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Insekten auf Wohnungssuche

Bienenschwarm im Garten? Imkerin erklärt, was Sie jetzt tun sollten

Schwarmtraube an einem Ast von einem blühenden Obstbaum
Von April bis Juni ist bei Honigbienen Schwarmezit. Passen die Imker nicht auf, begeben sich die Insekten auf Wohnungssuche und landen dabei auch schon mal am Baum im Garten Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

14. Mai 2024, 15:33 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Honigbienen leben eigentlich in hohlen Bäumen oder eben beim Imker in einer Beute. Hängen sie als Traube frei am Baum im Garten, bedeutet das, das Volk hat sich geteilt und ist auf Wohnungssuche. Dabei kann eine Schwarmtraube bis zu 50.000 Tiere und mehr umfassen. Aber keine Angst! Die Bienen sind in der Regel friedlich. PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider ist seit über 15 Jahre Imkerin und weiß, was in so einem Fall zu tun ist.

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Nach kalten oder verregneten Tagen im Frühjahr, freut man sich, endlich wieder im Garten zu sitzen, sobald die Temperaturen steigen. Doch was ist das? Plötzlich hängt eine riesige Traube am Obstbaum und hunderte Bienen schwirren durch die Luft. Die meisten treten schnell den Rückzug an und rufen die Feuerwehr oder den Kammerjäger. Dabei geht von einem Bienenschwarm im Garten in der Regel keine Gefahr aus.

Was ist ein Bienenschwarm?

In der Natur beginnen Honigbienen meist ab April zu schwärmen. Wenn alles blüht, ist für Bienen Hochsaison. Das Volk wächst schnell um ein Vielfaches an und bald wird es zu Eng für die Tiere. In der Natur würde sich das Volk nun teilen und die Hälfte der Bienen samt der alten Königin das Nest verlassen, um eine neue Bleibe zu finden.

Imker hingegen, versuchen dies möglichst zu verhindern, denn sie möchten möglichst viele Bienen behalten und viel Honig ernten. Dafür gibt es verschiedene Methoden, doch vor allem, wenn es lange kalt oder schlechtes Wetter war und die Bienenhalter länger nicht die Völker öffnen und kontrollieren konnten, nutzen die Bienen oft die erste Gelegenheit, um Reißaus zu nehmen.

Dann begeben sich Zehntausende von ihnen gleichzeitig in die Lüfte und gehen auf Wohnungssuche. Zwischendurch sammeln sie sich in einer Traube, die mehrere Zehntausend Tiere umfassen kann. An sich ein faszinierendes Schauspiel, aber nicht jeder ist begeistert, wenn plötzlich ein Bienenschwarm im Garten hängt.

Beim Bienenschwarm im Garten immer erst die Imker informieren

Die meisten rufen Feuerwehr oder Kammerjäger, wenn sie einen Bienenschwarm im Garten entdecken. Besonders tierfreundliche Gartenbesitzer melden die Tiere vielleicht auch beim Umweltamt oder der Naturschutzbehörde. Doch weder Feuerwehr noch Naturschützer besitzen in der Regel das nötige Know-how und Equipment, um den Schwarm einzufangen.

Dies können Imker am besten. Daher sollte man sich als Erstes beim örtlichen Imkerverein melden, wenn ein Bienenschwarm im Garten hängt. Da die Vereine aber in der Regel telefonisch nicht ständig erreichbar sind, geht es oft schneller, den Schwarm online zu melden. Dafür gibt es verschiedene Portale wie etwa „Schwarmrettung“ des Vereins Mellifera e. V. Hier sind Imker in ganz Deutschland registriert, die bereit sind, Schwärme zu fangen.

Übrigens: Der Schwarm gehört nicht dem Imker, dem er entflogen ist, sondern dem, der ihn aktiv verfolgt. Dafür dürfen Bienenhalter sogar fremde Grundstücke betreten und über Gartenzäune klettern. In der Regel findet sich daher schnell ein engagierter Imker, der den Bienenschwarm einfängt.

Auch interessant: Imker werden? Warum viele Einsteiger das Hobby unterschätzen

Wie wird der Schwarm gefangen?

Manch einer tut sich vielleicht schwer damit, einen Bienenschwarm zu melden, aus Angst, die Tiere könnten abgetötet werden. Das geschieht relativ häufig bei Wespennestern der Deutschen oder der Gemeinen Wespe. Bienen stehen allerdings unter Naturschutz und sind zudem als Bestäuber auch von wirtschaftlichem Interesse.

In der Regel schütteln oder fegen die Imker die Schwarmtraube von ihrem Sitz ab – entweder in einen kleinen Kasten oder in einen Sack. Den Bienen bereitet das zwar ein wenig Stress, erspart ihnen aber die langwierige Wohnungssuche, da der Imker dem Volk in der Regel sofort eine neue Bleibe herrichtet.

Sollte man den Schwarm nicht einfach ziehen lassen?

Einige Tierliebhaber und leider auch manche Imker sprechen sich dafür aus, der Natur ihren Lauf zu und die Bienen schwärmen zu lassen. Das wäre auch in Ordnung, wenn wir noch wie vor hunderten von Jahren in einer teils unberührten Landschaft ohne Städtebau und intensiver Landwirtschaft leben würden.

Heute halten auch viele Imker in der Stadt Bienen und die Insekten haben es schwer, hier passenden Wohnraum zu finden. So quartieren sie sich meist in Gebäuden oder an Orten ein, an denen sie keine optimalen Bedingungen vorfinden oder ein Sicherheitsrisiko darstellen. Dann muss das Volk aufwendig entfernt werden.

Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Grund, warum Bienenvölker heute in der Natur nur noch selten überleben – selbst wenn sie eine passende Behausung wie eine Baumhöhle im Wald finden: die Varroamilbe. Dieser Parasit, der in den 1980-er Jahren nach Europa eingeschleppt wurde, schadet Völkern der westlichen Honigbiene Apis mellifera so sehr, dass diese nach spätestens einigen Jahren elendig zugrunde gehen. Daher müssen sie vom Imker mit Medikamenten behandelt werden – und das mehrfach im Jahr.

Daneben gibt es noch Seuchen wie die Faulbrut, die sich durch wilde Bienenvölker verbreiten können. Es ist daher tatsächlich im Sinne des Tierschutzes, den Bienenschwarm im Garten von einem Profi rechtzeitig einfangen zu lassen.

Ist ein Bienenschwarm gefährlich?

Wenn Bienen schwärmen, nehmen sie lediglich etwas Honigvorrat in ihren Mägen mit. Den Rest des Honigs sowie die Brut bleibt zurück und wird von den verbleibenden Bienen versorgt. Damit haben die Insekten nichts, was sie verteidigen müssten – außer ihrem eigenen Leben. Sofern man also nicht einzelne Tiere quetscht oder nach ihnen schlägt, kann man sich einem Schwarm bis auf wenige Zentimeter ohne Gefahr nähern.

Es ist sogar möglich, mit bloßen Händen in die Schwarmtraube zu greifen – so friedlich sind die Tiere. Dies sollte man aber erfahrenen Bienenhaltern überlassen. Zudem besteht immer die Gefahr, dass ausfliegende Bienen, die nach neuen Behausungen suchen, einem gegen den Kopf fliegen und in den Haaren landen. Daher ist es sinnvoll, einen gewissen Abstand zu halten.

Wie verhalte ich mich bei einem Bienenschwarm im Garten?

Wer einen Bienenschwarm hat, kann den Garten aber in der Regel gefahrlos betreten. Auch Grillen oder Kuchenessen sind ohne Probleme möglich. Im Gegensatz zu Wespen sind Bienen nicht an Würstchen oder Pflaumenkuchen interessiert. Auch süße Getränke fliegen sie nicht an. Allerdings kann es passieren, dass einige Bienen an sehr heißen Tagen beginnen Wasser zu sammeln, um die Schwarmtraube zu kühlen.

Haustiere oder Kinder sollte man in der Zeit besser nicht unbeaufsichtigt in den Garten lassen. Vor allem, wenn die Schwarmtraube auf Greif- oder Schnauzenhöhe hängt. In der Regel suchen sich die Bienen aber hoch gelegene Orte – meist zum Leidwesen der Imker, die sie dann mit Leiter oder Krahnfahrzeugen einfangen müssen.

Sollte ich die Bienen füttern?

Manche wollen den Insekten etwas Gutes tun und sie füttern. Das sollte man aber besser nicht tun. Zum einen tragen die Tiere in ihren Mägen oft ausreichend Nahrung bei sich und können zur Not auch selbst Vorräte anlegen. Zum anderen zieht man damit andere Insekten und Bienen aus der Nachbarschaft an. Diese merken sich dann den Futterort und kommen dann jeden Tag vorbei.

Wer eine schwache Biene ausgekühlt im Gras findet und diese aufpäppeln möchte, kann dem Tier einen Tropfen Zuckerwasser anbieten. Ganze Futtergefäße aufzustellen, sollte man aber unterlassen und auf gar keinen Fall die Bienen mit Honig füttern. Dieser kann Erreger der hochansteckenden Faulbrut enthalten. Diese Seuche ist für Menschen ungefährlich, für Bienenvölker aber in der Regel tödlich.

Sind es wirklich Bienen?

Manchmal werden Imker zum Schwarmfang gerufen und es stellt sich heraus, dass Wespen im Baum hängen statt Bienen. Andersherum kommt es jedoch häufiger vor: Kammerjäger bekommen den Auftrag, Wespenvölker zu beseitigen und finden dann eine Schwarmtraube vor.

Um solche Missverständnisse zu vermeiden, sollte man vorher einmal klären, ob es sich bei den summenden Insekten im Garten auch wirklich um Bienen handelt. Einen Bienenschwarm erkennen Sie an Folgenden:

  • Bienen sind braun-grau gefärbt, niemals schwarz-gelb
  • Bienentrauben hängen frei ohne Nest oder Nesthülle
  • Hängt der Schwarm schon länger, kann man auch erste, helle Waben aus Wachs sehen

Wie lange bleiben die Bienen?

In der Regel nimmt ein Volk beim Schwärmen Vorräte für mehrere Tage mit. Dabei sammeln sich die Tiere in der Regel zunächst in der Nähe des ursprünglichen Volkes zu einer Schwarmtraube zusammen. Hier verbringen sie einige Zeit – manchmal auch Tage und ziehen dann weiter. Entweder in ein neues Zuhause, falls etwas passendes entdeckt wurde, oder aber an einen neuen Ort, um sich erneut zu sammeln.

Hängt ein Bienenschwarm im Garten, tut er das in der Regel ein paar Tage. Das hängt immer ganz davon ab, wie schnell die kleinen Insekten, eine neue Bleibe ausfindig machen. Dies wird übrigens demokratisch entschieden. So gibt es Kundschafterinnen, die dann für die potenzielle neue Unterkunft tanzen. Am Ende entscheidet sich der Schwarm für das Heim, dass die meisten „Tänzerinnen“ begeistern konnte und fliegt davon.

Der Schwarm ist gefangen, aber es sind immer noch Bienen da

Manchmal passiert es, dass trotz Einfangen des Schwarms eine kleine Traube an Restbienen zurückbleibt. Das kann mehrere Gründe haben. In der Regel versucht der Imker beim Einfangen die Bienenkönigin zu erwischen. Denn ihr Geruch hält die Traube zusammen. Ist die Königin „im Kasten“ folgen ihr die restlichen Bienen nach und nach. Dies kann einige Zeit, manchmal Stunden, dauern. Diese Zeit hat nicht jeder Imker – so bleibt ein kleiner Teil des Volkes zurück.

Zudem kann es in manchen Fällen passieren, dass mehr als eine Königin in einem Schwarm vorhanden sind. Solche „Super-Schwärme“ sind meist besonders riesig. Bleibt also ein Staatsoberhaupt unbemerkt zurück, bleiben auch die Bienen. In der Regel, ziehen die Tiere aber nach spätestens drei Tagen weiter.

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Was passiert mit Bienen, die zurückbleiben?

Oft bleibt ein kleiner Teil der Bienen zurück, der entweder gerade auf Wohnungssuche war, während der Schwarm eingefangen wurde, oder im Trubel aufgeflogen ist. Diese Bienen sammeln sich zunächst an der Stelle, an der die Traube hing, da es dort noch nach ihrer Königin duftet. Wurde diese erfolgreich vom Imker eingefangen, verfliegt der Duft und die Bienen ziehen weiter. Oft betteln sie sich dann in andere Völker ein oder fallen Fressfeinden wie Vögeln zum Opfer.

Themen Insekten
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