktiven Verwandten. Daher ist der Nachtsittich auch kein guter Flieger, dafür aber ein schneller und guter Läufer. Nur langsam und eher flatternd kann er kurze Strecken nah am Boden fliegend zurücklegen. Um weitere Distanzen zu überwinden, kann er sich aber auch kurzzeitig in einen Gleitflug begeben, den er jedoch ebenfalls nur nachts vollzieht. Nur bei Gefahr begibt er sich auch tagsüber in einen schnellen, flatternden Flug, um sich ein neues Versteck zu suchen.

Als Nahrung bevorzugt der Nachtsittich, wie auch Wellensittiche oder Bourkesittiche, verschiedene Samen von Gräsern. Kurz nach Sonnenuntergang begibt er sich allein auf Nahrungssuche und fliegt zwischendurch auch immer wieder Wasserlöcher an, um daraus Flüssigkeit aufzunehmen. Hält er sich in besonders trockenen Gebieten auf, in denen er kein Wasser mehr findet, zieht er weiter.

Zur Paarungszeit bauen die Sittiche Erdhöhlen unter Spinifex-Gräsern mit Blättern, Halmen und dünnen Zweigen ausgelegt. Die Art wird daher auch als Höhlensittich bezeichnet. Normalerweise legt ein Nachtsittich-Weibchen vier bis fünf Eier pro Nest. Die Gelege werden bisweilen von Schlangen aufgesucht und leer geräumt, was den Bestand der Nachtsittiche zusätzlich gefährdet. Im Gegensatz zu Katze, Fuchs und Kamel sind Schlangen jedoch einheimische Fressfeinde.

Gefährdung des Nachtsittichs

Im 20. Jahrhundert galt der Nachtsittich eigentlich schon als verschollen bzw. ausgestorben. Er war bis dahin nur ausgestopft in Museen zu bewundern. 1990 tauchte der Vogel als Verkehrsopfer wieder auf. Seitdem gelingen nur extrem selten Sichtungen, da der Nachtsittich nach wie vor bedroht und durch seine Versteckkünste sowie seinen nachtaktiven Lebensstil schwer auffindbar ist. Einzelne Tierfilmer, wie John Young, gelangen 2013 Aufnahmen des Sittichs. Seit einigen Jahren sind auch vermehrt Sichtungen von Nationalpark-Rangern und Ornithologen bekannt. Die Papageienart gilt weiterhin als vom Aussterben bedroht, dennoch scheint sich ihr Bestand leicht erholt zu haben, was die erhöhte Zahl von Sichtungen erklären würde. 2017 wurde der Vogel erstmals wieder im australischen Bundesstaat Western Australia entdeckt.

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Quellen

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