17. Januar 2024, 6:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Vögel begeistern uns mit ihrem farbenprächtigen Gefieder, doch auch ihre Augen können in den verschiedensten Farben leuchten. Welche Gründe es für die unterschiedlichen Farben gibt, verrät PETBOOK.
Ob die violett-blauen Augen des Seidenlaubenvogels die karminrote Iris des Sterntauchers oder das gelborange strahlende Auge der Sumpfohreule – die Augenfarbe vieler Vögel steht dem farbenprächtigen Gefieder mancher Arten in nichts nach. Während sich Ornithologen, wie Vogelwissenschaflter genannt werden, ausgiebig mit dem bunten Federkleid und seiner Bedeutung in der Vogelwelt beschäftigt haben, stand die Augenfarbe lange außen vor. Ende 2023 konnte eine neue Studie nun den Grund lüften, warum Vögel bunte Augen haben.
Welche Augenfarben gibt es bei Vögeln?
Die Augenfarbe von Vögeln kann von Schwarz bis Braun, von Rot bis Orange, von Gelb bis Blau, von Grün bis Weiß und in vielen Farben dazwischen variieren. Wie die Farbe der Vogelfedern kann auch die Farbe des Vogelauges sowohl durch Pigmente als auch durch Lichtbrechung verursacht werden.
Vögel weisen mehr Pigmentfärbungen in ihren Augen auf als wir Menschen. Es gibt keine Menschen mit roten Augen. Zu den Pigmenten der Iris von Vögeln gehören Melanin und Carotinoide, die auch bei der Gefiederfarbe eine wichtige Rolle spielen, sowie Purine und Pteridine.
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Bunte Augen sind eigentlich reiner Luxus
Um hinter das Geheimnis der bunten Augen zu kommen, wertete eine Gruppe von Wissenschaftlern von der University of Lousiana in Baton Rouge rund 250 Einzelstudien aus, die sich mit der Augenfarbe von Vögeln beschäftigen. Dabei gliederten die Forscher ihre Ergebnisse in drei Ebenen: physiologisch, genetisch und evolutionär. Viele Hypothesen deuten darauf hin, dass die Augenfarbe wichtige innerartliche Signale sendet und etwa eine Rolle bei der Wahl des Partners spielt.
Schon Charles Darwin wusste, dass die sexuelle Selektion ein bestimmtes Muster aufweist: Nur wer genügend Ressourcen für ein farbenprächtiges Gefieder oder bunte Augen besitzt, setzt sich auch im Kampf ums Überleben und in der Aufzucht der Nachkommen durch. Denn eigentlich sind bunte Federn oder Augen reiner Luxus – sie bieten keinen unmittelbaren Vorteil. Ganz im Gegenteil sorgen sie dafür, dass man für potenzielle Jäger besonders gut sichtbar ist.
Zugleich wirken bunte Vögel aber auch sehr attraktiv für potenzielle Partner. Das bringt ihnen bei der Paarung derartige Vorteile, dass sich das Merkmal evolutiv durchgesetzt hat. Doch es gibt noch mehr Erkenntnisse zu den bunten Augen der Vögel.
Die Farbe von Vogelaugen verändert sich im Laufe ihres Alters
Viele menschliche Babys und die meisten Katzenkinder kommen mit blauen Augen auf die Welt. Erst später findet eine Umfärbung statt: einige der blauen Babyaugen werden im Laufe der Zeit grün oder braun. Dieses Phänomen kann man auch bei Vögeln beobachten. Während die Augen von Taubenküken noch braunschwarz sind, leuchten sie später bei manchen Rassen rot oder orange.
Diese Umfärbung tritt auch bei Weißkopfseeadler, Ringschnabelmöwen und Enten auf. Während die Küken noch braune Augen haben, färben sie sich später Gelb. So kann man einen Jungvogel gut identifizieren. Auch andere Greifvögel, Drosseln, Spechte, Haubentaucher, Enten, Möwen und Seetaucher ändern mit dem Alter ihre Augenfarbe. Generell benötigen diese Vogelarten eine große Zeitspanne von ihrem Jung- zu ihrem Erwachsenengefieder.
Vielleicht hilft ihnen die geänderte Augenfarbe bei der sexuellen Selektion, denn so lässt sich für einen Vogel feststellen, ob der potenzielle Partner schon ausgewachsen und reif für die Fortpflanzung ist.
Augenfarbe der Vögel verrät, wann die Brutzeit ansteht
Ob der Vogel bereit ist zur Fortpflanzung, sich also in der Brutzeit befindet, kann man ebenso in der Veränderung seiner Augenfarbe feststellen. So färbt sich die braune Iris des Pelikans während er brütet in ein leuchtendes Blau.
Auch bei Reihern und Gelbaugenpinguinen konnten die Forscher eine intensivere Augenfärbung feststellen, wenn die Brutzeit anstand. Der Bruterfolg hängt also mit der Farbe der Augen zusammen. Die Augenfärbung kann in der Brutzeit aber auch auf das Geschlecht des Vogels hinweisen und wird vermutlich hormonell gesteuert.
Augenfarbe dient zur Abschreckung
Die Augenfarbe kann aber nicht nur anziehend auf Artgenossen sein, sondern auch das Gegenteil bewirken. So zeigte ein Test mit Dohlen Folgendes: Wenn die Forscher ein Foto von einer Dohle mit hell leuchtenden gelben Augen an einem Nistplatz platzierten, schreckten die Artgenossen davor zurück, sich zu nähern, ein Foto von einer Dohle mit dunklen Augen irritierte sie nicht im Geringsten und sie näherten sich ohne Angst. Auch hier könnte die intensivere Augenfarbe signalisieren: „Achtung, hier habt ihr es mit einem fitten und kräftigen Dohlen-Kerl zu tun!“
Augenfarbe verrät das Geschlecht der Vögel
Während bei uns Menschen die Augenfarbe nicht geschlechtsspezifisch ist, lässt sich dies bei Vögeln durchaus beobachten. So haben männliche Sattelstörche dunkelbraune, fast schwarze Augen, wohingegen die Augen der Weibchen gelb leuchten. Ähnliche Beispiele gibt es bei nordamerikanischen Vögeln. Während weibliche Bootschwanzgrackel und Amseln dunkle Augen haben, sind die Augen der Männchen hell gelblich bis grünlich weiß.
Fazit: Die bunten Augen von Vögeln wirken nicht nur attraktiv auf Artgenossen. Je nach Art, können sie auch Informationen über das Geschlecht, Alter und Paarungsbereitschaft verraten. Dies scheint evolutiv von solch einem Vorteil zu sein, dass sich die farbigen Augen bei vielen Vögeln durchgesetzt haben – ähnlich wie das bunte Gefieder.
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Quellen
- onlinelibrary.wiley.com, „The mechanistic, genetic and evolutionary causes of bird eye colour variation“ (aufgerufen am 15.01.2024)
- geo.de, „Warum viele Vogelarten bunte Augen haben – und was die Färbung über sie verrät“ (aufgerufen am 15.01.2024)
- tagesspiegel.de, „Luxus der Evolution. Nur die kräftigsten Vögel haben bunte Augen“ (aufgerufen am 15.01.2024)
- 10000birds.com, „Eye Color in Birds“ (aufgerufen am 15.01.2024)