8. Januar 2024, 5:45 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Denkt man an den nördlichsten Staat der USA haben viele sicher das Bild von Lachs fangenden Bären vor Augen. Aber es gibt noch viele andere Tierarten, die sich hier trotz der im Winter eiskalten Witterung angesiedelt haben. PETBOOK hat sich auf Spurensuche begeben.
Im Winter herrschen in Alaska extreme Temperaturen – bis zu minus 50 Grad sind keine Seltenheit. Und trotzdem gibt es hier Leben: Eisbären jagen nach Robben und Moschusochsen stapfen durch die weit verschneiten Landschaften. Manche Tiere begeben sich jetzt lieber mit einer dicken Speckschicht in den Winterschlaf oder in die Winterruhe und fahren sämtliche Vitalfunktionen auf ein Minimum runter, während sich manche Frösche und Käferlarven einfach einfrieren lassen. Welche zum Teil bizarren Strategien die Tiere in Alaska entwickelt haben, um in der unwirtlichen Gegend zu überleben, erklärt PETBOOK.
Bären
Bären gehören wohl zu den berühmtesten Tieren in Alaska. Rund 100.000 von ihnen durchstreifen die wilde Landschaft des Landes. Neben den ca. 50.000 Braunbären, zu denen die Grizzlys, aber auch die Polar- bzw. Eisbären zählen, gibt es ca. 50.000 Schwarzbären. Zu ihnen gehört auch der seltene „blaue Bär“, auch Gletscherbär genannt, der gerade noch 0,4 Prozent (ca. 200 Exemplare) ausmacht.
Wer die majestätischen Grizzlybären live beobachten möchte, sollte sich im Sommer auf die Reise machen. Dann hat es auch in Alaska, wo eine Jahresdurchschnittstemperatur von minus 3 Grad Celsius herrscht, angenehme 22 Grad. Geht es im Oktober auf die Wintermonate zu, wird es auch den Bären mit ihrem dichten Pelz zu kalt. Bei Minus 30 Grad Celsius in der Nacht begibt sich Meister Petz in einer geschützten Höhle in die Winterruhe und ist nur selten draußen anzutreffen. Für diese Zeit des Ruhens hat er sich das Jahr über eine dicke Speckschicht angefressen und senkt nun seine Körpertemperatur, verringert seinen Herzschlag und seine Atemfrequenz.
Insgesamt sinkt der Stoffwechsel der Bären um 75 Prozent. Grizzlys, die im Norden leben und einen bedeutenden Teil ihrer Ernährung mit Lachs bestreiten, bringen bis zu 700 Kilogramm auf die Waage. Wenn der Bär seine Höhle im Frühjahr wieder verlässt, hat er bis zu 30 Prozent abgespeckt. Er verliert dabei aber nicht seine Muskelkraft. Warum das so ist, darüber rätseln Forscher noch.
Arktische Erdhörnchen
Diese Erdhörnchenart baut während ihres Winterschlafes keine Muskeln ab. Wissenschaftler haben bereits beobachten können, dass dies mit einer Veränderung des Stoffwechsels zu tun haben muss.
Die Nager gehen in ihren Schutzbauten in den Winterschlaf und fahren dabei ihren Stoffwechsel nahezu auf null runter. Ihre Körpertemperatur sinkt von 37 Grad Celsius auf minus 3 Grad, das Herz schlägt statt 200-mal nur noch drei- bis fünfmal pro Minute und sie nehmen in dieser Minute nur einen Atemzug.
Ihr Hirn wird vollkommen deaktiviert und es ist kein Hirnstrom mehr festzustellen. Das arktische Erdhörnchen, das auch als Arktischer Ziesel bezeichnet wird, wirkt während des Winterschlafes wie tot, erwacht aber, sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen kommen, wieder quicklebendig zum Leben.
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Eisbären
Die Farbe des Polarbären-Fells erscheint uns weiß, aber die Haare sind eigentlich durchsichtig und hohl. So wird das Sonnenlicht direkt auf ihre schwarze Haut weitergeleitet. Es ist zudem ölig und wasserabweisend. Zusätzlich schützt sie eine dicke Speckschicht vor der Kälte.
Im arktischen Winter ziehen sie Richtung Süden, wo es offene Stellen im Eis gibt. Dort taucht ihre Hauptnahrung, die Robbe, auf, um sich auf den Eisschollen auszuruhen. Eisbären finden also ausreichend Nahrung und müssen nicht in den Winterschlaf gehen.
Trotzdem suchen sie zum Schutz gegen eisige Schneestürme Schneehöhlen auf. Der Eisbär verbringt die meiste Zeit seines Lebens (ca. zwei Drittel) ruhend oder schlafend. Dabei legt er seine große Tatze vor sein Maul, um die Wärme zu erhalten.
Polarfüchse
Ein weitverbreitetes Tier in Alaska ist der Polarfuchs. Im Winter ist es für den Jäger meist schwierig, Nahrung zu finden. Er sammelt deshalb im Sommer einen Vorrat, den er vergräbt. Während der Wintermonate bekommt der Eisfuchs ein noch dichteres Fell. Seinen buschigen Schwanz wickelt er dann wie einen Schal um seinen Körper. Der Pelz an seinen Sohlen schützt seine Pfoten vor der Kälte und erleichtert ihm das Laufen auf Eis und Schnee.
Insekten
Auch in Alaska gibt es Insekten. Sie sind vor allem im Sommer unterwegs. Eines der ersten Insekten, die im Frühling durch die Tundra fliegen, ist die Arktische Hummel Bombus polaris. Im Gegensatz zu den meisten anderen Insekten macht ihr die kalte Frühlingsluft nicht viel aus, denn sie hat Wege gefunden, sich warmzuhalten. So wärmen sie sich zum einen in der Sonne auf, zum anderen sind sie in der Lage, ihre Flugmuskeln auszukoppeln und damit Wärme zu erzeugen – sie verfügen also über eine Art Standheizung.
Nur die Königinnen überleben den Winter, den sie – wie viele andere Insekten in Alaska – in einer Art Kältestarre verbringen. Um zu vermeiden, völlig einzufrieren, verlieren viele Insekten ihr Körperwasser beinahe vollständig. So verhindern sie, dass sich Eiskristalle an lebenswichtigen Organen bilden.
Andere Insekten wiederum produzieren chemische Verbindungen, die Frostschutzmitteln ähneln. Diese verhindern die Bildung von Eiskristallen und ihre Körpertemperatur kann auf unter null sinken, ohne dass ihr Körperwasser dabei gefriert.
Waldfrösche
Auch Waldfrösche erstarren bei hohen Minustemperaturen zu Eis. Dass sie dies überleben, liegt daran, dass ihr Körper Zucker produziert, ihr körpereigenes Frostschutzmittel sozusagen. Mit der Produktion von großen Mengen an Glukose, das sie benötigen, beginnen sie erst, wenn es kalt wird. Im Oktober frieren sie nachts ein und tagsüber tauen sie wieder auf.
Das geht so eine ganze Weile, während sie immer mehr Glukose-Vorrat produzieren und schließlich völlig zu Eis erstarren. An der Universität von Alaska in Fairbanks konnten Wissenschaftler beobachten, dass Waldfrösche bei einer Körpertemperatur von – 18 Grad mehr als sieben Monate im gefrorenen Zustand überleben konnten.
Rentiere, Karibus und Moschusochsen
Zu den Tieren, die in Alaska weiden, gehören Rentiere, Karibus und Moschusochsen. Diese reinen Pflanzenfresser können bei einer permanenten Eisdecke nicht überleben. Deshalb wandern sie in Regionen, die eisfrei sind, um nach Moosen, Gräsern und Flechten zum Fressen zu suchen.
Übrigens: Die Überlebensstrategien der Tiere in Alaska, wie dem Eichhörnchen, sind auch für die Humanmedizin und die Notfallmedizin von Interesse. So setzt man Kälte als Maßnahme ein, um die Körperfunktionen herunterzufahren, um etwa Menschen, die fast ertrunken sind und dabei Sauerstoffmangel hatten, davor zu schützen, dass das Gehirn weiter geschädigt wird.
Auch die Gefrierkünste der Waldfrösche sind für Wissenschaftler interessant, da sie hoffen, ein biologisches Frostschutzmittel zu entwickeln, mit dem man Tiefkühlware auftauen und wieder einfrieren kann, ohne dass sie dabei Schaden nimmt.
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Quellen:
- nationalgeographic.de, „Alaskas blaue Bären blicken in eine ungewisse Zukunft“ (aufgerufen am 05.01.2024)
- cordis.europa.eu, „Warum frieren Insekten in der Arktis nicht ein?“ (aufgerufen am 05.01.2024)
- derstandard.de, „Wie Arktische Erdhörnchen acht Monate im Winterschlaf überleben“ (aufgerufen am 05.01.2024)
- worldoceanreview.com, „Die Königin der Tundra“ (aufgerufen am 05.01.2024)
- deutschlandfunk.de, „Eisfrosch – Alaskas Zucker-Zauberer“ (aufgerufen am 05.01.2024)