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In Norwegen

Nach Adlerattacke auf Kleinkind! Experte erklärt das Verhalten

In der Vergangenheit wurden größere Adler gejagt, weil die unbegründete Angst bestand, dass diese Kinder mitnehmen könnten
In Norwegen machte ein Steinadler Schlagzeilen, nachdem er versucht hatte, sich ein Kleinkind zu krallen Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

12. September 2024, 14:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es ist eine absolute Horror-Vorstellung: Ein Adler schnellt aus dem Nichts vom Himmel herab und versucht sich das friedlich auf der Wiese spielende Kleinkind zu krallen. Genau das trug sich vor wenigen Tagen in Norwegen zu. Doch was hat es damit auf sich? PETBOOK sprach mit einem Vogelexperten über diesen ungewöhnlichen Vorfall.

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Vor wenigen Tagen ist in der norwegischen Region Tröndelag ein kleines Mädchen beinahe Opfer eines Steinadlers geworden. Beim Versuch der Mutter, das Kleinkind aus den Krallen des Raubvogels zu reißen, wurde die Einjährige am Kopf verletzt und musste anschließend am Hinterkopf genäht werden. „Der Adler ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat sich unsere jüngste Tochter gekrallt“, erklärt der Vater des 20 Monate alten Kindes gegenüber des öffentlich-rechtlichen Senders „NRK“.

Mutter musste kämpfen, um ihr Kind dem Tier zu entreißen

So habe das Mädchen zum Zeitpunkt des Vorfalls auf dem Bauernhof der Familie gespielt, als der Steinadler es plötzlich angriff. Die Mutter habe geistesgegenwärtig reagiert, den Vogel festgehalten und „musste kämpfen, damit er losließ“. Zusätzlich sei auch ein Nachbar zur Hilfe geeilt und habe versucht, den Adler vom Kind fernzuhalten.1

Nach diesem Vorfall sei der Raubvogel abgeschossen worden. Diese Maßnahme erklärte Jagdaufseher Per Kare Vinterdal damit, dass der Steinadler das Kind „wie ein Beutetier“ behandelt habe. So hätten die Mutter und der Nachbar den Greifvogel mit Stöcken auf Abstand halten müssen, da der Adler „immer wieder zurückgekommen“ sei.

Steinadler soll mindestens vier Menschen angegriffen haben

Laut Medienberichten sei dies nicht der einzige Angriff des riesigen Vogels auf Menschen gewesen. So soll der Vogel in einem großen Gebiet in Mittel- und Südnorwegen innerhalb weniger Tage mindestens drei weitere Menschen verletzt haben.2 Trotzdem sei dies ein extrem ungewöhnliches Verhalten, erklärt Vogelexperte Martin Rümmler vom Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) im Gespräch mit PETBOOK: „Das Verhalten lässt nicht auf die ganze Art oder auf ähnliche Arten schließen.“

Dennoch unterstreichen solche Einzelfälle eine bei vielen Menschen anscheinend eine tief liegende Angst vor großen Vögeln. „Früher wurden Greifvögel auch verfolgt, weil man ihnen andichtete, sie würden Kinder oder Lämmer rauben. Natürlich ist das nicht der Fall“, erklärt Rümmler. „Ein Steinadler ist kräftig genug, um theoretisch ein Kleinkind mitzunehmen, aber in der Regel meiden sie Menschen.“ Daher sei dieses Verhalten also außergewöhnlich und nicht typisch für die Art, unterstreicht der Experte.

Einige Tiere sind mutiger oder aggressiver als andere

„Ähnlich ist das auch bei Mäusebussarden oder Krähen“, sagt Rümmler. „Man kennt Berichte, dass sie Menschen angreifen, um ihr Nest oder Revier zu verteidigen. Aber auch das sind individuelle Verhaltensweisen, nicht die Regel.“ So seien einige Tiere mutiger oder aggressiver, als andere und diese Unterschiede seien auch wichtig in der Evolution.

„Mutige Tiere haben oft höhere Risiken zu verunglücken, können aber auch erfolgreichere Jäger sein. In diesem Fall jedoch wurde der Adler abgeschossen, weil sein Verhalten ihm nicht zugutekam.“ Was sich also wohl sagen lässt: Auch wenn solche Fälle denkbar selten sind, so sind sie aber nicht unmöglich.

So geistert im Netz ein Video umher, das im kanadischen Montreal entstanden sein soll. Darin ist zu sehen, wie ein Steinadler ein Kleinkind greift, es aber wegen seines schweren Gewichts wieder fallen lässt. In den Kommentaren finden sich allerdings auch einige kritische Stimmen, welche die Echtheit des Videos anzweifeln.3

Auch interessant: Experte erklärt, warum Krähen und Elstern vermehrt Menschen angreifen

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»Ich schließe nicht aus, dass es das schon gegeben hat

Vogelexperte Martin Rümmler ist in seiner beruflichen Laufbahn bisher noch kein vergleichbarer Fall begegnet, wie er PETBOOK erklärt. „Das ist mir bei Steinadlern noch nicht begegnet. Ich schließe aber nicht aus, dass es das schon gegeben hat. Steinadler haben ein weites Verbreitungsgebiet, vor allem in Asien. Es gibt viele Unterarten, und in Zentralasien wird er sogar zur Jagd eingesetzt. Aber dieser spezielle Fall ist definitiv ungewöhnlich.“

Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich eine solche Situation wiederhole, mahnt der Experte dazu, nicht in Panik zu geraten. „Es handelt sich um ein individuelles Verhalten, und die Art ist nicht generell aggressiv gegenüber Menschen. Es sollte keine unnötige Angst geschürt werden, da solche Ängste in der Vergangenheit oft zur Verfolgung und fast Ausrottung von Arten geführt haben“, so Rümmler abschließend.

Themen News

Quellen

  1. n-tv.de, „Steinadler greift Kleinkind in Norwegen an“, (aufgerufen am 12.09.2024) ↩︎
  2. theguardian.com, „Golden eagle killed in Norway after attack on toddler in farmyard“, (aufgerufen am 12.09.2024) ↩︎
  3. focus.de, „Schock pur: Adler krallt sich Kleinkind“, (aufgerufen am 12.09.2024) ↩︎
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