12. März 2024, 6:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie sind Weltmeister im Klettern, tragen einen hübschen buschigen Schwanz und vor allem sind sie niedlich: Eichhörnchen. Aber kann man Eichkater, wie die Tiere auch genannt werden, wie Meerschweinchen oder Kaninchen auch zu Hause halten? PETBOOK geht der Frage auf den Grund.
Eichhörnchen gehören zu den Wildtieren, die bei uns allgegenwärtig sind. Sie wohnen nicht nur in Gärten, sondern auch in Hinterhöfen von Großstädten, in Parks und Grünanlagen. Manche Tiere werden durch Futterangebote von Menschen so zutraulich, dass sie sogar aus der Hand Nüsse und Samen fressen. Schnell kommt da die Frage auf: Könnte man ein Eichhörnchen auch als Haustier halten? Manchmal finden Menschen auch ein Eichhörnchenjunges, das aus dem Nest gefallen ist und wollen es aufpäppeln. Aber darf man das Tier dauerhaft behalten?
Eichhörnchen stehen unter Naturschutz
Grundsätzlich dürfen wilde Eichhörnchen nicht einfach gefangen werden. Dies gilt als unrechtmäßige Entnahme von Wildtieren laut Bundesnaturschutzgesetz § 44 und wird je nach Bundesland laut Bußgeldkatalog von bis zu 65.000 Euro Strafe geahndet. Es ist weiterhin verboten, ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Niststätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
Selbst eine Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren kann bei von einer nachgewiesenen Misshandlung der Tiere laut § 17 TierSchG drohen. Außerdem sind Eichhörnchen keine Schoßtiere und sind trotz aller Versuche nicht domestiziert.
Unter welchen Umständen man ein Eichhörnchen als Haustier halten kann
Eine Ausnahme gibt es jedoch laut Bundesnaturschutzgesetz § 45 (5). Es ist erlaubt, verletzte, hilflose oder kranke Tiere vorübergehend in menschliche Obhut zu nehmen, um sie gesundzupflegen oder aufzuziehen.
Generell sollte bei einer Eichhörnchenpflege aber als Erstes ein Tierarzt das Tier untersuchen und im Zweifel die richtige Behandlung verordnen. Denn die Pflege eines jungen Eichhörnchens ist nicht leicht und erfordert viel Expertise. Auch muss der Tierarzt das Tier bei den Behörden melden.
Wenn er dies nicht tut, müssen die Eichhörnchen-Pfleger dies tun, und zwar bei der jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörde. Die Tiere sind nach dem Gesetz jedoch unverzüglich in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbstständig erhalten können. Nur wenn sie nach dieser Pflege nicht mehr als auswilderungsfähig gelten, sprich nicht überlebensfähig wären, dürfen sie in menschlicher Obhut verbleiben. Die Haltung muss aber wiederum gemeldet sein.
Was man bei der Haltung von Eichhörnchen als Haustiere beachten sollte
Es gibt auch offiziell zugelassene Züchter für Eichhörnchen – die jedoch auch nur mit Tieren arbeiten dürfen, die man nicht mehr auswildern kann. Hier können Eichhörnchen jeden Alters erworben werden. Diese geben die Tiere nur mit Herkunftsnachweis ab, den man auch braucht, um das Eichhörnchen bei den Behörden zu melden. Züchter, die keinen Herkunftsnachweis anbieten, sind unseriös. Hier sollten keine Eichhörnchen gekauft werden.
Eichhörnchen sind keine Katzen oder Kaninchen. Man kann sie nicht einfach im Wohnzimmer halten, dies wird ebenso als Tierquälerei eingestuft wie das Einfangen und der Versuch des Zähmens von wilden Eichhörnchen. Denn auch in menschlicher Obhut wollen die süßen Hörnchen nicht kuscheln, sondern haben spezielle Bedürfnisse. Ihre Behausung sollte ihrem natürlichen Lebensraum Wald so nahe wie möglich kommen.
Wer ein Eichhörnchen also als „Haustier“ halten möchte, muss ihm ein Freigehege mit ausreichend Platz installieren. Damit das Tier nach Herzenslust springen und klettern kann, sollte das Freigehege mindestens die Maße 3 × 2 × 2,5 Meter aufweisen. Grundsätzlich wird für ein Eichhörnchen eine Grundfläche von 5qm empfohlen, für zwei Eichkater sogar 10 qm.
Dicke Äste und Zweige, Seile, Laub, aber auch Hängematten für Ratten und Höhlen sorgen für Abwechslung und Klettermöglichkeiten im Freigehege. Selbst eine ganze Baumkrone kann man in das Gehege stellen. So fühlen sich die Tiere fast wie zu Hause und können sich verstecken. Das Gehege sollte außerdem schattig stehen, da es sich im Sommer sonst schnell aufheizt.
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Wie man junge Eichhörnchen aufpäppelt und füttert
Wer ein Eichhörnchenjunges aufpäppeln will, muss Milch mit der Flasche füttern. Hierfür verwendet man meist Ziegen- oder Katzenaufzuchtsmilch in Pulverform, die frisch zubereitet wird. Die genauen Futtermengen sind je nach Alter und Größe des Eichkaterbabys mit dem Tierarzt abzustimmen. Ab der 6. Lebenswoche kann man langsam beginnen, Obst-Getreidebreis zuzufüttern und in den kommenden Wochen auch mit fester Nahrung beginnen.
Allerdings sollte man beim Aufpäppeln auch wissen, dass junge Eichhörnchen nicht selbstständig Harn absetzen. Außerdem brauchen die Tiere eine Rundumbetreuung, die besser von Experten in einer Wildtierauffangstation zu leisten ist.
Eichhörnchen bleiben gesund und agil, wenn sie möglichst naturnahes Futter erhalten. Das heißt, sie vertragen Nüsse, Samen, Beeren und auch Insektenlarven am besten. Sind diese nicht ausreichend erhältlich, kann Nagerfutter zugefüttert werden. Dieses sollte aber zwingend ohne Honigzusätze oder ähnliche Süßungsmitteln versetzt sein. Auch Obst wie Äpfel, Möhren oder Bananen können in Maßen angeboten werden.
Eichhörnchen sind und bleiben Wildtiere
Eichhörnchen sind süß, keine Frage. Aber müssen sie deshalb unbedingt in ein Gehege gesperrt in unserer Nähe wohnen? Solange es wie zum Beispiel bei dauerhaft geschwächten oder kranken Eichhörnchen nicht unbedingt notwendig ist, denke ich, dass es genug andere Haustierarten gibt, die man sich anschaffen kann. Viele davon warten im Tierheim auf ein neues Zuhause und können auch im Wohnraum gehalten werden. Eichhörnchen sind Wildtiere und werden niemals komplett zahm. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Eichhörnchen anzuschaffen, sollte diese Punkte im Zweifel noch mal bedenken.
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Quellen
- Nabu.de, „Ein Porträt des Eichhörnchens“ (aufgerufen am 12.03.2024)
- Eichörnchen-Infos.de, „Fütterung“ (aufgerufen am 12.03.2024)
- BUND gegen Missbrauch der Tiere. Ev, „Das Eichhörnchen“, PDF (aufgerufen am 12.03.2024)