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Trend-Tier in den USA

Darf man in Deutschland ein Capybara als Haustier halten?

Eine Capybara-Mutter schwimmt im Wasser mit ihren Jungtieren
Capybaras strahlen eine innere Ruhe aus und legen niedlich wirkende Verhaltensweisen an den Tag. Bei manchen erwächst daher der Wunsch, die Wasserschweine als Haustier zu halten. Foto: Getty Images / Yuina Takase
Louisa Stoeffler
Redakteurin

9. März 2025, 7:53 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Immer wieder hört man von schrägen Trends in der Heimtierhaltung. Leider betrifft dies oft Tiere, die überhaupt nicht domestiziert sind, die Menschen aber als niedlich empfinden. So auch bei Wasserschweinen, die vielen als Capybara bekannt sind. Sie erscheinen immer häufiger in den sozialen Medien und sind vor allem in den USA das neue Trend-Haustier.

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Wasserschweine, häufig auch Capybaras genannt, sind die größten Nagetiere der Welt. Da sie auf viele außerdem ziemlich niedlich wirken, gibt es vor allem in den USA mittlerweile den Trend ein Capybara als Haustier zu halten. Ob das wirklich eine gute Idee ist und was man beachten sollte, wenn man die Tiere in Deutschland halten will, erklärt PETBOOK im Folgenden.

Wie leben Capybaras?

Das Capybara ist entfernt mit den Meerschweinchen verwandt und ist vor allem in Südamerika zu Hause. Dort leben sie fast überall, nur westlich der Anden und in Patagonien sind sie bislang nicht gesichtet worden.

Am liebsten besiedeln sie Feuchtgebiete um den Orinoco, den Amazonas oder das Pantanal in Brasilien, Bolivien und Paraguay. Der Name Capybara leitet sich von einem Wort der in Argentinien lebenden indigenen Volksgruppe der Guaraní her. In dieser Sprache bedeutet „kapiyva“ so viel wie „Herr der Gräser“.

Die Habitate der Capybaras sind teils sehr unterschiedlich, allerdings brauchen sie stets Zugang zu Wasser. Sie leben semiaquatisch, verbringen also ein Großteil ihrer Zeit in Flüssen, Teichen und stehenden Gewässern. Allerdings benötigen sie auch dichte Vegetation und einen festen Untergrund für ihren Schlafplatz und suchen sich ihre Nahrung vor allem in Savannengebieten und Grasländern. Sie leben sowohl im Flachland als auch in einer Höhe von 1300 Metern.

Capybaras spielen außerdem eine wichtige Rolle in ihrem Ökosystem. Sie dienen als Beutetiere für zahlreiche Raubtiere wie Jaguare, Kaimane und Anakondas. Gleichzeitig tragen sie durch ihr Fressverhalten zur Regulierung der Vegetation in Feuchtgebieten bei. Ihre Ausscheidungen sind zudem eine Nahrungsquelle für viele Mikroorganismen und Insekten, die wiederum die Nahrungskette aufrechterhalten.

Capybaras können bellen

Neben ihrer Vorliebe für Wasser sind Capybaras extrem soziale Tiere. Sie kommunizieren durch eine Vielzahl von Lauten, darunter Grunzen, Quietschen und Bellen. Diese Lautäußerungen helfen ihnen, mit Gruppenmitgliedern in Kontakt zu bleiben oder vor Gefahren zu warnen. In menschlicher Obhut können sie sich zwar an uns gewöhnen, doch ihre natürlichen Sozialstrukturen lassen sich nur schwer nachbilden.

Denn in der Regel leben sie in Gruppen von sechs bis 20 Tieren, nur vereinzelte Männchen sind tatsächlich über längere Zeit allein unterwegs. Die Tiere können bis zu 1,3 Meter lang und 65 Kilogramm schwer werden. Männchen und Weibchen sind sehr schwer zu unterscheiden, denn sie haben dieselbe Statur und Größe. Auch die Geschlechtsorgane der Tiere bieten keinen Aufschluss, denn sie sind innenliegend.

Wie andere Nagetiere auch, ernähren sich Capybaras größtenteils von Pflanzen. Ähnlich wie Kaninchen müssen sie zudem auch ihren Blinddarmkot verspeisen, da sich manche Nährstoffe darin erst beim zweiten Weg durch den Verdauungstrakt verstoffwechseln lassen.1

Was muss man beachten, wenn man in Deutschland ein Capybara als Haustier halten will?

Die Faszination der Capybaras geht wahrscheinlich auf die Ruhe zurück, die die Tiere ausstrahlen. Auch in Gegenwart von Menschen bleiben sie, obwohl sie nicht domestiziert sind, sehr ruhig. Immer wieder finden sich auf Instagram oder TikTok-Videos der Tiere, die dampfende Bäder genießen. Auch, dass die Jungen der Capybaras auf dem Rücken der Elterntiere „surfen“ sorgt regelmäßig für Begeisterung im Netz.

Allerdings unterschätzen viele auch den bürokratischen Aufwand, der mit der Haltung eines Capybaras einhergeht. Wer die Mindestanforderungen nicht erfüllt oder gegen Meldepflichten verstößt, muss mit hohen Bußgeldern oder sogar der Beschlagnahmung des Tieres rechnen. In manchen Bundesländern kann es außerdem nötig sein, eine spezielle Genehmigung einzuholen, bevor man Capybaras halten darf.

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Denn sie gelten in Deutschland als Wildtiere, sie sind also de facto gar keine Haustiere. Entsprechend sieht das Tierschutzgesetz auch bestimmte Mindesthaltungsbedingungen für die Tiere vor, die in einer Verordnung über die Haltung von Säugetieren separat festgelegt wurden.

Potenzielle Gesundheitsrisiken für Halter und Tiere

Wasserschweine sind, wie schon erwähnt, Herdentiere und dürfen deshalb nie einzeln gehalten werden, dies kommt der Tierquälerei gleich. Capybaras gelten zwar als nicht gefährdet, fallen also nicht unter das Washingtoner Artenschutzgesetz. Trotzdem sind sie in Deutschland nicht heimisch und müssen also beim Veterinäramt gemeldet sein.

Gleichzeitig muss man als Halter dann auch eine gewisse Sachkunde über die Haltung der Tiere nachweisen. Welche Regelungen genau greifen, ist von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Im Zweifelsfall sollte man bei der Stadtverwaltung oder dem Landkreis nach den Auflagen fragen.

Capybaras können außerdem verschiedene Krankheiten übertragen, darunter Leptospirose, eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit, die auch auf den Menschen übertragbar ist. Zudem neigen die Tiere zu Parasitenbefall, insbesondere durch Zecken. Wer ein Capybara hält, sollte also auch tierärztliche Untersuchungen nicht vernachlässigen, um Infektionen frühzeitig zu erkennen.

Was ein Capybara als „Haustier“ braucht

Die Tiere sind ziemlich groß und können in einer kleinen Stadtwohnung aufgrund ihrer Ansprüche nicht artgerecht gehalten werden. Sie brauchen ein üppiges Außengelände von mindestens 40 Quadratmetern mit viel Bewuchs. Zusätzlich brauchen sie ein Innengehege von mindestens zehn Quadratmetern für zwei Capybaras.

Ein großer Teich ist zudem Pflicht. Er sollte laut den Mindestanforderungen für die Haltung mindestens vier Quadratmeter groß sein, damit die Capybaras ihrer natürlichen Lebensweise nachkommen können. Dies ist auch nur als absolute Mindestanforderung zu verstehen – will man mehr als zwei halten, oder seinen Capybaras ein schönes Zuhause bieten, brauchen sie noch viel mehr Platz. In der Natur bewohnen sie ein Gebiet von bis zu 200 Hektar, je nach Größe der Gruppe.

Da die Tiere tropische Temperaturen gewohnt sind, muss der Teich oder das Schwimmbecken beheizt sein und Temperaturen von 20 Grad und mehr aufweisen. Zudem bevorzugen Capybaras fließendes, sauberes Wasser – in der Haustierhaltung braucht man also sehr leistungsfähige Pumpen, damit sich die Tiere beim Dümpeln wohlfühlen.

Capybaras benötigen mehrere Kilo Grünfutter pro Tag

Zudem sollte man nicht unterschätzen, wie viel Futter ein 65 Kilogramm schweres Nagetier täglich benötigt. Capybaras ernähren sich in erster Linie von Grün- und Wasserpflanzen, darunter vor allem die Gräser, die sie in ihrer südamerikanischen Heimat zu sich nehmen. Aufgrund ihrer Größe kommt da schon mal einiges an Futter zusammen. In der Regel geht man von 2,7 bis 3,6 Kilogramm Grünfutter pro Tag aus.

Das Mümmeln von Gräsern liegt auch in ihrer Natur, denn bei den Nagetieren wachsen die Zähne ein Leben lang. Das heißt, dass sie diese durch konstantes Futtern abreiben müssen. Daher sollten auch in regelmäßigen Abständen die Zähne der Tiere überprüft werden. Dies sollte von einem Tierarzt übernommen werden, der sich mit der Haltung auskennt – was nur wenige Veterinäre in Deutschland einschließt.

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Kann man ein Capybara artgerecht als Haustier halten?

Es ist also möglich, Capybaras in Deutschland als Haustier zu halten, allerdings stellt sich dabei auch die Frage, wie artgerecht dies für die Tiere ist. Zudem ist die Versorgung mit südamerikanischen Gräsern und die Beheizung des Schwimmbeckens der Capybaras kostspielig. Auch die Tiere an sich sind in der Anschaffung nicht günstig. Für ein Pärchen werden schon einmal 10.000 Euro von Zoofachläden aufgerufen.

In ihren Herkunftsländern werden Capybaras teilweise bejagt. Allerdings werden sie auch für den Heimtierhandel gewildert und über die gesamte Welt verschifft. Auch wenn Capybaras eine sehr ruhige Art sind, kann man trotzdem nicht garantieren, dass die Wildtiere nicht auch angreifen. Besonders ihre langen Nagezähne machen die kräftig gebauten Verwandten der Meerschweinchen durchaus wehrhaft. 2

Im besten Fall sollten sie daher in ihren Habitaten verbleiben dürfen. Denn der zweifelhafte Social-Media-Trend, ein einzelnes Capybara als Haustier zu halten und es vor eine Kamera zu setzen, ist definitiv alles andere als artgerecht.

Themen #AmazonPets Tiere der Amerikas

Quellen

  1. Moreira, J. R., Alvarez, M. R., Tarifa, T., Pacheco, V., Taber, A., Tirira, D. G., ... & Macdonald, D. W. (2013). Taxonomy, natural history and distribution of the capybara. Capybara: Biology, use and conservation of an exceptional neotropical species, 3-37. ↩︎
  2. Biologie-Seite.de, „Capybara“ (aufgerufen am 7.3.2025) ↩︎

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