8. November 2023, 13:57 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Um ihre Beute zu fangen, legen viele Spinnen sogenannte Radnetze an. Die Fäden darin sind mit Klebstoff benetzt und werden so zur Falle für Insekten. Doch warum bleibt die Spinne nicht selbst daran kleben? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider lüftet das klebrige Geheimnis der Achtbeiner.
Während man Spinnen in der freien Natur eher seltener zu Gesicht bekommt, fallen ihre Netze schon eher ins Auge. Als Biologin bin ich jedes Mal fasziniert von den kleinen Kunstwerken – vor allem, wenn sie morgens mit Tautropfen benetzt in der Sonne glitzern. Hier in Deutschland kann man vor allem die Radnetze der Kreuzspinnen bewundern, die übrigens nur von den Weibchen zum Beutefang gesponnen werden. Die Fäden sind nicht nur unglaublich reißfest, sie werden für Insekten, die sie berühren, zur klebrigen Falle. Doch warum bleibt die Spinne selbst nicht im Netz kleben?
So entstehen Spinnennetze
Alle Spinnen besitzen Spinndrüsen und sind in der Lage, Spinnenseide zu produzieren. Viele weben daraus Netze, allerdings nicht immer zum Beutefang. Sie können auch als Kinderstube, Wohnröhre oder sogar der Kommunikation oder Orientierung dienen.
Die bekannteste Art von Spinnennetz ist das sogenannte Radnetz, wie es Kreuzspinnen bauen. Dafür legen die Tiere zunächst ein Grundgerüst an. Anschließend spinnen sie den Rahmen. Von der Mitte des Netzes werden dann die Stützfäden gesponnen. Wie beim Fahrradreifen sorgen sie für Stabilität und werden auch Radialspeichen genannt.
Zu guter Letzt legt die Spinne die Netzspirale an, die von der Mitte her gewebt und mit den Radialfäden verknüpft wird. Dazu fertigen die Tiere zunächst eine Hilfsspirale, die später durch die eigentliche Fangspirale ersetzt wird. Erst jetzt scheidet die Spinne einen sehr klebrigen Faden, den Fangfaden, aus, den sie von außen zur Netzmitte wiederum spiralförmig spinnt.
Übrigens: Für ein Radnetz benötigt eine Kreuzspinne etwa eine Stunde und produziert dabei einen Faden von rund 50 Meter Länge.
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Eine klebrige Angelegenheit
Den Fangfaden benetzen die Spinnen mit einer Art Klebstoff, den sie gleichmäßig verteilen. Dieser ist wasseranziehend und quillt auf, wenn die Umgebungsluft feucht ist. So entstehen kleine Klebtröpfchen, die dafür sorgen, dass Opfer, die den Faden berühren, daran hängen bleiben und so zur leichten Beute werden.
Aber nicht alle Spinnen verwenden Klebstoff im Netz. Einige, eher urtümliche Arten, fertigen feine Wollgespinste an, an denen ihre Beute hängen bleibt. Diese funktionieren – im Gegensatz zu den Klebtröpfchen – auch bei geringerer Luftfeuchtigkeit.
So schützen sich Spinnen im eigenen Netz
Ein Grund, warum Spinnen nicht im eigenen Netz kleben bleiben, ist, dass nicht alle Fäden mit Klebstoff benetzt sind. Lediglich die Fangspirale ist klebrig, während die Speichen und das Zentrum des Netzes trocken bleiben. Da die Spinne ihr eigenes Netz gut kennt, bewegt sie sich bevorzugt auf den trockenen Fäden.
Und wenn die Spinne doch mal auf einen der klebrigen Fäden gelangt? Dann schützen sie ihre Beine – oder besser gesagt: ihre Füße. Spinnen besitzen am Ende ihrer acht Extremitäten je zwei große und eine kleine Klaue, mithilfe derer sie den Faden einklemmen und so verhindern können, dass sie kleben bleiben.
Mit der Zeit verlieren die Fäden zudem von selbst die Klebrigkeit, da Staub, Wind und Schmutz die Wirkung des Klebstoffs beeinträchtigen. Da der Klebstoff nicht einfach neu aufgetragen werden kann, müssen Spinnen die Fäden ihrer Netze komplett erneuern – manchmal sogar täglich. Ganz von vorn müssen die Tiere aber nicht anfangen – nur die Fangfäden und Speichen werden ersetzt. Weil diese aus Protein bestehen, frisst die Spinne die alten Fäden einfach auf und verwendet sie für den neuen Netzbau wieder. In der Natur wird eben nichts verschwendet!
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Quelle
- deutschewildtierstiftung.de, „Kreuzspinne – Leben am seidenen Faden“ (aufgerufen am 08.11.2023)