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Zwergantilope

Dikdik – das Tier, das mehr weint als alle anderen

Ein Dikdik schaut in die Kamera
Eine kleine Antilope mit dem lautmalerischen Namen Dikdik ist nicht nur sehr niedlich anzuschauen, sondern weint mehr als jedes andere Tier. Trotzdem ist es nicht traurig … Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

31. Januar 2024, 18:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Tierwelt Afrikas ist eine der faszinierendsten überhaupt. Elefanten, Giraffen und Löwen sorgen regelmäßig für Begeisterung oder gelten sogar als schönste Tiere der Welt. Vor dem Hintergrund dieser tierischen Stars gehen kleinere häufig unter. Zu Unrecht, findet PETBOOK, und stellt daher die afrikanische Zwergantilope Dikdik, das Tier, das mehr weint als jedes andere, einmal näher vor.

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Denkt man an die afrikanische Tierwelt, fallen einem mit Sicherheit zunächst viele große Tiere ein. Zu den fünf bekanntesten Tiere zählen wohl ohne Zweifel der Elefant, der Löwe, das Nashorn, der Büffel und der Leopard. Diese Tiere werden auch als die „Big Five“ Afrikas bezeichnet. Doch diese Bekanntheit der größeren Tiere ist auch durchaus kritisch zu sehen. Denn auch viel kleinere Tiere aus Afrika verdienen unsere Aufmerksamkeit. Zum Beispiel das Dikdik, eine Zwergantilope, die nicht viel größer ist als ein Beagle und nicht viel schwerer als eine Katze. Und das ganz nebenbei das Tier ist, dass wohl die meisten Tränen von allen vergießt.

Woher das Dikdik seinen Namen bekam

Das Verbreitungsgebiet von Dikdiks erstreckt sich über Somalia, Kenia, Tansania und Angola, bis nach Namibia. Die Zwergantilopen, manchmal auch Windspielantilopen genannt, sind mit 40 Zentimeter Schulterhöhe und höchstens 70 Zentimetern Länge nicht größer als ein mittelgroßer Hund. Mit ihren nur drei bis sechs Kilo Lebendgewicht wirken sie dazu leicht und manchmal gar zerbrechlich.

Allerdings haben es Dikdiks wirklich faustdick hinter ihren großen, blattförmigen Ohren. Denn will einer der großen Beutegreifer Jagd auf die kleinen Antilopen machen, laufen sie zur Höchstform auf. Bis zu 42 km/h schnell, Haken schlagend und im Zickzack vor ihren Feinden fliehend, suchen Dikdiks schnell das Weite. Dabei stoßen sie Warnlaute aus, die in etwa wie „Dsik dsik dsik“ oder auch „Zik zik zik“ klingen. Daher stammt auch der lautmalerische Name der Tiere.

Entsprechend sind die flinken Zwergantilopen meist längst über alle Berge, bevor ein Leopard oder Löwe ihrer habhaft werden kann. Doch auch Jägern, die sich auf die Suche nach den „Big Five“ gemacht hatten, hat das Dikdik mit seinen lauten Alarmrufen, die auch größere Tiere warnen, in der Vergangenheit häufig zu schaffen gemacht. Entsprechend unbeliebt sind die Tiere und bei einhelligen Anbietern von Jagdreisen finden sich immer wieder Angebote, um Dikdiks zu schießen.

Dikdik verfügt über spezielle Tränendrüse

Somit hätten Dikdiks wohl gute Gründe, um bittere Tränen zu vergießen. Allerdings ist das Weinen durch Traurigkeit eine Eigenschaft, die sich nur bei Menschen findet. Bei Tieren ist die Absonderung von Tränenflüssigkeit nämlich kein Ausdruck von Trauer, sondern erfüllt die Funktion, das Auge sauber und keimfrei zu halten. Beim Dikdik allerdings gibt es etwas Einzigartiges. Denn die Tiere haben eine extra Tränendrüse unterhalb des Auges, die sie sogar zusätzlich stimulieren, indem sie mit Stöckchen und Blättern hineinpiksen, um noch mehr Tränenflüssigkeit zu produzieren und zu verteilen.

Doch wozu brauchen die Tiere diese übermäßig große Voraugendrüse, die Tränenflüssigkeit produziert? Dazu muss man ein bisschen weiter ausholen. Denn wenn Dikdiks beginnen, ihr Revier zu markieren, fängt das Weibchen mit der sogenannten „Stuhlgangszeremonie“ an. Und die ist genau das, wonach sie klingt. Das weibliche Dikdik setzt Kot und Urin gleichzeitig ab, während das Männchen hinter ihr steht und sie dabei beobachtet.

Anschließend hebt es die Lefzen, schnuppert und tut es ihr nach, wobei es seinen eigenen Kot mit den Vorderbeinen aufnimmt und über den Häufchen des Weibchens verteilt. Während dieser Zeremonie beginnt auch die Tränendrüse zu arbeiten. Ob vom beißenden Ammoniak- und Kotgeruch, oder durch andere biochemische Prozesse, ist bislang noch nicht bekannt.

Auch die Tränenflüssigkeit ist nicht klar, so wie man sie sich zunächst vorstellen würde. Stattdessen sondern die Tiere eine dunkle, klebrige Pheromon-Masse ab, die während der Kot-Zeremonie auf der umgebenden Vegetation verteilt wird und dann nach einem kreisförmigen Tanz das Revier darstellt. Dies kann 5 Quadratmeter groß sein, aber auch 30. Entsprechend sichern sich die Dikdiks mit der größten Produktion an Tränen, Kot und Urin das größte Gebiet.

Zwergantilope lebt (größtenteils) monogam

Die Reviere, die Männchen und Weibchen mit dieser etwas ekligen Zeremonie abgesteckt haben, schweißen sie sehr eng zusammen. Alle Dikdik-Arten leben größtenteils monogam, auch wenn Forscher bereits einige (männliche) Dikdiks dabei erwischt haben, sich mit anderen Weibchen paaren zu wollen. Doch zumeist bleibt es bei dem Versuch, denn auf Dauer könnte ein Männchen keine zwei Weibchen verteidigen und begatten.

Denn ein Dikdik-Pärchen bekommt bis zu zweimal im Jahr ein Junges. Das Weibchen ist einen Großteil der Zeit schwanger, denn es hat eine Tragzeit von etwa sechs Monaten. Also muss sich das männliche Dikdik pausenlos um seine schwangere Partnerin und ihr Neugeborenes kümmern. Doch auch diese müssen das Revier des Paares spätestens nach sieben Monaten Aufzucht wieder verlassen. Diese Form der Zweisamkeit ist bei Steppentieren äußerst selten zu beobachten, die in der Regel in Herden leben. Dikdiks verbringen jedoch am liebsten ihre Zeit gemeinsam, auch beim Wiederkäuen, das bei ihnen nach einem ähnlichen Prinzip wie bei Kühen mit vier unterschiedlichen Mägen geschieht.

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Weitere faszinierende Fakten über Dikdiks

Die Liste der kuriosen Verhaltensweisen und faszinierenden Fakten der Dikdiks könnte noch lange weiter geführt werden. Die spannendsten seien hier jedoch noch erwähnt. Zum Beispiel laufen auch Kämpfe unter Dikdiks kurios und fäkal ab. Die Männchen stürmen immer wieder aufeinander los und nicken einander kräftig zu. Dabei präsentieren sie ihre höchstens drei Zentimeter langen Hörner und springen wieder weg. Dies wiederholen sie einige Male, berühren einander aber nie. Sobald eins der Dikdiks aufgibt, entleeren sich wiederum bei den Kontrahenten Blase, Darm und Tränendrüse auf den verschiedenen Seiten der Territorien. Diese Kot-Zeremonie dient der erneuten Grenzabsteckung.

Einige Dikdik-Arten verfügen darüber hinaus noch über körperliche Besonderheiten. Manche haben eine verlängerte Nase, mit der sie ebenso wie mit der Schnauze grasen können. Das Kirk-Dikdik, das vor allem im Osten Kenias vorkommt, trägt darüber hinaus eine prächtige rötlich-gefärbte Haartolle, die es bei Stress und Bedrohungen aufstellt, bis seine Hörner nicht mehr zu sehen sind.

Des Weiteren sind Dikdiks natürlich auch perfekt an ihren Lebensraum, der sich bis in 3000 Meter Höhe erstrecken kann, angepasst. Sie nehmen den größten Teil ihres Flüssigkeitsbedarfes über die Nahrung auf und können monatelang ohne Wasser auskommen. Vorwiegend fressen sie die Blätter von niedrigen Büschen und Bäumen. So haben sie ein perfektes Arrangement im selben Ökosystem mit Großkudus und Zebras, die sich an größeren Büschen und am Gras bedienen. Allerdings sind sie, wie viele andere Wildtiere auch, von Habitatverlusten und Rodungen betroffen, die das empfindliche Gleichgewicht der Natur stören und gegen welche die pfiffigen Antilopen bislang noch kein Mittel gefunden haben.

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Quellen

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