1. Mai 2023, 8:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Hat man zu Hause eine Gruppe gefiederter Freunde, wird man aus nächster Nähe beobachten, dass diese bisweilen ihre Federn verlieren. PETBOOK erklärt, wann dahinter nur die ganz normale Mauser steckt und ab wann hinter den Verlust des Federkleids auch andere Ursachen stecken könnten.
In der Welt der Vögel spielt das Federkleid eine wichtige Rolle. Es dient nicht nur der Thermoregulation, sondern ist vor allem für ihre Flugkünste von Bedeutung. Federn sind aber wichtig für die Kommunikation der vögel untereinander. Jeder kennt die beeindruckenden Räder, die der Pfau bei der Balz schlägt, um das Weibchen zu für sich zu gewinnen. Die Federn geben aber auch Schutz vor Verletzungen bei Stürzen oder Kollisionen und bewahren die Tiere vor Sonnenbrand und Insektenstichen. Zudem helfen sie den Vögeln bei der Tarnung vor Fressfeinden. Ohne ein intaktes Federkleid stände es als schlecht um die Überlebenschancen unserer gefiederten Freunde. Verliert der Vogel seine Federn, ist er ungeschützt und verletzlich, das beunruhigt manchen Halter. Oft steckt nur die Mauser dahinter. Es gibt aber auch andere Auslöser für den plötzlichen Verlust der Federn. PETBOOK zeigt eine Übersicht über mögliche Ursachen.
Übersicht
Mauser ist häufigster Grund dafür, dass der Vogel Federn verliert
Menschen verlieren ihre Haare, Hunde und Katzen ihr Fell, und Vögel ihr Gefieder. Eine regelmäßige Erneuerung tauscht beschädigte Federn gegen gesunde aus. Bei Vögeln passiert dies in der sogenannten Mauser (von lateinisch mutare „ändern“, „tauschen“). Bei den mehr als 10.000 Vogelarten verläuft die Mauser sowohl vom Ablauf als auch von der Häufigkeit unterschiedlich. Während unsere heimischen Singvögel meist nach der Jungenaufzucht mausern, und dabei flugfähig bleiben, verlieren Wasservögel wie Enten meist alle Schwungfedern auf einmal und sind dann einige Wochen flugunfähig.
Anders verhält es sich wiederum bei Heimvögeln, wie etwa den Wellensittichen. Sie erneuern ihr Gefieder zwei- bis dreimal im Jahr. Dabei fallen die Federn nach und nach aus, der Vogel bleibt flugfähig und bekommt auch keine kahlen Stellen. Die kleinen Körperfedern, die am Kopf, Bauch und Rücken sitzen, sowie die wärmenden Daunen rieseln nun verstärkt, können aber auch das ganze Jahr über immer wieder ausfallen.
Wie Halter ihren Vogel während der Mauser unterstützen können
Haltern fallen, wenn ihr Vogel während der Mauser seine Federn verliert, oft die großen Schwungfedern auf, die plötzlich im Käfig oder in der Wohnung liegen. Bei vermehrtem Verlust der Federn kann der Vogel in seiner Flugfähigkeit eingeschränkt sein und durch die Lücken im Gefieder gibt es auch ein anderes Fluggeräusch. Hat der Vogel sehr viele Federn verloren, sollte man ihn ca. 14 Tage im Käfig oder der Voliere lassen, damit er sich beim Fliegen nicht verletzt. Gönnen Sie ihrem Tier in der Mauserzeit generell mehr Ruhe, denn sein Körper vollbringt in dieser Phase Höchstleistungen und er leidet wahrscheinlich auch unter Juckreiz. Sie können den Vogel in dieser Zeit mit frischem Obst oder Salatgurke unterstützen. Diese enthalten viele Mineralsalze, die die Federbildung fördern. Manche Vögel genießen in dieser Phase auch gerne ein Bad oder eine Dusche, vermutlich weil das den Juckreiz lindert.
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Weitere Auslöser für Befiederungsstörungen
Neben der ganz normalen Mauser, die allerdings auch mit Problemen wie der Stockmauser oder der Französischen Mauser einhergehen kann, gibt es noch andere, medizinische Ursachen, die für Federverlust verantwortlich sein können.
Bakterielle Infektion
Bakterien sind einzellige Mikroorganismen, die verschiedene Organe u.a. die Haut befallen können. Eine Diagnose kann hier nur der Tierarzt stellen. Dafür werden in der Regel Feder- oder Hautproben (sogeannte Hautschabsel) entnommen. Bestätigt sich der Verdacht, wird meist mit Antibiotika behandelt.
Pilzinfektionen
Sie können durch unterschiedliche Pilzarten, etwa durch Schimmel- oder Hefepilze verursacht werden. Die Pilze befallen verschiedene Körperteile des Vogels wie die Atemwege oder den Magen-Darm-Trakt. Befallen Pilze die Haut, kann dies zu Federverlust führen. Auch hier gelingt die sichere Diagnose nur durch den Tierarzt, der in der Regel Antimykotika (Mittel gegen Pilze) verschreibt.
Virusinfektionen
Ist der Vogel mit Viren infiziert, können unterschiedlichste Krankheiten wie die Pockenvirus-Infektion, die Circovirus-Infektion oder die Polyomavirus-Infektion auftreten. Für eine sichere Diagnose kann hier auch mal eine Blutprobe fällig werden. Da Antibiotika auf Viren keinen Einfluss haben, erfolgt hier meist eine unterstützende Behandlung. Daüfr gibt man den infizierten Vögeln zusätzliche Vitamine. Zur Not kann auch ein Schmerzmittel verabreicht werden.
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Parasiten
Wird der Vogel von Milben wie Federlingen, Federmilben, Vogelmilben oder der Räudemilben befallen, wird er wahrscheinlich auch die ein oder andere Feder lassen. Ein paar Milben lassen sich schon mit bloßem Auge als winzige schwarze Punkte im Gefieder erkennen. Später finden sich auch weiße Punkte – dies sind die Eier der Parasiten. Oft lösen Milben oft starken Juckreiz aus und man kann beobachten, dass die Vögel sich häufig putzen. Bei starkem Befall kann es sogar zu Veränderungen der Haut, des Schnabels und der Krallen kommen. Da die Behandlung abhängig von der Milbenart ist, muss immer eine Diagnose beim Tierarzt erfolgen.
Fehlernährung
Auch eine Mangelernährung, aufgrund einer unzureichenden Vitamin- und Mineralstoff- Zufuhr, kann zum Verlust des Gefieders führen. Diese kann der Tierarzt mit einer Blutprobe feststellen und Ratschläge für die Ernährungsanpassung oder das Füttern von zusätzlichen Vitaminen oder Mineralien geben.
Verletzungen
Im Haushalt lauern auf einen Vogel allerlei Gefahren. Er kann sich u.a. beim Fliegen verletzen oder abstürzen. Dabei können Federn abbrechen oder rund um die Verletzung ausfallen.
Selbstverletzung (Automutilation)
Schließlich kann auch eine Störung im Verhalten dazu führen, dass ein Vogel seine Federn verliert. Oft tritt das Federrupfen, in Fachkreisen spricht man von Automutilation (Selbstverletzung), bei Papageienarten beobachtet. Dabei kann die Verhaltensauffälligkeit mehrere Ursachen haben. Ziervögel wie Papageien und Sittiche leben in der Natur in großen Kolonien und haben einen festen Partner, dem sie mitunter ein Leben lang treu bleiben. In Gefangenschaft benötigen sie daher dringend den Kontakt zu Artgenossen. In Einzelhaltung, ohne soziale Kontakte, kann der Vogel Depressionen entwickeln, denn ein Mensch kann diesen Sozialkontakt nicht ersetzen. Ein häufiges Symptom ist das Ausreißen der Federn. Dies beginnt meist im Hals- und Brustbereich. Mit der Zeit beginnen sich die Vögel auch in anderen Körperbereichen das Gefieder auszurupfen. Manchmal verletzen sie dabei auch die Haut. Typisch für die Automutilation ist, das die Kopfbefiederung nicht betroffen ist, da der Vogel diese nicht selbst erreichen kann. Eine Behandlung erfolgt hier vor allem durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen wie abwechslungsreiche Umgebung, artgerechte Beschäftigung und im Idealfall dem Finden eines passenden Sozialpartners der gleichen Art.
Quellen
- Tiermedizinportal.de, „Befiederungsstörungen beim Vogel“ (aufgerufen am 27.4.2023)
- Thesprucepets.com, „Is Your Bird Experiencing Feather Loss“ (aufgerufen am 27.4.2023)
- tierarzt-neu-isenburg.de, „Federrupfen/Automutilation“ (aufgerufen am 27.4.2023)