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Männchenmord und Zwangsbegattung

7 skurrile Fakten aus dem Paarungsverhalten der Tiere

Weibchen der Gottesanbeterin frisst ein Männchen nach der Paarung
Weibchen der Gottesanbeterinnen fressen ihren Partner häufig während, oder nach, der Paarung Foto: iStock/Vitali Laurenstik
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

26. November 2022, 16:10 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Beutelmäuse verausgaben sich bei der Paarung bis zum Tode und Bienenmännchen verlieren nach der Begattung ihren Penis. Das Paarungsverhalten von Tieren kann manchmal ziemlich skurril wirken. Meist hat sich die Natur aber was dabei gedacht. PETBOOK stellt 7 verrückte Fakten aus dem Sexualverhalten verschiedener Tiere vor und erklärt, was dahintersteckt.

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Was das Liebesleben angeht, haben wir Menschen ja unsere romantischen Ideale. Da finden sich zwei und ziehen gemeinsam den Nachwuchs auf. Bei manchen Tierarten ist dies auch tatsächlich der Fall. Viel häufiger geht es aber ganz anders zu. Es wird betrogen, geschummelt und auch gemordet. Was auf uns sehr skurril wirkt, hat aber immer einen biologischen Sinn. Welcher, ist nicht immer gleich ersichtlich und viele Dinge sind der Wissenschaft auch heute noch ein Rätsel. Wir stellen 7 spannende und verrückte Fälle aus dem Paarungsverhalten im Tierreich vor und erklären, warum diese bei der Fortpflanzung für die Tiere sogar einen Vorteil haben können.

Ledige Erpel zwingen Weibchen zur Begattung

Im Frühjahr beginnt bei den Stockenten die Balzzeit, in der die Weibchen ihre Favoriten wählen. Mit diesen bleiben sie dann auch fest zusammen und ziehen den Nachwuchs auf. Aber nicht jeder findet sein Glück. Oft gibt es weniger Weibchen als Männchen. Die ledigen Erpel, die zurückbleiben, stürzen sich dann zur Balzzeit gleich zu mehreren auf Entenweibchen. Diese Zwangskopulationen gehört zum normalen Paarungsverhalten der Stockenten. Wenn dies auf dem Wasser passiert, kann das jedoch lebensbedrohlich für das Weibchen sein. Etwa, wenn im Eifer des Gefechts ihr Kopf zu lange unter Wasser gedrückt wird.

Im Tierreich sind gewaltsame Deckungen keine Seltenheit und kommen auch bei anderen Vogelarten vor. Die Weibchen der Stockente wissen sich jedoch zu helfen, wie eine Studie herausfand: Sie können ihre Vagina so verkrampfen, dass die Erpel nicht in sie eindringen können. Dieser integrierte „Keuschheitsgürtel“ schützt sie zumindest teilweise vor der Belästigung durch unliebsame Männchen.

Stockenten bei der Paarung auf dem Wasser
Das Paarungsverhalten von Enten kann auf uns recht aggressiv wirken, da die Weibchen dabei unter Wasser gedrückt werden. Tatsächlich können Weibchen Foto: Getty Images

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Männliche Bienen verlieren erst das Geschlechtsorgan und dann ihr Leben

Wenn es um den Liebesakt geht, wird ja auch gern mal von „Bienen und Blümchen“ gesprochen. Tatsächlich ist die Paarung bei den sozialen Insekten kein Honigschlecken – zumindest für die männlichen Bienen, die auch Drohnen genannt werden. Das Paarungsverhalten von Honigbienen findet außerhalb des Stockes an dem sogenannten Drohnensammelplatz statt. Dies ist ein spezieller Ort, der von den Jungköniginnen und mehreren Tausenden Drohnen aus der Umgebung aufgesucht wird. Alle wollen die Königin begatten – erfolgreich sind im Schnitt aber nur zwölf von ihnen.

Dafür müssen sich die Drohnen als wahre Flugkünstler beweisen, denn die Paarung findet in der Luft statt. Wer zum Zuge kommt, verliert jedoch sein Leben. Nach dem Geschlechtsakt bleibt der Penis des Drohns im Unterleib der Königin stecken und wird ihm aus dem Körper gerissen. Diese Prozedur überlebt das Bienenmännchen nicht und stürzt zwar erfolgreich, aber tot, zu Boden. Das Feststecken des Penis sorgt dafür, dass der nächste Kandidat diesen erst einmal mühselig aus der Königin entfernen muss, bevor er zum Zug kommen kann. So ist sichergestellt, dass die Spermien auch wirklich alle übertragen werden.

Drohnen sitzen am Stockeingang des bienenvolkes
Männliche Honigbienen (rechts im Bild) fliegen zur Paarung aus. Ihr Ziel: die junge Bienenkönigin zu begatten Foto: Getty Images

Gottesanbeterinnen haben ihre Männer zum Fressen gern

Europäische Gottesanbeterinnen sind semelpar, das bedeutet, sie pflanzen sich nur einmal im Leben fort. Das liegt unter anderem daran, dass das Weibchen in rund 30 Prozent der Fälle ihren Partner nach oder sogar schon während der Paarung verspeist. Wie Beute umklammert sie das kleinere Männchen dann mit ihren Fangarmen und beißt ihm mitunter auch mal den Kopf ab. Der Männermord beim Paarungsverhalten der Fangschrecke wirkt ziemlich brutal, hat aber durchaus seinen Sinn, wie die Royal Society bereits 2016 wissenschaftlich belegte. Denn der Nachwuchs der Gottesanbeterin macht fast die Hälfte ihres Gewichtes aus. Ein wohlgenährtes, schweres Weibchen ist also in der Lage, mehr Eier zu produzieren. So trägt das Männchen als nahrhaftes Mal für seine Partnerin dazu bei, dass diese mehr vom eigenen Nachwuchs produziert.

Bei Nacktmullen darf nur die Königin Sex haben

Nacktmulle gehören zu den wenigen Wirbeltieren, deren Sozialsystem dem eines Insektenstaates gleicht. Sie sind etwas größer als Mäuse und leben in den Steppen und Halbwüsten Ostafrikas. Besonders hübsch sind diese Tiere nicht – sie erinnern ein wenig an nackte Ratten und leben rein unterirdisch in weitverzweigten Bausystemen.

Ähnlich wie bei Termiten ist das Volk in Kasten unterteilt. So gibt es Soldaten und Arbeiter – und eine despotische Königin. Sie allein darf sich im Volk fortpflanzen und Nachwuchs produzieren. Das gelingt ihr nur, indem sie ihre 300 Untertanen durch bestimmte Signaldüfte, sogenannte Pheromone, einschüchtert, damit diese ihr eigenes Paarungsverhalten einstellen. Aus den Männchen wählt sie sich zwei bis drei Liebhaber aus, die von den Arbeiten im Bau entbunden sind. Sie müssen allerdings bei der Brutpflege helfen. Trotzdem kommt es gelegentlich zu Seitensprüngen. So konnten Forscher in einer Studie beobachten, wie Nacktmulle nachts kilometerweit zu anderen Kolonien wanderten. Vermutlich, um dort endlich mal Sex zu haben.

Nacktmullkönigin säugt ihren Nachwuchs
Nacktmullkönigin säugt ihren 19-köpfigen Nachwuchs Foto: Getty Images

Breitfuß-Beutelmäuse paaren sich bis zur tödlichen Erschöpfung

Breitfuß-Beutelmäuse sind kleine Säugetiere, die in Australien vorkommen. Genau wie bei den Gottesanbeterinnen ist das Paarungsverhalten der männlichen Vertreter dieser Art semelpar. Das heißt, sie konzentrieren all ihre Energie auf eine einzige Paarung und sterben im Anschluss. Bei dieser einzigen Gelegenheit geben die Männchen dafür alles. In einem regelrechten Paarungsmarathon kopulieren sie nahezu nonstop mit mehreren Weibchen. Bis zu 14 Stunden kann das Intermezzo anhalten. Dies führt schließlich zum Zusammenbruch des Immunsystems. Die Mäusemänner sterben völlig ausgelaugt, aber in der Gewissheit, dass sie ihren Samen möglichst weit verstreut haben.

Anglerfisch-Männchen verschmelzen mit ihrer Partnerin

Anglerfische leben in der Tiefsee und sind von ihrem Erscheinungsbild schon recht bizarr. Noch bizarrer jedoch ist ihr Paarungsverhalten. Die Tiere zeigen einen extremen Sexualdimorphismus: Männliche und weibliche Tiere unterscheiden sich extrem voneinander. So werden die Männchen nur wenige Zentimeter groß und sind damit im Schnitt fast zehnmal kleiner als ihre Partnerinnen, weshalb man sie auch als Zwergmännchen bezeichnet.

Trifft ein Männchen auf das Weibchen seiner Wahl, verbeißt er sich in dieses. Anschließend wachsen die Haut und der Blutkreislauf der beiden Anglerfische zusammen. Das Männchen ist so für den Rest seines Lebens fest mit seiner Partnerin verbunden und wird zu einer Art Anhängsel. Da es sich nun nicht mehr allein ernähren kann, ist es auf die Versorgung durch das Weibchen angewiesen. Ähnlich einem Embryo in der Gebärmutter ernährt sich das Zwergmännchen durch den Blutstrom seiner Partnerin. Dafür versorgt er das Anglerfischweibchen fortan mit Sperma.

Bei Anglerfischen sind die Männchen sehr viel kleiner als die Weibchen. Dieses Anglerfischmännchen ist nur 50 Millimeter groß.
Bei Anglerfischen sind die Männchen sehr viel kleiner als die Weibchen. Dieses Anglerfischmännchen ist nur 50 Millimeter groß. Foto: picture alliance / dpa | Theodore W. Pietsch

Beim Kampfläufer gibt es Männer im Frauenkleid

Bei diesem Vogel ist der Name Programm. Die Männchen dieser Art tragen in Balzarenen Kämpfe aus, in denen sie um Weibchen buhlen. Die Arenen bestehen dabei aus kleinen Schlammflächen, die in der Paarungszeit von den Weibchen besucht werden, um einen Partner zu wählen. Ein Großteil der Vogelmännchen erkämpft sich seine Partnerin. Ein kleiner Teil jedoch verfolgt beim Paarungsverhalten eine andere Strategie. Während alle anderen Männer nach der Mauser in ihr typisch männliches Federkleid wechseln, behält eine kleine Minderheit ihr schlichtes Gefieder zur Paarungszeit und sieht damit den Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Während sich die Konkurrenz in den Balzarenen Kämpfe liefert, können sie sich so an die Dame ihrer Wahl heranschleichen und den Mitbewerber aus dem Weg gehen.

Kämpfende Kampfläufer
Zwei Männchen der Kampfläufer kämpfen in der Balzarena. Foto: Getty Images
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Quellen

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