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Studien zeigen

Elefanten können links- oder rechtsrüsslig sein

Eine Gruppe Elefanten trinkt aus einem See, sie schlürfen Wasser entweder links- oder rechtsrüsselig
Elefanten rüsseln sich ihr Wasser oder ihr Futter entweder links- oder rechtsseitig ins Maul. Forscher haben herausgefunden, warum sie diese Seitenpräferenz entwickelten. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

2. September 2024, 14:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele Tiere zeigen eine Präferenz für eine bestimmte Pfote oder einen Vorderfuß. Doch bei Elefanten scheint sich dies eher auf ihre Nase zu konzentrieren, denn sie können links- oder rechtsrüsslig sein. Eine Studie will nun die Begründung für dieses Verhalten entdeckt haben.

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Bei Menschen ist es ganz selbstverständlich, dass man davon ausgeht, dass jeder eine dominante Hand hat. Man ist entweder links- oder rechtshändig; nur sehr wenige Menschen können beide Hände gleich gut einsetzen. Scheinbar gibt es dieses Phänomen auch bei Tieren häufiger, als man lange dachte – und es kommt dabei nicht immer nur auf die Pfoten an. Eine Studie benennt nun einen bestimmten Grund, warum Elefanten links- oder rechtsrüsslig sein können.

Dass Elefanten eine Präferenz für eine bestimmte Seite haben, war tatsächlich schon seit Längerem bekannt. So stellte der Verhaltensbiologe Fred Kurt bereits 2014 fest, dass Asiatische Elefanten Grasbüschel immer in einer bestimmten Richtung ausrissen. Sie zeigten also links- oder rechtsrüssliges Verhalten, wie unter anderem das „St. Galler Tagblatt“ damals berichtete.

Bei Elefanten wirkt sich die Seitenpräferenz also auf ihren Rüssel aus. Dabei ist es gar nicht so entscheidend, dass sie davon nur einen haben. Denn viele Tiere haben eine Präferenz für eine bestimmte Körperseite ausgebildet. Viele männliche Katzen sind zum Beispiel linkspfötig (PETBOOK berichtete). Allerdings gibt es auch Präferenzen für eine Seite, die sich an nur einer Gliedmaße, wie dem Schwanz von Hunden zeigen. Denn sie drücken mit dem Schwanzwedeln nach links etwas anderes aus als mit einem nach rechts, wie PETBOOK ebenfalls berichtete.

Auch Elefanten nutzen ihren Rüssel zu unterschiedlichen Zwecken, so können sie damit sowohl Baumstämme heben, als auch winzige Gegenstände feinfühlig aufnehmen. Die Spezialisierung auf eine Seite erlaubt ihnen dabei ein gezieltes Training der Muskeln und Nervenbahnen gleichermaßen.1 Dazu nutzen sie vor allem die feinfühlige Spitze des Rüssels, während sie für Arbeiten, die Kraft erfordern, die gesamte Länge des starken Muskels verwenden. 2022 fanden Forscher sogar heraus, dass der Rüssel für Elefanten wichtiger ist als viele andere Sinne. Denn die Nerven, die ihn mit dem Hirn verbinden, sind dicker als das Rückenmark und dreimal dicker als die Nervenbahnen für den Sehsinn.2

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Wie sich die Seitenpräferenz der Elefanten entwickelt haben könnte

Evolutionär haben Elefanten mit einer Seitenpräferenz also bessere Chancen. Denn ihre gut vernetzten Fertigkeiten erlauben ihnen zum Beispiel effektivere Methoden des Grasens und der Futtersuche. Allerdings zeigte sich, dass sich dies wohl vor allem auf den Rüssel bezieht. Präferenzen bei den Vorderfüßen waren nicht treffsicher zu benennen.3 Allerdings zeigte sich eine Seitenpräferenz auch bei den Stoßzähnen. Anhand der unterschiedlichen Abnutzung konnten Forscher erkennen, dass Elefanten auch eine entsprechende Präferenz für einen Zahn haben, mit dem sie bevorzugt graben oder sich verteidigen.4

Eine definitive Antwort, warum Elefanten links- oder rechtsrüsslig wurden, fehlte jedoch bislang. Eine Gruppe von Forschern will nun die Antwort auf diese Frage gefunden haben. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren sind die Schnurrhaare bei Elefanten anders aufgestellt. Normalerweise haben Tiere kleine Schnurhaare (Mikrovibrissen) unter dem Kinn und in der Nähe des Mauls und längere an den Seiten des Kopfes (Makrovibrissen). So können viele Tiere ungestört frontal Futter aufnehmen.

Bei Elefanten ist dies aber genau andersherum. Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin sind deshalb überzeugt, dass Elefanten ihre Seitenpräferenz wegen ihres Schnurrhaarbesatzes entwickelt haben. Denn einfach mit dem Maul können Elefanten aufgrund ihrer Größe sowieso keine Nahrung aufnehmen und müssen immer den Umweg über die Versorgung mit dem Rüssel gehen. Bei einer frontalen Nahrungsaufnahme würden die Tiere sonst permanent an den Schnurrhaaren irritiert werden.

Daraus schließen die Forscher, dass sich Elefanten schlicht für eine Seite entscheiden mussten, um sich Futter und Wasser ins Maul zu rüsseln.5 Ob Elefanten jedoch eher links- oder rechtsrüsslig sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Geht man nach der bereits untersuchten Stoßzahnabnutzung, zeigt sich, dass 338 untersuchte Tiere Rechtsrüssler und 308 Tiere Linksrüssler waren.4 Bei unseren Kollegen von FITBOOK lesen Sie mehr darüber, warum dies bei Menschen anders ist und warum circa 90 Prozent der Bevölkerung rechtshändig ist.

Quellen

  1. Martin, F., & Niemitz, C. (2003). "Right-Trunkers" and "Left-Trunkers": Side Preferences of Trunk Movements in Wild Asian Elephants (Elephas maximus). Journal of Comparative Psychology, 117(4), 371–379. ↩︎
  2. Purkart, L., Tuff, J. M., Shah, M., Kaufmann, L. V., Altringer, C., Maier, E., ... & Brecht, M. (2022). Trigeminal ganglion and sensory nerves suggest tactile specialization of elephants. Current Biology, 32(4), 904-910. ↩︎
  3. Keerthipriya, P., Tewari, R., & Vidya, T. N. C. (2015). Lateralization in trunk and forefoot movements in a population of free-ranging Asian elephants (Elephas maximus). Journal of Comparative Psychology, 129(4), 377–387. ↩︎
  4. Bielert, C., Costo, N., & Gallup, A. (2018). Tuskedness in African elephants–an anatomical investigation of laterality. Journal of Zoology, 304(3), 169-174. ↩︎
  5. Yildiz, H., Heise, O., Gerhardt, B., Fritsch, G., Becker, R., Ochs, A., ... & Brecht, M. (2024). Macrovibrissae and microvibrissae inversion and lateralization in elephants. Annals of the New York Academy of Sciences. ↩︎
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