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Biologin erklärt

Darum sind kleine Skorpione oft giftiger als große 

Kleines und großes Exemplar von Skorpionen in Australien
Oft heißt es, kleine Skorpione sind giftiger als große – das ist allerdings nur die halbe Wahrheit Foto: Getty Images / Ken Griffiths
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

31. Juli 2023, 13:58 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele Menschen fürchten sich vor Skorpionen. Wirklich gefährlich für den Menschen sind allerdings nur wenige Arten. Die großen, schwarzen Exemplare, wie sie gerne für Horrorfilme eingesetzt werden, gehören übrigens nicht dazu. Es sind vor allem die kleineren Skorpione, die giftig sind. Warum das so ist und welcher Skorpion als der tödlichste der Welt gilt, erklärt PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider.

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Dass Skorpione giftig sind, weiß wohl jeder. Vor allem die großen schwarzen Skorpione, wie sie gerne in Horrorfilmen gezeigt werden, machen vielen Menschen Angst. Dabei handelt es sich gerade hier meist um harmlose Exemplare, deren Gift nicht schlimmer als ein Bienenstich ist. Wirklich gefährlich für Menschen sind eher die kleineren Vertreter. Daher heißt es oft, kleinere Skorpione seien tendenziell giftiger als große. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit …

Sind alle Skorpione giftig?

Um es kurz zu machen: Ja, alle Skorpione sind giftig. Dieses produzieren sie in einer Giftdrüse im letzten Körpersegment, an dem auf der Giftstachel sitzt – neben den Zangen das wohl markanteste Erkennungsmerkmal der Skorpione. Das Gift hat dabei zwei Funktionen. Zum einen nutzen sie es, um ihre Beute zu jagen. Dazu gehören Insekten, Spinnen, andere Skorpione, aber auch kleinere Wirbeltiere. Zum anderen setzten Skorpione ihr Gift zur Verteidigung ein, wenn sie sich bedroht fühlen.

Wie wirkt das Gift von Skorpionen?

Jährlich sterben weltweit je nach Quelle etwa 1000 bis 5000 Menschen durch Skorpionstiche. Die medizinisch gefährlichen Skorpione gehören fast ausschließlich zur Familie der „Buthidae“. Das sind meist kleine bis mittelgroße Skorpione, von denen manche Arten zu den giftigsten der Welt zählen.

Eine der Komponenten im Gift, die den Stich eines Skorpions für uns Menschen so gefährlich macht, heißt Chlorotoxin. Es handelt sich hierbei um ein winziges Protein mit starker Wirkung. Durch seine besondere Form ist es in der Lage, die Funktion unserer Muskelzellen zu blockieren. Diese können sich dann nicht mehr entspannen, was dazu führt, dass sich alle Muskeln im Körper gleichzeitig anspannen. Das ist zum einen sehr schmerzhaft und führt zu Lähmungen.

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Welches ist der giftigste Skorpion?

Je nach Quelle gelten verschiedene Arten als die giftigsten der Welt. Eine davon ist der Indische Rote Skorpion (Hottentotta tamulus). Die gemeldeten klinischen Todesraten liegen zwischen 8 und 40 Prozent. Auch der Gelbe Mittelmeerskorpion (Leiurus quinquestriatus), der in Ägypten und der Türkei vorkommt, gilt als einer der giftigsten. Sein Stich führt zu Krämpfen und Lähmungen der Muskeln und soll sehr schmerzhaft sein.

Beide Skorpion-Arten gehören der Familie der Buthidae an und werden nicht größer als zehn Zentimeter. Zwar sind sie damit deutlich kleiner als bei Terrarienfreunden beliebte Exemplare, wie der Kaiserskorpion, der bis zu 20 Zentimeter wird. Dies ist allerdings noch kein Beweis dafür, dass kleine Skorpione giftiger sind als große. Denn die Größe der Tiere hängt auch mit ihrem Alter zusammen. So startet selbst der Kaiserskorpion als Jungtier mit einer Größe von wenigen Zentimetern. Klein heißt also nicht immer giftig.

Indischer Roter Skorpion (Hottentotta tamulus)
Der Indische rote Skorpion gilt als einer der giftigsten der Welt Foto: Getty Images/iStockphoto

Warum das „Schwanz-Scheren-Verhältnis“ für die Giftigkeit entscheidend ist

Viel ausschlaggebender als die reine Größe ist das „Schwanz-Scheren-Verhältnis“, um zu erkennen, welcher Skorpion potenziell giftig ist. Sind die beiden Greifzangen, die auch als „Scheren“ bezeichnet werden, jeweils breiter und kräftiger als der mit dem Giftstachel versehene Schwanz, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine für uns Menschen eher harmlose Art handelt.

Der Gedanke dahinter ist folgender: Ein Skorpion, der starke Scheren besitzt, ist nicht so sehr auf ein Gift angewiesen, um Beute zu machen. Zu ihnen gehört etwa der Schwarze Thaiskorpion (Heterometrus scaber), der zwar sehr beeindruckend aussieht, aber der für den Menschen nicht gefährlich ist. Sein Stich verursacht in der Regel nur lokale Symptome mit starken Schmerzen, ähnlich wie ein Bienenstich.

Ist der Schwanz jedoch genauso kräftig oder die Scheren sogar schmaler, so handelt es sich möglicherweise um ein giftiges Exemplar, das auch Menschen gefährlich werden kann. Tatsächlich trifft dies vor allem für die kleineren Arten zu. Und auch die Scheren der zwei giftigsten Skorpions-Arten der Welt sind recht schmal, währenddessen ihr Schwanz am Hinterleib vor allem beim Indischen Roten Skorpion im Vergleich dazu recht wuchtig wirkt.

Dass kleine Skorpione giftiger sind als große, ist also nur die halbe Wahrheit. Es kommt vor allem auf das Verhältnis von Schere zu Schwanz an. Sind die Scheren dünn, während der Schwanz mit Giftstachel im Vergleich dazu recht dick wirkt, setzt dieser Skorpion bei der Jagd auf Beute eher auf ein starkes Gift und kann daher auch für Menschen potenziell gefährlich sein.

Kaiserskorpion Pandinus imperator auf einer Hand
Der Kaiserskorpion ist mit 20 cm Körperlänge einer der größten Skorpione der Welt. Trotz seiner beeindruckenden Erscheinung ist er für den Menschen nicht gefährlich Foto: Getty Images

Gibt es Skorpione in Deutschland?

In Deutschland selbst gibt es keine heimischen Skorpione. Selbst in Mitteleuropa gibt es keine Skorpione, deren Stich lebensbedrohlich für Menschen ist. Da die zu den Spinnentieren gehörenden Skorpione warme und trockene Lebensräume bevorzugen, kommen sie vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vor. In Europa können sie gerade noch bis in den Süden Österreichs gefunden werden. In Deutschland muss man schon großes Glück haben, um einen echten Skorpion anzutreffen – und dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein entkommenes oder ausgesetztes Tier.

Aber es gibt in Deutschland Spinnentiere, die Skorpionen zum Verwechseln ähnlich sehen und sogar mit ihnen verwandt sind: die sogenannten Pseudoskorpione. Auch sie gehören zu den Spinnentieren und ernähren sich von Gliederfüßern. Genau wie Skorpione besitzen sie zwei große Greifzangen, allerdings fehlt ihnen Giftstachel und Gift.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum Sie so ein Tier noch nie gesehen haben: Pseudoskorpione kommen in der Natur zwar häufig vor, allerdings begegnet man ihnen nur selten, da sie gerade mal wenige Millimeter groß sind. Einer der bekanntesten Vertreter ist der Bücherskorpion (Chelifer cancroides).

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Quellen

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