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Kategorisierung der Biologie falsch?

Sensation! Auch Amphibien säugen ihren Nachwuchs

Ringelwühle im Laub
Die Ringelwühle ist ein einzigartiges Amphibium, das die Zuordnung der Tier-Klassen sprengt, indem sie etwas tut, was sich sonst nur bei Säugetieren findet Foto: picture alliance / WILDLIFE / A.Noellert
Louisa Stoeffler
Redakteurin

16. März 2024, 7:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Fische schwimmen, Vögel legen Eier, Säugetiere säugen – diese Klassifizierungen und Beschreibungen der Tierarten gelten allgemein als gültig. Doch eine Amphibie legt gar keinen Wert auf Schubladendenken und wurde nun erstmals dabei gefilmt, wie sie ebenfalls ihren Nachwuchs säugt.

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Eigentlich sind die Einteilungen der Tiere ziemlich klar: Ein Fisch lebt im Wasser, ein Vogel fliegt durch die Luft. Oder? Nicht ganz, denn viele Laufvögel können nicht fliegen. Doch Amphibien und Säugetiere sind doch sicherlich total verschieden, nicht? Auch nicht wirklich, denn eine bahnbrechende Untersuchung hat nun Amphibien gefunden, die auch diese Zuordnung auf den Kopf stellen und den Nachwuchs tatsächlich säugen!

Amphibien säugen sowohl geschlüpften als auch ungeborenen Nachwuchs

Eigentlich geht man davon aus, dass eine reichhaltige Milch zur Ernährung von Jungtieren ausschließlich von Säugetieren produziert wird. Allerdings scheint dies bei den Schleichenlurchen nicht zu gelten.

Diese Gruppe von wurmähnlichen Amphibien lebt vor allem in tropischen Regionen. Manche von ihnen haben eine sehr ungewöhnliche Fortpflanzung. Ihr Nachwuchs schlüpft im Inneren des Muttertieres, bevor er tatsächlich geboren wird. Der ungeborene Nachwuchs wird innerlich dann mit einer Art Milch versorgt, bis er zur Welt kommt.

In einer Studie, die im Fachmagazin „Science“ erschien, beschreiben Forscher des Instituto Butantan in Brasilien jedoch eine erste Sichtung, dass eine dieser Arten ihren Nachwuchs auch nach der Geburt säugt.

„Funktionell ähnlich“ zu Säugetier-Milch

Dem Wissenschaftmagazin „Nature“ sagte Co-Autor Carlos Jared, dass die Milch der Ringelwühle „funktionell ähnlich“ zu der von Säugetieren sei. Während der Forschung entstanden über 200 Stunden Videomaterial. Die Forscher konnten bei den Tieren deutlich sehen, wie eine fett- und kohlenhydratreiche Flüssigkeit an die Babys verfüttert wurde, wenn sie nach Futter bettelten.

Doch wie kann eine Amphibie den Nachwuchs ohne die den entsprechenden Strukturen säugen? Milchdrüsen, Brustgewebe oder gar Nippel hat die Ringelwühle nämlich nicht. Stattdessen jedoch eine Kloake, wie viele andere Amphibien auch. Mit diesem Körperausgang für alle Belange, inklusive Sexualverhalten und Stoffwechselausscheidungen, säugt diese Art zusätzlich auch den Nachwuchs. Wenn es den Jungtieren nicht schnell genug geht, stecken sie sogar ihren Kopf in die Kloake des Muttertiers, um zu säugen.

Was man sonst noch über die Ringelwühle weiß

Wie viele andere Tierarten ist die Ringelwühle noch nicht abschließend erforscht. Man weiß jedoch, dass es sie seit über 250 Millionen Jahren gibt. Auch verfügt sie über zwei verschiedene Arten von Schleim. Einer wird schlagartig ausgestoßen, wenn die Ringelwühle sich schneller ins Erdreich graben will. Eine zweite Absonderung enthält ein Gift und richtet sich gegen Feinde sowie potenzielle Beute. Die Tiere besitzen sogar Zähne, mit denen sie das Gift injizieren können.

Die Ringelwühle lebt fast ausschließlich unterirdisch und kommt vor allem in Südamerika vor, wo jetzt auch ihr Säugeverhalten beobachtet wurde. Bislang war darüber nur bekannt, dass sie ihren Nachwuchs kannibalistisch ernährt. Denn die Jungtiere knabbern dem Muttertier die Haut ab. Wie die Kleinen dadurch satt wurden, war lange unklar. Durch die mehrere Monate andauernde Forschung konnten die Forscher sie jedoch mehrmals am Tag beim Säugen beobachten.

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Quellen

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