2. Juni 2024, 15:52 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Viele Menschen sind fasziniert von Adlern. Nur wenige Vögel sind so majestätisch. Nachdem die schönen Tiere in Deutschland lange als fast ausgestorben gegolten hatten, erholen sich die vier heimischen Adlerarten langsam wieder. PETBOOK erklärt, wie man die unterschiedlichen Arten erkennt und wo man sie beobachten kann.
Sie gehören zu den größten Greifvögeln der Welt und standen bei uns in Deutschland bereits kurz vor der Ausrottung: die Adler. Neben der Zerstörung ihres Lebensraumes wurden sie intensiv bejagt, da man sie als Nahrungskonkurrenten betrachtete. Auch heute gelten sie noch als gefährdet. Doch in einigen Regionen Deutschlands kann man die majestätischen Tiere wieder häufiger beobachten. PETBOOK hat sich auf Spurensuche begeben.
Darum faszinieren Adler so viele Menschen
Mit ihren mächtigen Schwingen (Seeadler haben eine Flügelspannweite von bis zu 2,50 Metern) gleiten sie nicht nur elegant durch die Lüfte, sondern können, wenn sie sie anlegen, auch beeindruckende Sturzflüge mit Geschwindigkeiten von angeblich bis zu 320 km/h vollführen. Damit gehören sie zu den schnellsten Vögeln weltweit.
Eine weitere Höchstleistung vollbringt ihr Sehsinn, denn mit ihren Augen sehen sie so scharf, dass sie kleine Beutetiere auf mehrere Kilometer Entfernung entdecken können. Je nach Adler-Art können dies neben Säugetieren und Reptilien auch Fische und Vögel sein. Der Schutz der imposanten Greifvögel steht auf der Agenda vieler Natur- und Tierschutzorganisationen und die wachsenden Zahlen von Adlersichtungen scheinen das Engagement zu bestätigen.1 Doch wie kann der Laie feststellen, ob es sich bei einer Sichtung um einen Adler handelt und – wenn ja – um welchen?
Welche Arten von Adlern gibt es in Deutschland?
Zunächst bezeichnet der Begriff Adler nicht direkt eine bestimmte Art, sondern ist eher ein Sammelbegriff für verschiedene Gattungen von Greifvögeln, die zur Familie der Habichtartigen gehören. In Deutschland gibt es vier Arten von Adlern, die vorwiegend in Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu finden sind.
Der Steinadler (Aquila chrysaetos)
Der sogenannte „König der Lüfte“ ist entlang der bayerischen Alpen verbreitet. Dort geht er auf die Jagd nach Wirbeltieren, wie Hasen oder jungen Gämsen. Man findet dort heutzutage an die 50 Brutpaare, die streng geschützt sind.2
Jungtiere
Steinadler im ersten Lebensjahr sind insgesamt dunkelbraun und haben auffallende weiße Federpartien auf den inneren Handschwingen und den äußeren Armschwingen. Der Schwanz ist weiß und zeigt eine scharf abgesetzte, breite, schwarze Endbinde. Erst ab dem 5. bis 7. Lebensjahr sind Steinadler voll ausgefärbt.
Adulte Tiere
Die Grundfärbung des Gefieders von ausgewachsenen Tieren ist einheitlich dunkelbraun, das Gefieder am Nacken hellbraun, rötlich oder gelbbräunlich. Die Flügel, mit einer Spannweite von bis zu 230 Zentimetern, wirken gefingert, der lange Schwanz wie gerade abgeschnitten, mit einer dunklen Endbinde. Man zählt 11 Handschwingen (das sind die äußeren, kräftigen Federn des Flügels).
Der Schnabel ist kräftig und an der Spitze dunkel. Die Beine sind befiedert und die Füße haben große, kräftige, gelbe Krallen, mit denen sie auch größere Beutetiere, die mehr wiegen als sie selbst, wie Steinbock- oder Rehkitze, im Flug davontragen können. Generell sind die Männchen leichter und kleiner als die Weibchen. Während das Weibchen ein Gewicht von bis zu 6,7 kg erreichen kann, wiegt das Männchen max. 4,6 kg.
Im Gegensatz zu allen anderen Vertretern seiner Gattung hebt der Steinadler seine Flügel im Segelflug etwas an, sodass ein leicht V-förmiges Flugbild entsteht.
Unser Tipp: Geführte Wanderungen in das Reich der Steinadler machen wie etwa die Steinadler-Erlebnistour.
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Der Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Seeadler bevorzugen Landschaften mit Wäldern und Seen. In Deutschland werden die höchsten Siedlungsdichten dieser Adler im Bereich der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern sowie in der Oberlausitz in Sachsen erreicht. Dort ernähren sie sich vorwiegend von Fischen, Wasservögeln, aber auch von Aas. Momentan brüten in Deutschland rund 580 Seeadlerpaare.3
Jungtiere
Junge Seeadler sind dunkelbraun und werden in diesem Alter wegen der dunklen Endbinde leicht mit Steinadlern verwechselt. Im Flug sieht man den Unterschied aber deutlich, da sie die brettförmigen Flügel horizontal halten. Auch die Körperproportion ist unterschiedlich, Seeadler wirken eckiger und kompakter. Zudem fehlen bei Seeadlern die hellen Flügelfelder.
Adulte Tiere
Das Gefieder ist überwiegend braun. Kopf, Hals, obere Brust und oberer Rücken sind heller in leichtem ockergelb. Die Schwanzfedern sind weiß, kurz und keilförmig. Wie der Steinadler haben sie sehr kräftige Beine mit gelben Krallen, die aber nicht bis zu den Zehen befiedert sind. Auch hier sind die Weibchen größer und schwerer als die Männchen. Ein Seeadler-Weibchen bringt bis zu 6,9 Kilo auf die Waage, während das männliche Pendant gerade mal 5,4 Kg erreicht. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 193 und 250 Zentimetern. Da Seeadler zu den Standvögeln zählen, kann man sie das ganze Jahr über beobachten. Unser Tipp: Machen Sie eine Ranger-Tour zu den Seeadlern der Mecklenburgischen Seenplatte.
Der Fischadler (Pandion haliaetus)
Fischadler leben bevorzugt in küstennahen Brackgewässern und an flachen Süßwasserseen. Den größten Bestand dieser Adler findet man in Deutschland im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gehen sie ausschließlich auf die Jagd nach Fischen. Laut letzten Zählungen gibt es in Deutschland rund 750 Brutpaare, und die Zeichen stehen auf Wachstum. Der Fischadler gehört aber nicht zu den eigentlichen Adlern, sondern zur Familie der Pandionidae.4
Jungtiere
Die gesamten Deckfedern der Oberseite hell umrandet, sodass das Gefieder wie geschuppt wirkt. Auch die Unterarmdecken sind abwechselnd hell und dunkel gefärbt. Der weiße Oberkopf des Jungtieres ist dunkel gestreift und die Farbe der Iris ist noch orange.
Adulte Tiere
Rücken und Flügeloberseite sind durchgehend dunkelbraun. Die Unterseite des Körpers, sowie die Kehle, die Beine und ein Großteil der Unterarmdecken sind leuchtend weiß. Die Brust ziert ein braunes Band. Auf der Unterseite von Schwingen und Schwanz sieht man auf weißem Grund eine dunkele Bebänderung. Die Endbinde ist breit und dunkel. Am Kopf ist ein auffälliger, scharf abgesetzter dunkelbrauner Augenstreif, der sich bis zum Nacken zieht. Der Schnabel ist grau und nach vorne hin schwarz gefärbt, die Iris nicht mehr orange, sondern gelb. Im Gegensatz zu Stein- und Seeadlern sind die Beine nicht gelb, sondern leicht blaugrau.
Auch hier sind die Weibchen mit bis zu 2 kg größer und schwerer als die Männchen, die max. 1,8 kg wiegen. Die schlanken Tiere sind mittelgroß und ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 174 Zentimeter. Aufgrund ihrer schmalen Flügel kann man Fischadler auch mit Großmöwen verwechseln. Fischadler kann man gut beim Jagen beobachten. Haben sie einen Fisch erspäht, rütteln sie auf der Stelle, um sich dann aus bis zu 30 Metern wie ein Pfeil ins Wasser zu stürzen. Ab April kann man sie bei uns an ihren Brutplätzen beobachten. Unser Tipp: Rund 170 Brutpaare lassen sich in Mecklenburg-Vorpommer im Müritz-Nationalpark beobachten oder einfach per Webcam, vorausgesetzt das Nest ist besetzt.
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Der Schreiadler (Clanga pomarina)
Dieser seltene Greifvogel, früher auch „Pommernadler“ genannt, ist extrem gefährdet und in unseren Breitengraden vom Aussterben bedroht! In Deutschland gibt es nur noch 130 Brutpaare des Adlers in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, während er in Sachsen-Anhalt vermutlich seit 2012 ausgestorben ist. In feuchten Laub- und Mischwäldern mit Wiesen gehen die seltenen Vögel auf die Jagd nach Kleinsäugern wie Feldmäusen, aber auch Amphibien, Insekten und Reptilien stehen auf ihrem Speiseplan. Sie haben einen hohen Anspruch an ihren Lebensraum und bauen ihren Horst bevorzugt in abgelegenen Waldgebieten. Im Winter ziehen sie nach Südafrika und sind bei uns erst ab April wieder zurück in den angestammten Brutgebieten.5
Jungtiere
Meist wird das jüngere Tier von seinem älteren Geschwister getötet, was man als Kainismus bezeichnet. Kopf, Rumpf und Flügeldecken sind insgesamt dunkel gefärbt. Im Flug sieht man deutlich ein helles Band auf dem Oberflügel. Auch die mittleren Flügeldecken, die inneren Handschwingen und die Steuerfedern sind überwiegend weiß umrandet. Im Nacken sieht man bei jungen Schreiadlern einen rostgelben Fleck.
Adulte Tiere
Das Gefieder ist überwiegend braun eingefärbt. Im Flug sieht man, dass die Ober- und Unterflügeldecken heller sind, als die einfarbig dunkelgrau-braunen Schwung- und Steuerfedern. Die Oberschwanzdecken sind auffallend weiß umrandet. Der Schnabel ist grau und die Iris orangegelb. Die Füße und Zehen haben eine gelbe Färbung. Der Schnabel ist grau und zur Spitze dunkler werdend. Während die Weibchen bis zu 2,2 kg wiegen, sind die Männchen eher Leichtgewichte mit nur 1,4 kg. Ihre Flügelspannweite kann bis zu 170 Zentimeter betragen. Unser Tipp: In Vorpommern erfahren Sie auf dem Schreiadlerparcours mehr über das seltene und vom Aussterben bedrohte Tier.