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Klauen angeblich Schmuck

Sind Elstern wirklich diebisch? Vogelexpertin klärt über Mythos auf

Elster läuft über Gras
Elstern gelten als diebisch. Angeblich klauen die Rabenvögel gerne glitzernden Schmuck – aber stimmt das wirklich? Foto: Getty Images

7. November 2024, 17:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Es funkelt und glitzert im Elsternest. Denn in dem hat der heimische Vogel allerlei Reichtümer angehäuft. Also: Besser auf Ringe, Ketten und Uhren aufpassen, wenn eine Elster in der Nähe ist, denn die Rabenvögel sind diebisch. So zumindest der verbreitete Glaube. Aber stimmt das wirklich? PETBOOK geht dem Mythos auf die Spur.

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Mit einem Brutbestand von laut NABU 70.000 bis 550.000 Paaren zählen Elstern neben Raben, Krähen und Dohlen zu den weitverbreitetsten Rabenvögeln in Deutschland. Erkennbar sind die Tiere an ihrem charakteristischen schwarz-weißen Gefieder, ihrem dünnen, langen Schwanz und ihrem markanten Geschnatter. Doch Elstern eilt ein eher schlechter Ruf voraus. So hält sich seit langer Zeit die Überzeugung, dass die Tiere diebisch seien. Ist das wirklich so? PETBOOK hat eine Expertin befragt.

Sind Elstern wirklich diebisch?

Elstern haben einen schlechten Ruf. So sollen sich die Rabenvögel von glitzerndem Schmuck angezogen fühlen und ihn gern vom Fensterbrett stibitzen. Ein Irrglaube, den Dr. Nelson vom LBV richtig stellt. Die Biologin betont: „Die Auffassung, dass Elstern ‚diebisch‘ seien, ist in der europäischen Kultur verankert. Elstern, wie alle Rabenvögel, sind intelligent und neugierig und überwinden daher manchmal ihre Angst vor Neuem. So hat man vermutlich beobachtet, dass sie auch mal ein glänzendes Objekt aufheben. Das könnte besonders bei mit der Hand aufgezogenen Vögeln vorkommen.“

Das gezielte Stehlen von glitzernden Gegenständen kann der Elster nicht nachgewiesen werden – im Gegenteil. So fand bereits eine Studie aus dem Jahr 2014 keinen Hinweis auf eine besondere Anziehung der Elstern zu glänzenden Objekten, und zwar weder bei Vögeln in Gefangenschaft noch bei freilebenden Vögeln. Stattdessen war das Gegenteil der Fall: Die Objekte lösten bei freilebenden Vögeln ein Verhalten aus, das auf Neophobie schließen lässt.

Warnschild mit Elster, die Schmuck geklaut hat
Das Gerücht der diebischen Elster hält sich so hartnäckig, dass die Tiere sogar symbolisch auf Warnschildern vor Autodieben vorkommen – hier in Frankreich. Foto: Getty Images

Elstern sind eher vorsichtig bei unbekannten Gegenständen

Neophobie ist die Angst vor Neuem oder Unbekanntem. Bei freilebenden Vögeln äußert sich Neophobie in einer Scheu oder Zurückhaltung gegenüber neuen Objekten, Futterquellen oder Veränderungen in ihrer Umgebung. Dies kann sich beispielsweise darin zeigen, dass Vögel unbekannte Futterstellen meiden oder skeptisch gegenüber neuen Nistmöglichkeiten sind. Oft beobachten sie Veränderungen aus sicherer Entfernung, bevor sie sich ihnen nähern.

Diese Vorsicht ist evolutionär bedingt und schützt Vögel vor möglichen Gefahren, die von neuen und potenziell gefährlichen Objekten ausgehen könnten. Besonders bei Arten, die in riskanteren Umgebungen leben oder stark auf festgelegte Nahrungsquellen angewiesen sind, kann Neophobie stärker ausgeprägt sein.

Elstern reagieren also vorsichtig auf Neuerungen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Elstern nicht diebisch sind. Allerdings interessieren sich die Tiere nicht für Schmuck.

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Was stehlen Elstern am liebsten?

Elstern sind Allesfresser. Und um an Nahrung zu kommen, gehen sie auch – nach menschlichen Maßstäben – unmoralisch vor. Biologin Dr. Nelson betont: „Am ehesten stehlen Elstern Nahrung, von Artgenossen und auch von anderen Krähenvögeln. Sie sind nicht sehr wählerisch. Gelegentlich jagen sie anderen Vögeln ihre Beute ab. Sie stehlen auch Eier und Jungvögel aus Nestern anderer Singvögel. Außerdem sammeln sie Material für ihre Nester, das sie eventuell auch von anderen Rabenvögeln stehlen.“

Der Grund für das diebische Verhalten ist allerdings nicht, dass es Elstern Spaß macht, Nester auszurauben. Viel eher werden sie durch sich verändernde Umweltbedingungen dazu gezwungen, zum Beispiel neue Materialien für den Nestbau zu erbeuten.

Dr. Nelson sagt hierzu: „Ihren ursprünglichen Lebensraum der offenen Agrarlandschaften oder Waldränder mit vielen Büschen, Hecken und vereinzelten Bäumen hat die Elster aufgrund von Veränderungen in der Landnutzung verloren. So haben die Tiere ihren Lebensraum auf Siedlungsraum, Parks und Gärten ausgeweitet. In neuem Lebensraum testet die Elster vermutlich neue Nahrungsquellen und Materialien für den Nestbau. Bei hoher Dichte von Nestern anderer Singvögel kann das Verhalten, Eier und Junge zu stehlen, sich zu einer erfolgreichen Strategie entwickeln.“

Themen Heimische Wildtiere
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