Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Marines Weichtier

Diese Schnecke sieht aus wie ein Schaf und kann sich von Licht ernähren 

EIne Blatt-Schaf-Schnecke grast auf Algen
Dass es sich bei der Blatt-Schaf-Schnecke um ein real existierendes Tier und nicht um eine kreative Erfindung handelt, ist zunächst schwer zu glauben Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

9. August 2023, 16:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Die Unterwasserwelt der Meerestiere ist faszinierend und bringt Formen des Lebens hervor, die man sich nicht mal erträumen kann. Kennen Sie zum Beispiel das Meerestier, das aussieht wie ein Comic-Schaf und sich von Licht ernähren kann? PETBOOK präsentiert: die Blatt-Schaf-Schnecke.

Artikel teilen

Wenn man an Nacktschnecken denkt, kommt einem wohl nicht ein kleines Meerestier mit der Optik eines Comic-Schafes und großen, runden Augen in den Sinn. Doch die Blatt-Schaf-Schnecke (Costasiella kuroshimae) ist ein real existierendes Tier, das in den tropischen Gewässern vor Indonesien, den Philippinen und Japan lebt. Im Englischen wird die Schnecke aufgrund ihres an Blätter erinnernden Körpers auch „Leaf Sheep“ genannt. Doch auch ganz abgesehen von dem niedlichen Aussehen ist der kleine Meeresbewohner absolut faszinierend. Denn das comichaft anmutende Blatt-Schaf hat seine ganz eigene Art zu „grasen“.

Auch interessant: Alle lieben Grumpy Cat, aber kennen Sie schon Grumpy Frog?

Blatt-Schaf-Schnecke „klaut“ Chlorophyll

Die farbenfrohe Meeresschnecke gehört zu den Schlundsackschnecken. Diese spezialisierten Weichtiere können Energie aus Sonnenlicht mithilfe von Fotosynthese gewinnen – etwas, was sonst nur Pflanzen können. Letztere nutzen dafür den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll, der sich in speziellen Zellen – den Chloroplasten befindet. Auch die Blatt-Schaf-Schnecken besitzen Chlorophyll. Allerdings haben die Tiere dieses nicht selbst produziert, sondern „klauen“ es mithilfe von spezialisierten Körperzellen, den sogenannten Kleptoplasten.

Diese spezifizierten Zellen ähneln den Chloroplasten, mit denen pflanzliche Lebewesen Fotosynthese betreiben. Allerdings bilden sie sich erst, wenn die Meeresschnecke Futter aufnimmt und sind nicht von Geburt an im Genom der Tiere angelegt. Sie entwickeln sich im Laufe der Zeit. Mithilfe dieser gestohlenen und Chlorophyll erzeugenden Zellen, können sich die Schnecken in Notzeiten ernähren. „Grast“ also eine Blatt-Schaf-Schnecke in den küstennahen Algenzonen ihrer tropischen Heimatgewässer, extrahiert – oder „stiehlt“ sie eigentlich den Algen in ihrem Körper die Chloroplasten.

Dass die „Blätter“ der Blatt-Schaf-Schnecke daher grün sind, kommt nicht von ungefähr. Eigentlich sind die blattartigen Fortsätze auf dem Rücken der Schnecke durchsichtig. Nimmt sie jedoch viele Chloroplasten auf, färben sie sich grün und es findet Fotosynthese in den Kleptoplasten statt. Wenn es nötig und das Nahrungsangebot gerade knapp ist, kann sich die Blatt-Schaf-Schnecke sogar monatelang nur mithilfe von Fotosynthese ernähren. Manche nennen sie deswegen auch „solarbetriebene Schaf-Schnecke“.

Blatt-Schaf-Schnecke nutzt Algen für verschiedene Zwecke

Allerdings muss man sich keine Sorgen machen, dass die Blatt-Schaf-Schnecke ihrem Ökosystem durch den Hunger auf Chlorophyll gefährlich werden könnte. Die niedlichen Meeresschnecken werden nur bis zu fünf Millimeter groß. Auch ist die Populationsdichte der Tiere so gering, dass Wissenschaftler Schwierigkeiten haben, genügend Exemplare zu finden, um die Spezies noch näher zu beschreiben.

Klar ist jedoch bereits, dass viele Vertreter der Schlundsackschnecken auch gegenüber Feinden eine wirksame Verteidigungsstrategie entwickelt haben. Mithilfe eines Prozesses, der Kleptochemie genannt wird, können die Tiere aus ihrer Algennahrung nicht nur Farbstoffe, sondern auch sekundäre Stoffwechselprodukte ziehen. Dazu gehören unter anderen Toxine und Bitterstoffe, die die Schnecken unverdaulich für räuberische Tiere machen. Zudem nutzen sie die grünen Algenpigmente, um sich wirksam zu tarnen.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Meerestiere
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.