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Seltenes Langohr

Kennen Sie die einzige schwarze Wildkaninchenart der Welt?

Ein Amami-Kaninchen sitzt auf dem Boden um mümmelt
Das Amami-Kaninchen, oder auch Ryukyu, ist ein faszinierendes Wildkaninchen – und das einzige, das natürlich eine schwarze Farbe entwickelt hat Foto: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121360011 | WikimediaCommons / Aleš Buček / CC BY-SA 4.0
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

28. März 2023, 14:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Hauskaninchen werden in verschiedenen Farben gezüchtet. Es gibt sie unter anderem in Braun, Weiß, Grau, Creme und auch in Schwarz. Die Farbvarianten entstanden einst durch natürliche Mutationen und wurden dann gezielt gezüchtet. Das Wildkaninchen, von dem unsere Hauskaninchen abstammen, hat ausschließlich graubraunes Fell. In der Natur gibt es nur eine einzige Kaninchenart, die ein schwarzes Fellkleid trägt. Wo sie lebt und was sie so besonders macht.

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Schwarzes Fell zu haben, ist vor allem für nachtaktive Tiere von Vorteil. Sie können bei Dunkelheit unterwegs sein, ohne sofort die Aufmerksamkeit von Fressfeinden auf sich ziehen. Wildkaninchen sind in der Regel dämmerungsaktiv. Für sie wäre ein zu dunkles Fell also eher ein Problem. Denn es würde womöglich Wölfe, Füchse und Luchse anlocken. Und tatsächlich: Die einzige schwarze Kaninchenart der Welt ist nachtaktiv. Wie heißt sie und wo ist sie zu Hause? 

Schwarze Kaninchen als lebende Fossilien 

Das Ryukyu-Kaninchen, auch Amami-Kaninchen genannt, lebt ausschließlich auf den beiden japanischen Inseln Amami-Oshima und Tokunoshima. Dort bewohnt es küstennahe bewachsene Felsen und subtropische Wälder. Mit unserem Hauskaninchen und seinen wilden Vorfahren, den Wildkaninchen, ist das Ryukyu-Kaninchen nur entfernt verwandt.  

Zwar gehören alle genannten Arten zur Familie der Hasen, doch innerhalb dieser wird das Ryukyu-Kaninchen einer eigenständigen Gattung zugeordnet. Sein Aussehen unterscheidet sich stark von unseren heimischen Langohren. Amami-Kaninchen haben dunkles, wollartiges Fell und relativ kurze Ohren. Auch ihre Beine sind eher kurz, die Krallen dagegen recht lang. Die Tiere gelten als lebende Fossilien, sozusagen als besonders ursprüngliche Kaninchen. 

Auch interessant: Warum Kaninchen ihren eigenen Kot fressen müssen 

Die besondere Rolle des Amami-Kaninchens 

Wie unsere Kaninchen auch, sind Amami-Kaninchen reine Pflanzenfresser. Sie knabbern beispielsweise an Chinaschilf und Scheinkastanien. Vor Kurzem haben Forscher der Universität Kobe herausgefunden, dass die japanischen Kaninchen eine wichtige Rolle bei der Vermehrung der Pflanzenart Balanophora yuwanensis spielen. Dabei handelt es sich um ein Gewächs aus der Ordnung der Sandelholzartigen.  

Diese Pflanze erinnert eher an einen Pilz als an eine Pflanze. Sie besitzt kein Chlorophyll, also keinen grünen Farbstoff, und betreibt keine Fotosynthese. Stattdessen zapft sie die Wurzeln anderer Pflanzen an, um sich mit Nährstoffen zu versorgen. Ihre knallroten Fruchtstände werden gerne von den schwarzen Kaninchen gefressen. Auf diese Weise nehmen die Tiere auch die Samen der Pflanze auf – und scheiden sie unbeschadet wieder aus. Dies geschieht meist in der Nähe der Kaninchenbauten, wo die parasitisch lebende Pflanze praktischerweise gleich eine Wirtspflanze findet. Man könnte also sagen: Ein Gothic-Kaninchen trägt dazu bei, eine Vampirpflanze zu verbreiten. 

Ein schwarzes Amami-Kaninchen hcokt auf dem Boden
Bei näherer Betrachtung des Amami-Kaninchens sieht man, dass die Haut des Tieres zwar schwarz ist, nicht aber sein komplettes Fell Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ichiro Ohara

Klonversuche bei seltener schwarzer Kaninchenart 

Das Problem dabei: Es gibt nur noch wenige tausend Exemplare des Amami-Kaninchens. Die Art findet sich auf der Roten Liste gefährdeter Säugetiere Japans und wird als „stark gefährdet“ eingestuft. Das hat mehrere Gründe: Die schwarzen Kaninchen fallen einerseits eingeschleppten Raubtieren wie Hunden und Mungos zum Opfer. Andererseits wird ihr Lebensraum, die subtropischen Inselwälder, zunehmend zerstört. Aufgrund ihrer besonderen Beziehung würde Aussterben der schwarzen Kaninchen wohl auch das Ende der Pflanzenart Balanophora yuwanensis bedeuten. 

Doch es gibt Hoffnung. Im Jahr 2005 beschloss die japanische Regierung, die eingeschleppten Mungos in der Heimat der Ryukyu-Kaninchen zu töten. Diese Aktion hatte offenbar Erfolg, denn langsam erholen sich die Bestände. Zusätzlich wurde bereits versucht, das seltene schwarze Kaninchen zu klonen. Dabei setzten Forscher der Universität Osaka eine Zelle eines toten Amami-Kaninchens in die Eizelle eines Hasen ein. Diese wiederum pflanzten sie dann einer tierischen Leihmutter ein. Ob durch die Praktik eine gesunde Population geschaffen werden kann, ist jedoch fraglich.

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Quellen

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