20. Februar 2023, 11:12 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Blauwal, Elefant und Eisbär gehören zu den größten Tieren der Welt. Ein Blick auf die Fauna Deutschlands zeigt, dass auch hierzulande faszinierende Tiere mit beachtlicher Größe heimisch sind – wenn sie auch nicht ganz so gewaltige Ausmaße annehmen, wie in anderen Teilen der Erde. PETBOOK stellt die 9 größten Tiere vor, die in Deutschland anzutreffen sind.
Deutschlands Wälder, Wiesen und Gebirge bevölkert eine Tierwelt großer Vielfalt. Unter den heimischen Tieren gibt es einige sehr große Arten. Manche von ihnen sind aus der deutschen Fauna kaum wegzudenken, andere wurden jahrhundertelang gejagt und fast ausgerottet, um sie erneut anzusiedeln. Doch welche dieser Tiere sind nun die größten Deutschlands? PETBOOK stellt sie vor und verrät Wissenswertes über ihren Lebensraum, ihre Verhaltensweisen und mehr.
1. Elch
Der Elch ist eines der größten Tiere Deutschlands – er erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 2,3 Metern, männliche Tiere können bis zu 500 Kilogramm schwer werden. Von dieser Art lebt hierzulande dauerhaft, aktuell jedoch nur ein einziges Exemplar, ein männlicher Elch, der 2018 erstmals im brandenburgischen Naturpark Nuthe-Nieplitz auftauchte. Er gesellte sich kurioserweise zu einer örtlichen Kuhherde, was für die Einzelgänger eher unüblich ist. Normalerweise bilden nur Muttertiere mit ihrem Nachwuchs einen Familienverband, der kurzfristig bestehen bleibt. Auch sind Elche überwiegend ihrem Standort treu. Machen sie sich jedoch auf die Suche nach einem neuen Lebensraum, hält die großen Tiere mit den langen Beinen, die sogar Schwimmhäute besitzen, wenig auf. Sie legen im Schnitt zehn bis fünfzehn Kilometer am Tag zurück.
Der Elch, der mittlerweile den Namen „Bert“ und einen Peilsender trägt, ist allerdings tatsächlich nicht der einzige seiner Art, der auf Wanderschaft geht. Woran das liegen könnte? Im Nachbarland Polen hat sich der Elchbestand in den letzten Jahren gut erholt, sodass immer wieder Tiere die Grenze überqueren. So werden sie immer häufiger in Deutschland gesichtet. Übrigens: Männliche Elche tragen das für die Tiere typische, weit auslaufende Geweih, jedoch bilden sich nur bei älteren Tieren die schaufelartigen Formen aus. Jüngere Elche tragen besonders in Europa eher ein Stangengeweih.
2. Wisent
Ein weiterer Koloss und eines der größten Tiere Deutschlands ist der Wisent. Diese Rinderart wiegt mehr als 600 Kilogramm, wird bis zu zwei Meter hoch und hat eine Körperlänge von bis zu drei Metern. Die Tiere bewohnten noch im Mittelalter weitläufig den eurasischen Kontinent, wurden durch die Jagd jedoch beinahe ausgerottet – nur zwölf Exemplare in Tierparks und Zoos blieben übrig. Sie sind die Vorfahren aller heute lebenden Wisente. In Europa sind das mittlerweile rund 7000 frei lebende Tiere, darunter auch eine Herde im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen. Dort wurde 2013 ein Versuch gestartet, Wisente auszuwildern, aktuell leben in der Herde um die 25 Exemplare. Die Zukunft dieses Projektes sei aktuell ungewiss, wie die regionale Tageszeitung „Ruhr Nachrichten“ berichtete. Der Lebensraum dieser großen Pflanzenfresser befindet sich vor allem in Waldgebieten, aber auch freie Weideflächen mit Kräutern und Gräsern sind wichtig. Wisente sind Herdentiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten.
3. Wildpferd
Mit einem Stockmaß von 125 bis 135 Zentimeter schafft es das Dülmener Pferd auf Platz drei des Rankings der größten Tiere Deutschlands. Allerdings kommen diese Wildpferde nur im Merfelder Bruch im Münsterland vor, wo aktuell rund 400 Exemplare leben. Beim Dülmener Wildpferd handelt sich um eine der ältesten Pferderassen Deutschlands. Zudem gelten die Tiere als die letzten Wildpferde Deutschlands. Die meisten wild lebenden Pferde wurden zwischen 1830 und 1850 verloren durch die Markenteilung und die damit verbundene Erschließung der Flächen ihre natürlichen Lebensräume. Nur die Exemplare des Merfelder Bruches, nahe dem Städtchen Dülmen, blieben bis in den heutigen Tag erhalten.
Zwar gelten Sie nicht im zoologischen Sinne als Wildpferde, da im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einmal Vermischungen mit entlaufenen Kriegs- und Bauernpferden stattgefunden haben, und die Population durch das Wegfangen der jungen Hengste stabil gehalten wird. Trotzdem leben die Tiere ohne Kontakt zum Menschen und sind auf einzigartige Art natürlich erhalten geblieben, während viele andere Wildpferdepopulationen in Europa durch Wiederansiedlungsprojekte entstanden sind.
Tipp: Von Anfang März bis Anfang November können die Wildpferde im Schutzgebiet besichtigt werden. Mehr darüber erfahren Sie im Artikel von TRAVELBBOK.
4. Kegelrobbe
Es folgt ein weiteres Tier mit besonders großen Ausmaßen: die Kegelrobbe. Sie hat eine für die Art typische und namensgebende, kegelförmige Kopfform und einen massigen Körper. Kegelrobben werden bis zu 2,5 Meter lang und können bis zu 300 Kilogramm wiegen. In der Regel befinden sich die Bullen, wie auch bei vielen anderen Tierarten, im oberen Spektrum der Körpergröße. Der Lebensraum deutscher Kegelrobben erstreckt sich vor allem über die Ostsee, die Art ist jedoch auch in anderen maritimen Gebieten verbreitet. Dazu gehören die Gewässer der Britischen Inseln im Ostatlantik und die Küsten Kanadas im Westatlantik. Besonders gerne sind die Tiere in küstennahen Gewässern und auf Felsen.
Auch bei einem Besuch auf der Nordseeinsel Helgoland sind viele Kegelrobben auf vorgelagerten Sandbänken und im Hafen anzutreffen. An Land wirken die großen Robben schwerfällig, im Wasser jedoch jagen sie geschickt nach Fischen und können bis zu zwanzig Minuten ohne Atem zu holen tauchen. Und nicht nur das, denn Kegelrobben sind das größte Raubtier Deutschlands. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Tiere in der Ostsee fast ausgerottet, seit den 90er-Jahren stehen die Tiere unter Schutz.
5. Rotwild
Zählt man den im Naturpark Nuthe-Nieplitz lebenden Elch nicht dazu, ist das Rotwild die größte Hirschart Deutschlands. Etwa 220.000 Tiere leben hierzulande oft nur in ausgewiesenen Rotwildbezirken in Waldgebieten. Sie haben eine Schulterhöhe von bis zu 1,5 Metern und können bis zu 205 Kilogramm schwer werden. Das männliche Rotwild trägt ein bis zu sieben Kilogramm schweres Geweih, dieses verlieren die Hirsche jedes Jahr erneut, um es anschließend in etwa 140 Tagen nachwachsen zu lassen.
Zur Brunftzeit im September ertönen die durchdringenden Brunftschreie des männlichen Rotwilds – während dieser Zeit tragen ältere Hirsche typischerweise sogar eine ausgeprägte Mähne. Die sehr sozialen Tiere leben den Großteil des Jahres in Rudeln, diese bestehen aus getrennten Gruppen weiblicher und männlicher Tiere. Während der Paarungszeit folgen die Hirsche den weiblichen Tieren auf sogenannte Brunft-Plätze. Die Größe dieser Verbände schwankt – in offenen Landschaften, die einen höheren Grünlandanteil und einen geringeren Waldanteil haben, kann die Zahl des Rotwilds stark anwachsen. Im Winter werden die Energiereserven dieser Tiere schnell knapp, denn das Futterangebot geht stark zurück. Um während der kalten Jahreszeit bestmögliche Überlebenschancen zu haben, verkleinert Rotwild seine Verdauungsorgane und kühlt die Extremitäten herunter.
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6. Wildschwein
Das Wildschwein gehört ebenfalls zu den größten Tieren Deutschlands – und liegt mit seinem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm knapp hinter dem etwas höher gewachsenen Rotwild. Wildschweine erreichen zwar „nur“ eine Schulterhöhe von knapp einem Meter, ihr Aussehen ist jedoch unverwechselbar. Ihre Statur ist gedrungen, der Rüssel dieser Schweine sehr ausgeprägt und ihr Fell dunkel und borstig – bis auf die Frischlinge, denn die Ferkel der Wildschweine haben ein hellbraunes Fell mit gelblichen Längsstreifen. Die vielseitigen Allesfresser sind hierzulande in hoher Zahl verbreitet, es soll bis zu 1,5 Millionen von ihnen geben. Diese großen Wildtiere leben sowohl auf den meisten Ostseeinseln, als auch in den Voralpen und in unterschiedlichen den Regionen, die sich dazwischen befinden.
7. Wolf
Ein weiteres Tier, das zu den größten Deutschlands zählt, ist der Wolf. Sein Lebensraum erstreckte sich einst über die gesamte Nordhalbkugel, die Jagd auf die Tiere dezimierte ihre Anzahl jedoch stark – hierzulande waren Wölfe 150 Jahre lang ausgestorben. Vor 23 Jahren wurden in Deutschland erstmals wieder Wolfswelpen in Freiheit geboren. Seitdem breiten sie sich in verschiedenen Regionen aus – das nicht ohne Konflikte mit Menschen. Um zu überleben, benötigen Wölfe nicht einmal die Wildnis, denn solange sie ausreichend Nahrung finden, kommen sie gut zurecht. Dabei unterstützt sie auch ihr ausgezeichneter Geruchssinn: Sie können Tiere über eine Entfernung von 2,5 Kilometern riechen.
Zwar ist der Eurasische Wolf eines der größten Tiere Deutschlands, in anderen Regionen der Erde sind die Raubtiere jedoch noch deutlich größer. Mit einem Gewicht von bis zu 45 Kilogramm und einer Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern ist der Wolf Mitteleuropas kleiner als etwa die Wölfe, die im Norden Kanadas anzutreffen sind – diese werden bis zu 70 Kilogramm schwer und größer.
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8. Wels
Zu den größten Tieren Deutschlands gehört ein weiterer Wasserbewohner: Der Europäische Wels ist ein beliebter Anglerfisch und in fast allen Gewässern hierzulande verbreitet. Dieser Fisch hat eine Länge von bis zu 1,5 Metern und ein Gewicht von bis zu 50 Kilogramm, es gibt jedoch auch deutlich größere Exemplare dieser Art. Dokumentiert wurden in der Vergangenheit auch Fänge von Welsen mit einem Gewicht von mehr als 100 Kilogramm, wie der „SWR“ über einen im rheinland-pfälzischen Rhein gefangenen Wels berichtete. Der Körper des Welses ist schuppenlos und lang, der zum Kopf hin sehr kräftig wird. An der Unterseite seines breiten Kopfes befinden sich vier kurze Barteln, zwei lange Barteln entspringen nahe der Mundwinkel am Oberkiefer. Diese dienen dem Fisch als Tastorgane.
9. Luchs
Der Eurasische Luchs war bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in fast allen deutschen Wäldern beheimatet. Aufgrund der Jagd auf die Raubkatze wurden die Tiere jedoch fast gänzlich ausgerottet, bis man sie in den 1970er-Jahren erneut ansiedelte. Ihr Lebensraum befindet sich in deutschen Mittelgebirgen. Die Raubkatze hat eine Körpergröße von etwa 70 Zentimetern und zählt damit zu den größten Tieren Deutschlands, männliche Tiere können bis zu 30 Kilogramm wiegen.
Zwei außergewöhnliche Fähigkeiten dieses Tieres sind außerdem seine Hör- und Sehkraft. Das unterstreicht folgendes Beispiel: Eine Maus kann der Luchs aus einer Entfernung von 50 Metern hören. Die Haarpinsel an seinen Ohren unterstützen sein Hörvermögen, während sein ausgeprägter Backenbart wohl wie ein Reflektor für Schallwellen wirkt. Luchse sind Einzelgänger, sie jagen vor allem in der Dämmerung und nachts, ziehen sich am Tag daher zurück. Die Reviere dieser Tiere schwanken in ihrer Größe stark, jedoch sind die der Männchen prinzipiell größer als die der Weibchen.
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Quellen
- NABU.de, „Deutschlands größtes Raubtier“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- NABU.de, „Wölfe in Deutschland: Die wichtigsten Fakten in der Übersicht“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- NABU.de, „Artensteckbrief: Der Wolf (Canis lupus)“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- NABU.de, „Höckerschwan (Cygnus olor)“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Deutschewildtierstiftung.de, „Rothirsch: König des Offenlandes“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Deutschewildtierstiftung.de, „Wildschwein: Schwarz und borstig, klug und erfolgreich“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Deutschewildtierstiftung.de, „Luchs: Einzelgänger mit fantastischem Hörvermögen“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Deutschlands-natur.de, „Wels (Silurus glanis)“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Nationalgeographic.de, „Wisente in Deutschland: Die Rückkehr der urigen Riesen“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Spektrum.de, „Die Rückkehr der Riesen“ (aufgerufen am 16.02.2023)
- Wildtierportal.bayern.de, „Elchwild“ (aufgerufen am 16.02.2023)