
5. März 2025, 13:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Asiatische Gepard ist eine vom Aussterben bedrohte Unterart des Geparden. Wie dramatisch es um die Tiere steht, zeigt eine Meldung der iranischen Behörden: Demnach soll es aktuell nur noch 17 Exemplare geben. Das macht den Asiatischen Geparden zur seltensten Raubkatze der Welt.
Der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus venaticus) ist eine von fünf Unterarten des Geparden. Ursprünglich waren die Tiere in weiten Gebieten Asiens verbreitet: von der Arabischen Halbinsel und dem Nahen Osten bis zur Kaspischen Region, dem Transkaukasus, der Kysylkum-Wüste und dem nördlichen Südasien. Heute kommt der Asiatische Gepard nur noch im Iran vor. Und dort schrumpft seine Zahl dramatisch, wie die iranischen Behörden mitteilten. Nur noch 17 Exemplare soll es geben.1
PETBOOK stellt die seltenste Raubkatze der Welt einmal genauer vor.
Übersicht
Was macht den Asiatischen Geparden so besonders?
Insgesamt existieren vom Gepard fünf Unterarten. Dabei trennten sich die asiatischen und afrikanischen Populationen vor 32.000 bis 67.000 Jahren genetisch voneinander ab. Sie unterscheiden sich heute vor allem in ihrer Genetik. Optisch kann man den Asiatischen Geparden als Laie nur schwer von den anderen vier afrikanischen Unterarten unterscheiden: Sein Fell und die Mähne sind etwas kürzer. 2
Auch was die Ernährung betrifft, unterscheidet sich der Asiatische Gepard nicht groß von seinen afrikanischen Verwandten. Auf dem Speiseplan stehen vor allem mittelgroße Pflanzenfresser. Im Iran sind das Indische Gazellen, Kropfgazellen, Wildschafe, Wildziegen und Kaphasen, eine Säugetierart aus der Familie der Hasen.
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Warum ist die Population geschrumpft?
Es gibt zwei Hauptfaktoren, die für den starken Rückgang der Population des Asiatischen Geparden verantwortlich waren und auch heute noch sind. Zum einen die unkontrollierte Jagd auf die Tiere und zum anderen der Rückgang des Lebensraumes. Durch die Umwandlung von Grasland in wirtschaftlich genutzte Flächen schrumpften die geeigneten Gebiete für die Raubkatzen.
Dazu kommt, dass Geparde oft große Areale als Revier beanspruchen. Weibchen und Männchen haben dabei ihr eigenes Revier, die sich zwar überlappen, sich die Tiere aber nur zur Paarung zusammenfinden. Durch Jagd und den Verlust von Grasland nahm auch die Zahl der Beutetiere ab, was zusätzlich Druck auf die Population ausübte. Heute bedrohen vor allem der Berg- und Straßenbau in der Nähe von Naturschutzgebieten die Gepardenpopulation.
Durch diese Faktoren hatte sich das Verbreitungsgebiet der Asiatischen Geparden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erheblich verkleinert. In Afghanistan ging der Bestand so stark zurück, dass die Tiere dort bereits seit den 1950er-Jahren als ausgestorben gelten. Damit stellt die iranische Population heute den letzten verbliebenen Vertreter der asiatischen Unterart dar. Im Land selbst ist die Tierart ein nationales Symbol, das auch Kunstwerke ziert. Doch auch das konnte sie nicht vor dem weiteren Rückgang bewahren.
Hat der Asiatische Gepard noch eine Überlebenschance?
In den 1970er-Jahren wurde der Bestand im Iran auf etwa 200 Individuen in elf Schutzgebieten geschätzt. Doch nach der iranischen Revolution von 1979 wurde der Schutz der Wildtiere für mehrere Jahre unterbrochen. Manöver mit bewaffneten Fahrzeugen in den Steppen sowie unkontrollierte Jagd auf die Raubkatzen durch die lokale Bevölkerung ließen die Population weiter schrumpfen und führten dazu, dass sich die Geparde – aber auch ihre Beute, die Gazellen –, in abgelegene Berggebiete zurückzogen. 3
Ende der 1990er-Jahre reduzierte sich die Population auf 50 bis 100 Tiere. Seit 1996 wird der Asiatische Gepard auf der Roten Liste der IUCN in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ geführt. Zur FIFA-Weltmeisterschaft 2014 wurde mit einer Illustration auf den Trikots der iranischen Fußballnationalmannschaft versucht, noch einmal international auf den Schutz des Asiatischen Geparden aufmerksam zu machen. Auch ein UN-Projekt setzt sich für den Erhalt der Unterart ein.
Doch letztendlich schrumpfte die Population weiter, was unter anderem daran liegen könnte, dass der Tierschutz im Iran keinen besonders hohen Stellenwert hat. Im Gegenteil: Zahlreiche Umweltaktivisten im Iran sind in der Vergangenheit wegen ihrer politischen Aktivitäten zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Heute lebt der Asiatische Gepard nur noch im Norden des Landes. Die Population soll aktuell 17 Exemplare umfassen und ist damit so winzig und isoliert, dass sie als kaum überlebensfähig gilt. Denn je weniger Tiere es gibt, desto höher ist der Inzucht-Faktor. Ohne „frische Gene“ kommt es zu teils schweren Schäden bei den Nachkommen. Dies führt eine Population in eine genetische Sackgasse.

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Ist der Asiatische Gepard wirklich die seltenste Raubkatze der Welt?
Lange galt der Amurleopard als seltenste Raubkatze der Welt. Der Bestand wird in Russland und China auf knapp unter 100 Tiere geschätzt.4 Auch der Malaysia-Tiger droht mit nur noch höchstens 200 Exemplaren bald auszusterben.5 Zwar handelt es sich beim Asiatischen Geparden „nur“ um eine Unterart. Trotzdem unterscheidet sie sich durch ihr spezielles Verbreitungsgebiet von den Afrikanischen Geparden und ihr Aussterben würde vor allem in ihrer jetzigen Heimat einen herben Verlust der Biodiversität bedeuten.
Zur Autorin: Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren.