20. September 2023, 5:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Palmkakadu ist nicht nur selten, er ist zudem weltweit der einzige Vogel, der mit Werkzeugen rhythmisch auf Bäume trommelt. Eine neue Studie zeigt nun, dass männliche Kakadus ihre Werkzeuge methodisch und nach ihrem individuellen Geschmack herstellen.
Werkzeuge zu benutzen, ist im Tierreich weitverbreitet. Die eigene Herstellung dieser Werkzeuge beschränkt sich dagegen auf wenige Vogel- und Säugetierarten. Einer der Vögel, der Werkzeuge selber herstellt, ist der Palmkakadu. Sein Lebensraum beschränkt sich auf Neuguinea und ein Gebiet im Nordosten Australiens. Außerdem gilt dieser Vogel neben dem Menschen als die einzige bekannte Art, die mithilfe selbst hergestellter Gegenstände rhythmisch auf Bäume trommelt. Bekannt ist diese seltene Eigenschaft bereits seit einigen Jahren. Australische Forscher veröffentlichten nun neue Erkenntnisse darüber, wie der Palmkakadu seine Werkzeuge herstellt – und wie individuell unterschiedlich dieser Prozess ist.
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Übersicht
Mit seinen Werkzeugen macht der Palmkakadu auf sich aufmerksam
Anders als viele andere Vogelarten nutzt der Palmkakadu Werkzeuge nicht zur Nahrungssuche oder Selbsterhaltung. Stattdessen trommelt er damit im Rahmen der Balz rhythmisch auf Bäume. Dieses Spektakel veranstalten ausschließlich die männlichen Exemplare. Das tun sie, um ihr Aussehen aufzuwerten. Sie möchten Weibchen auf sich aufmerksam machen – oder aber rivalisierenden Männchen signalisieren, dass ein Revier bereits eingenommen ist.
Die Kakadus trommeln dabei in einem sehr individuellen Rhythmus. Das ermöglicht es anderen Artgenossen, schon von Weitem zu erkennen, wer genau da gerade trommelt. Die Erkenntnisse um Erstautor Professor Robert Heinsohn zeigen zudem, dass auch die Herstellung der Werkzeuge sehr individuell abläuft. „Wenn man ihnen dabei zusieht, wie sie ihre Werkzeuge in die gewünschte Form bringen, ist es, als würde man einem Meister der Holzbildhauerei bei der Arbeit zusehen“, erklärt er gegenüber der „Australian Broadcasting Corporation“ (ABC).
Weibliche Kakadus beobachten männliche bei der Arbeit
Experten gehen davon aus, dass in freier Wildbahn weniger als 2000 Exemplare des Palmkakadus leben. Das Forscherteam habe 13 der als bedroht eingestuften Vögel „geduldig gestalked“, um die Studie durchführen zu können. Sie beobachteten dabei die immense Kraft der Vögel. Diese hackten sich mithilfe ihres kräftigen Schnabels durch bis zu drei Zentimeter dickes Hartholz. Neben den menschlichen Beobachtern waren scheinbar auch weibliche Palmkakadus von der Arbeit der Männchen vollkommen eingenommen. „Die Weibchen beobachteten jede Bewegung“, sagte Heinsohn der ABC.
Vom Palmkakadu nach der Trommeleinlage weggeworfene Werkzeuge sammelten die Wissenschaftler auf, um sie zu untersuchen. Dabei stellten sie fest, dass einige Männchen lange Stöcke bevorzugen. Andere wiederum favorisieren kurze und dicke Stöcke und wieder andere nutzen Samenschoten dazu, rhythmisch auf Bäume zu trommeln. Insgesamt analysierten die Forscher 256 Klangwerkzeuge. Die männlichen Kakadus bevorzugten mit 89 Prozent eindeutig die sogenannten „Trommelstöcke“.
»Jeder Palmkakadu scheint eine eigene Vorstellung von Werkzeugen zu haben
Am meisten überraschte die Forscher jedoch, wie unterschiedlich die Werkzeuge sind, die der Palmkakadu herstellt. „Es war diese Individualität, die uns umgehauen hat. Es war, als hätte jeder von ihnen seine eigene Vorstellung davon, was den besten Trommelstock ausmacht“, so Heinsohn gegenüber der ABC. Er erklärt weiter: „Jeder der 13 männlichen Palmkakadus hatte seine eigene starke Vorliebe für den Werkzeugtyp und für die Form und das Design der Trommelstöcke.“ Während einzelne Männchen ausschließlich Trommelstöcke herstellten, schienen andere sich nicht entscheiden zu können, sodass sie beide Arten schnitzten.
Design, Länge, Breite und Masse der Trommelstöcke unterscheiden sich stark, so die Forscher in ihrer Studie. Die Vögel neigen jedoch nicht dazu, die Entwürfe ihrer Artgenossen zu kopieren. Stattdessen scheinen sie ihr Handwerk ihren Söhnen beizubringen.
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Palmkakadu gelten als bedrohte Art
Der Palmkakadu ist die größte Papageienart der australischen Tierwelt. Sein schwarzes Gefieder erscheint durch einen Puder, das seine Daunen absondern, oft gräulich. Ein auffälliges Merkmal ist sein besonders großer Schnabel, der bei Männchen deutlich länger ist als bei Weibchen. Auf den ersten Blick fallen jedoch vor allem die karmesinroten Flecken auf jeder Seite seines Gesichts auf. Denn die nackte Gesichtshaut des Palmkakadus kann ihre Farbe verändern und leuchtet im Erregungszustand rot auf.
Zu der geringen Zahl dieser Kakaduart trägt vor allem die Zerstörung des Lebensraumes bei. Aber auch die Reproduktionsrate der Vögel, die nur ein Ei legen, ist äußerst gering. Der Mitautorin Dr. Christina Zdenek zufolge haben die Vögel die geringste Bruterfolgsrate aller Papageien weltweit, erklärt sie gegenüber der ABC. Die in Kolonien lebenden Kakadus nisten bevorzugt in mehrere hundert Jahre alten Bäumen. Der größte Schwarm lebt im Kutini-Payamu-Nationalpark (Iron Range National Park) im Nordosten von Queensland.