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Fleischfressende Fische

Diese Piranhas können für Menschen gefährlich werden 

Ein Piranha mit offenem Maul, dass seine spitzen Zähne zeigt
Piranhas haben messerscharfe Zähne, mit denen sie Stücke aus ihrer Beute reißen – auch aus Menschen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

25. Oktober 2023, 17:02 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mit ihren messerscharfen Zähnen können Piranhas größere Stücke Fleisch aus ihrer Beute heraustrennen. Aber sind die Fische wirklich so schlimm wie ihr Ruf? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt, welche Arten dem Menschen gefährlich werden können und warum.

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Obwohl Piranhas nur in den Flüssen und Gewässern Südamerikas vorkommen, sind die Fische wohl nahezu weltweit bekannt. Grund dafür ist ihr beeindruckendes Jagdverhalten. Ganze Tiere und sogar Menschen sollen die kleinen Raubfische binnen kurzer Zeit vertilgen können, sodass nur noch das Skelett übrig bleibt. So zumindest bekommen wir Piranhas stereotypisch in Comics oder Filmen zu sehen.

Aber was ist dran an dieser Darstellung? Sind Piranhas wirklich so gefährlich? Als Biologin muss ich Sie leider enttäuschen: Es handelt sich eigentlich um recht scheue und friedfertige Fische. Allerdings gibt es bestimmte Situationen, in denen die Tiere sich tatsächlich recht aggressiv verhalten, sowie einige Arten, die dem Menschen auch gefährlich werden können – allerdings nicht so, wie Sie vielleicht vermuten würden.

Was sind Piranhas?

Als Piranhas bezeichnet man eine Gruppe von Knochenfischen aus der Familie der Scheiben- und Sägesalmler (Serrasalmidae). Welche Gattungen und Arten alle zu den Piranhas gehören, ist unter den Wissenschaftlern noch sehr umstritten. So werden je nach Quelle 30 bis 40 Arten genannt.

Das wohl markanteste Merkmal der Piranhas sind ihre Zähne, denen sie auch ihren Namen verdanken, der so viel bedeutet wie „Zahn-Fisch“. Die Zähne können bis zu vier Millimeter lang werden. Sie bilden eine ununterbrochene, sägeartige Schneide und sind fest im Kieferknochen verankert. Dadurch können die Fische fest zubeißen und Stücke aus ihrer Beute reißen.

Piranhas sind Schwarmfische. Früher glaubte man daher, die Fische würden auch in Schwärmen auf Jagd gehen, um größere Opfer zu überwältigen. Heute weiß man, dass es sich dabei um einen Schutzmechanismus handelt. Genau wie andere Fische schwimmen Piranhas gemeinsam in Gruppen, um vor Angreifern besser geschützt zu sein.

Auch interessant: Einer der gefährlichsten Haie der Welt kann auch in Flüssen leben

So jagen Piranhas

Das Gebiss der Piranhas besteht aus messerscharfen Zähnen, mit denen sie wie eine Säge ins Fleisch ihrer Beute schneiden. Dabei jagen sie vor allem andere Fische und Krustentiere. Allerdings kann es auch vorkommen, dass sie in Gewässern mit dichter Besiedlung auch größere Wirbeltiere angreifen.

Dabei ist es aber selten so, dass die Fische sich in Schwärmen auf ihre Opfer stürzen. Piranha sind eher Einzeljäger. Sie legen sich auf die Lauer und fixieren zunächst ihre Beute, schießen dann blitzschnell auf sie zu und verbeißen sich im Fleisch. Ähnlich wie Haie beginnen die Fische dann durch Rüttelbewegungen größere Stücke aus ihrem Opfer zu reißen, schwimmen schnell wieder weg und verschlucken ihre Beute.

Aber nicht alle Piranhas ernähren sich von Fleisch. So entdeckten französische Forscher zwei Arten, Tometes lebaili und Tometes makue, sich auch vegetarisch von Pflanzenteilen ernähren.

Welche Arten sind für Menschen gefährlich?

Piranhas gelten als sehr gefährlich und angriffslustig. Tatsächlich gibt es aber nur wenige Arten, die Menschen ernsthaft gefährlich werden können. Zudem sind Angriffe ziemlich unwahrscheinlich, denn eigentlich sind die Fische recht scheu.

Wenn sie allerdings unter Stress stehen oder die Männchen ihre Brut bewachen, können Piranhas schon ziemlich aggressiv um sich beißen, wie Marco Hasselmann, Revierleiter der Süßwasserabteilung am Aquarium Berlin, in einem Online-Interview der populärwissenschaftliche Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ verrät. Wenn sie großen Hunger hätten, könnten Piranhas im Schwarm auch mal ein Tier bis auf die Knochen abnagen. 

Das gilt allerdings nur für einen kleinen Teil der rund 30 bis 40 Piranha-Arten. Dazu gehören etwa die folgenden:

Roter Piranha (Pygocentrus nattereri)

Roter Piranha Pygocentrus nattereri in einem Aquarium schwimmend
Der Rote Piranha ist als Aquarienbewohner sehr beliebt, kann theoretisch aber auch mal zubeißen Foto: Getty Images

Diese Art ist unter Aquarianern einer der beliebtesten. So gefährlich kann dieser Fisch also gar nicht sein, oder? Nicht ganz, denn der Rote Piranha ist durch sein kräftiges Gebiss durchaus in der Lage, mühelos auch Fleisch aus größeren Säugetieren – also auch aus Menschen – zu reißen. Allerdings hat er sich auf tote Beute spezialisiert und ist ein typischer Aasfresser. Zudem sollte dieser Piranha eher Angst vor uns haben, denn er gilt als beliebter Speisefisch.

Piraya (Pygocentrus piraya)

Der Piraya gilt als die größte und aggressivste Art. Somit kann er potenziell auch Menschen gefährlich werden. In der Regel fressen Pirayas hauptsächlich Fische, Wirbellose und kleine Säugetiere. Sie verteidigt ihr Territorium allerdings recht aggressiv gegen Eindringlinge, vor allem während der Brutzeit. Dabei kommen auch die Zähne zum Einsatz.

Schwarzer Piranha (Serrasamlus rhombeus)

Schwarzer Piranha (Serrasalmus rhombeus) unter Wasser schwimmend
Schwarze Piranhas können dann gefährlich werden, wenn die Gewässer, in denen sie leben, austrocknen und die Tiere unter Hungerstress geraten Foto: Getty Images / ilbusca

Diese Art wird auch Rotaugen-Piranha genannt und ist eigentlich eher scheu. Gefährlich wird es jedoch in der Trockenzeit. Dann schrumpfen die Gewässer, in denen die Fische leben, mehr und mehr. Auf immer mehr Tiere kommt immer weniger Lebensraum und damit auch immer weniger Beute. So geraten die Fische in Hungerstress. Gerät man zu dieser Zeit in solch ein Gewässer, kann es zu Bissen und Verletzungen durch den Schwarzen Piranha kommen. Dabei können auch schon mal ein Zeh oder Finger verloren gehen.

Gelber Piranha (Serrasalmus maculatus)

Auch bei dieser Art handelt es sich um einen Aasfresser. Dabei fressen Gelbe Piranhas auch größere, tote Säugetiere, also auch menschliche Leichen. Es kommt aber auch immer wieder zu Vorfällen, bei denen Badende gebissen werden. Das passiert vor allem aufgestauten Flussabschnitten, wo viele Piranhas zusammenkommen, die dort ihre Brutregionen verteidigen.

Können Piranhas Menschen fressen?

Entgegen der häufigen Darstellung, Piranhas würden ganze Menschen innerhalb von Minuten bis zum Skelett abnagen, greifen diese Fische nur an, wenn sie gestresst sind, ihre Brut verteidigen oder extremen Hunger leiden. Zwar kommt es vor, dass die Fische auch mal ganze Menschen abnagen, allerdings sind diese in der Regel vorher gestorben und es handelt sich um aasfressende Arten.

Trotzdem können die Bisse von Piranhas gefährlich sein. Grund dafür ist, dass die Fische bei ihrem Angriff relativ große Wunden hinterlassen, die sich schnell infizieren können und dadurch schlecht heilen.

Die Vorstellung, der blutrünstigen Piranhas geht wohl auf die Beschreibungen der ersten Forscher und Entdecker zurück, die Südamerika bereisten. Sie beschrieben unter anderem, wie leicht verletzte Leute im Wasser von den Fischen angegriffen wurden, da das Blut sie rasend machen soll. Zu tausenden locke ein Tropfen die Tiere an die Oberfläche. Zwar können Piranhas, ebenso wie Haie, kleinste Mengen Blut im Wasser wahrnehmen, aber die Darstellungen sind maßlos übertrieben.

Vielmehr fungieren Piranhas als Fleisch- und Aasfresser als Gesundheitspolizei in Gewässern. Das macht die Fische zu einem wichtigen Teil des Ökosystems, denn verwesende Tiere können das Wasser in den Flüssen und Seen verunreinigen und Krankheiten übertragen. 

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Quellen

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