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Unterwegs in luftiger Höhe

Wie hoch können Vögel eigentlich fliegen?

Kraniche fliegen
Kraniche gehören mit bis zu 10.000 Metern Höhe zu den Vögeln, die am höchsten fliegen können. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

22. Juli 2024, 6:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Vögel, die Akrobaten der Lüfte, haben viele tolle Fähigkeiten. Mit nur einem Flügelschlag gleiten sie Kilometer weit. Sie stürzen wie ein Pfeil in die Tiefe und schrauben sich in Höhen empor, in denen der Sauerstoff knapp wird. PETBOOK hat nachgeforscht, wie hoch Vögel fliegen können.

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Wer schon einmal Kraniche am Himmel beobachtet hat, fragt sich oft, wie hoch die Vögel eigentlich fliegen. Manche Menschen haben bereits ab einer Höhe von 2000 Metern Probleme, richtig Luft zu bekommen. Wie sieht das bei Vögeln aus und gibt es eine Höhengrenze, ab der die Tiere nicht mehr fliegen können?

Wenn Bergsteiger den Mount Everest im Himalaya besteigen, benötigen sie Sauerstoffmasken, denn in dieser Höhe wird der menschliche Körper nur noch zu 60 Prozent mit Sauerstoff versorgt. Die Folge ist die sogenannte Höhenkrankheit, die Symptome wie Atemnot, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Ödeme in Lunge und Gehirn hervorruft. Eine Ausnahme waren die Bergsteiger Reinhold Messner und Peter Habeler, die 1978 den 8848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ohne Atemmaske bestiegen.

Wie kommen Vögel mit dem Sauerstoffmangel in großen Höhen zurecht?

Genau wie beim Menschen wird der Körper von Vögeln durch die Lunge und den Blutkreislauf mit Sauerstoff versorgt, aber sie verfügen über eine effizientere Atmung als wir. Ihr Atmungssystem besteht aus maximal zwölf Luftsäcken. Dieses System erlaubt eine unidirektionale Luftströmung durch die Lungen, was eine kontinuierliche Sauerstoffaufnahme sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen ermöglicht. Mit dieser sogenannten Gegenstromlunge können sie bis zu 50 Prozent mehr Sauerstoff aufnehmen.

Zudem haben Vögel in Relation zu ihrem Körper ein größeres Herz als der Mensch. Es kann somit mehr Blut pumpen. Und auch die Kapillardichte von Herz und Flugmuskeln ist so hoch, dass sie besser mit Sauerstoff versorgt werden können. Außerdem bilden sie bei anhaltendem Sauerstoffmangel verstärkt das Hormon Erythropoetin (kurz EPO). Dieses Hormon sorgt dafür, dass die roten Blutkörperchen mehr Hämoglobin enthalten, das für die Sauerstoffbindung zuständig ist. Alle Vögel versuchen zudem, beim Fliegen Energie zu sparen, indem sie thermische Aufwinde nutzen, dabei verbrauchen sie auch weniger Sauerstoff.1

Welcher Vogel fliegt am höchsten?

Absoluter Rekordhalter ist der Sperbergeier (Gyps rueppelli). Er hat eine Flügelspannweite von 240 Zentimetern und wiegt bis zu neun Kilogramm. Beheimatet ist er in Afrika, wo es 1973 über der Elfenbeinküste zu einer bemerkenswerten Kollision mit einem Flugzeug kam – und zwar in einer unglaublichen Höhe von 11.300 Metern. Dem Flugzeug gelang mit der Beschädigung eines seiner Triebwerke die Landung, der Greifvogel überlebte leider nicht.

Weitere Vögel, die hoch fliegen, sind Kraniche. Sie wurden auf 10.000 Metern gesichtet. Alpendohlen fliegen bis zu 8000 Meter hoch und Bartgeier wurden auf Höhen von bis zu 7300 Metern gesichtet.2

Auch interessant: Dieser Vogel hält den Rekord im Gleitflug

Welche Ente fliegt am höchsten?

Die Rostgans ist keine richtige Ente, sondern eine Halbgans, gehört aber zur Familie der Entenvögel. Sie hat typische Eigenschaften von Enten, wie etwa das Gründeln bei der Nahrungssuche und sieht einer Ente auch ähnlich. Ursprünglich ist sie in den innerasiatischen Steppen und Halbwüsten beheimatet.

Rostgänse sind in unseren Breiten Gefangenschaftsflüchtlinge und es gibt mehrere Populationen in Europa, etwa in der Schweiz. Wissenschaftler der University of Exeter haben herausgefunden, dass die eher unscheinbare Rostgans auf ihren Routen in wärmere Gefilde in eine Höhe von 6800 Meter aufsteigt, um das Bergmassiv des Himalajas zu überfliegen.3

Das erfordert eine enorme Muskelkraft und dazu benötigt sie Sauerstoff. Wie man aber von Bergsteigern weiß, wird die Luft weiter oben immer dünner. Eine beeindruckende Leistung in jeder Hinsicht, aber der Halbgans scheinen die luftigen Höhen zu liegen, denn sie brütet auch auf Plateaus, die sich auf 5000 Metern befinden.4

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Welche Wasservögel fliegen noch höher?

Der Singschwan

Er wird bis zu 12 kg schwer und schafft es trotz seines Gewichts, sich in einer Höhe von 8200 Meter zu bewegen. Während der Brutzeit halten sich Singschwäne in der osteuropäischen und sibirischen Taiga auf, im Winter ziehen sie weiter nach Mitteleuropa. Dort überwintern sie z. B. an der Nordseeküste und im norddeutschen Tiefland. Brutpaare gibt es in Deutschland nur sehr selten. Zuletzt wurden 21 gezählt.

Die Streifengans

Sie zählt zu den Echten Gänsen und wird nur bis zu drei Kilogramm schwer. Auch sie wechselt halbjährlich zwischen Brutgebiet und Winterquartier und hält sich zum Brüten z. B. in Tibet auf sehr hoch gelegenen Plateaus auf, da sie kälteunempfindlich ist. In Deutschland trifft man sie unter anderem in München im Englischen Garten an. Wenn sie jedoch den Himalaja überquert, erreicht sie Flughöhen von bis zu 9000 Metern.

Quellen

  1. vogelundnatur.de, „Wie Vögel in großer Höhe überleben“ (aufgerufen am 18.07.2024) ↩︎
  2. iflscience.com, „What Is The Highest A Bird Can Fly?“ (aufgerufen am 18.07.2024) ↩︎
  3. news-archive.exeter.ac.uk, „High-flying ducks cross Himalayas“ (aufgerufen am 18.07.2024) ↩︎
  4. dw.com, „Die Überflieger - Diese Enten überqueren den Himalaya“ (aufgerufen am 18.07.2024) ↩︎
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