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Endemische Arten

Diese Tiere gibt es nur in Deutschland

Elbebiber
Der Elbebiber gehört zu den endemischen Arten Deutschlands. Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

30. August 2024, 6:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die gibt’s nur bei uns! Es gibt Tierarten, die ausschließlich in einem bestimmten geografischen Gebiet und nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Man bezeichnet sie als Endemiten. Viele denken jetzt an Koalas oder Kängurus in Australien, aber auch in Deutschland gibt es einzigartige Tiere wie den Badischen Riesenregenwurm. PETBOOK hat sich auf die Spuren dieser besonderen Lebewesen begeben.

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Endemische Tierarten kennt man meist von Inseln: der Tasmanische Teufel, die Galápagos-Riesenschildkröte oder der Madagaskar-Halbmaki dürften vielen ein Begriff sein. Man findet Endemiten aber auch in abgelegenen Tälern oder speziellen Klimazonen. Häufig haben sie sich über Millionen von Jahren an ihr einzigartiges Umfeld angepasst. Zu den Endemiten können Säugetiere, Fische, Amphibien, Reptilien und Gliederfüßer, aber auch Vögel, wie etwa der Dickschnabelkitt auf der Insel Taiwan zählen. Doch auch hier in Deutschland gibt es endemische Arten, die nur hier und sonst nirgendwo auf der Welt zu finden sind. PETBOOK stellt die bekanntesten einmal vor.

Wie entstehen endemische Arten?

Die Isolation einer Region spielt oft die entscheidende Rolle bei der Entwicklung endemischer Arten und so gehören die Galapagosinseln zu den Hotspots der Biodiversität. Oft stehen endemische Arten unter Druck durch invasive Arten, die, wenn sie einmal eingeführt werden, einschneidende Auswirkungen auf die endemischen, heimischen Tierarten haben.

Neben Tieren können auch Pflanzen oder Mikroorganismen Endemiten sein. Endemische Tierarten entstehen durch geografische Isolation und evolutionäre Anpassung. Wenn Populationen einer Art durch geografische Barrieren wie Gebirge, Flüsse oder klimatische Unterschiede getrennt werden, entwickeln sie sich unabhängig voneinander.

Im Laufe der Zeit führen genetische Mutationen und natürliche Selektion zu spezialisierten Anpassungen an die spezifischen Umweltbedingungen ihrer jeweiligen Regionen. Diese Prozesse, kombiniert mit einer langen Zeitspanne, können zur Entstehung neuer, endemischer Arten führen. Endemische Arten sind daher einzigartig für ihren Lebensraum und kommen nur in dieser spezifischen Region vor.

Endemische Tiere in Deutschland (nicht vollständig)

Auch bei uns in Deutschland gibt es Tiere, die nur hier und sonst nirgendwo in der Welt vorkommen. Ihnen gilt unser besonderer Schutz, denn wenn sie einmal verschwinden, sind sie unwiederbringlich ausgestorben.

Säugetiere

Der Elbebiber ist eine Unterart des Europäischen Bibers (Castor fiber). Mit einer Länge von 125 Zentimeter und einem Gewicht von bis zu 25 Kilo ist er das größte endemische Säugetier Europas und galt als beinahe ausgerottet. Aber durch strenge Schutzmaßnahmen konnte er vielerorts wieder heimisch werden. Die Elbe, einer der letzten naturnahen Flüsse Mitteleuropas, bietet als Flusslandschaft mit ihren Altarmen und Nebengewässern ein perfektes Rückzugsgebiet für den Elbebiber. Allein in Sachsen-Anhalt zählt man jetzt wieder 2470 Tiere.1,2

Auch interessant: Diese Wildtiere sind in Deutschland besonders selten 

Insekten

Mosel-Apollo, Moselapollo, Apollofalter, Roter Apollo (Parnassius apollo vinningensis), sitzt auf der Bluete einer Wiesenflockenblume, Deutschland, Rheinland-Pfalz | Apollo (Parnassius apollo vinningensis), sitting on a blossom of a brown knapweed, Germany, Rhineland-Palatinate
Der wunderschöne Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis) ist ein Schmetterling, der nur in Deutschland vorkommt. Foto: picture alliance / blickwinkel/McPHOTO/D. Vorbusch | McPHOTO/D. Vorbusch

Oft sind es Insekten, wie Falter und Käfer, die in Deutschland endemisch sind. Der Segeberger Höhlenkäfer (Choleva lederiana holsatica) ist nur fünf Millimeter lang und hat in einer feuchten und kalten Kalksteinhöhle bei Bad Segeberg die optimalen Bedingungen gefunden. Auch das Nahrungsangebot, nämlich Kot und Kadaver von Fledermäusen, scheint für ihn das Nonplusultra zu sein.

Auch der wunderschöne Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis), Schmetterling des Jahres 2024, ist endemisch und lebt an den Ufern entlang des Flusses im rheinland-pfälzischen Moseltal. Insektengift wurde ihm in den 1980er-Jahren zum Verhängnis und er wurde beinahe ausgerottet. Doch ein Verbot von Insektengiften konnte ihn retten. Leider gibt es nur noch wenige der hübschen Schmetterlinge mit den schwarzen Flecken und rotgefüllten Ringen.3

Weichtiere

Halden-Haarschnecke, Haldenhaarschnecke (Trochulus graminicola, Trichia graminicola, Trochulus graminicolus), kriecht ueber Moos
Die Halden-Haarschnecke (Trochulus graminicola) ist nicht nujr extrem selen – es gibt die Kriechtiere ausschließlich in Deutschland Foto: picture alliance / blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecke | H. Bellmann/F. Hecker

Eine besonders seltene Art ist die Bayerische Zwergdeckelschnecke (Sadleriana bavarica), die nur in den Gewässern von München zu finden ist. Weitere endemische Schneckenarten sind die Schwäbische Grasschnecke (Vallonia suevica), die mittlerweile sehr seltene Halden-Haarschnecke (Trochulus graminicola), die an wechselfeuchten grasigen Halden in lichten Steilhangwäldern Süddeutschlands lebt und die stark gefährdete Rhön-Quellschnecke (Bythinella compressa). Wie der Name sagt, benötigt sie kaltes und unbelastetes Quellwasser, das sie in den hessischen Mittelgebirgsquellen und Quellbächen findet.

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Würmer

Die undatierte Aufnahme zeigt den badischen Riesenregenwurm "Lumbricus badensis" neben einem Wanderschuh. Der Wurm wird bis zu 60 Zentimeter lang und lebt ausschließlich in Südbaden, vor allem rund um den 1414 Meter hohen Belchen bei Schönau (Kreis Lörrach). Dort wurde nun ein bundesweit wohl einmaliger Erlebnispfad zu Ehren dieses Tieres eingerichtet.
Den Badischen Riesenregenwurm – hier neben einem Turnschuh – findet man nur in einem kleinen Gebiet des Südschwarzwalds Foto: picture-alliance/ dpa | Patrick Seeger

Der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) ist im Ruhezustand bis zu 34 Zentimeter, ausgestreckt bis 60 Zentimeter lang. Er besitzt zwischen 190 und 210 Körpersegmente, wovon der vordere Teil dunkelviolett bis dunkelrotbraun und der hintere Teil hell-bis bleigrau gefärbt ist. Man findet ihn nur in einem kleinen Gebiet des Südschwarzwalds. Der endemische Regenwurm lebt in seiner 2,5 Meter tiefen Wohnröhre bis zu 20 Jahre. So überlebt er auch strenge Winter, ohne zu erfrieren.

Fische

Ammersee-Kaulbarsch, Ammerseekaulbarsch (Gymnocephalus ambriaelacus), 2010 neu entdeckte Fischart, die nur im Ammersee vorkommt, Deutschland, Bayern, Ammersee
Der Ammersee-Kaulbarsch (Gymnocephalus ambriaelacus) wurde 2010 erst entdeckt und kommt nur in Detuschland vorkommt. Foto: picture alliance / blickwinkel/A. Hartl | A. Hartl

Mindestens elf endemische Fischarten schwimmen in den Seen und Flüssen Deutschlands. Darunter die Luzin-Maräne (Coregonus lucinensis) aus dem Breiten Luzin und die Fontane-Maräne (Coregonus fontanae) aus dem Großen Stechlinsee. In Bayern tummeln sich im Ammersee der Ammersee-Kaulbarsch (Gymnocephalus ambriaelacus), der Ammersee-Saibling (Salvelinus evasus) und der Ammersee-Kilch (Coregonus bavaricus).4

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Wie kann man endemische Arten schützen?

Der Verlust einer endemischen Art bedeutet, dass sie für immer von der Erde verschwindet. Endemiten sind gefährdet durch die Übertragung von Krankheiten, durch invasive Arten, die eine Konkurrenz um Ressourcen darstellen, eingeschleppte Raubtiere oder die Veränderung des Lebensraumes. Um endemische Arten zu schützen, braucht es strenge Kontrollen und Quarantäneverfahren für den internationalen Transport und Handel.

Beschädigte Lebensräume müssen zur Stärkung endemischer Populationen durch schützende Maßnahmen wiederhergestellt werden. Hierfür richtet man z. B. Schutzgebiete ein. Gibt es erste Anzeichen einer unerwünschten Invasion, muss durch Monitoring und schnelles Handeln eingegriffen werden, um größeren Schaden abzuwenden.

Aber auch Aufklärungskampagnen und Bildungsprogramme sind wichtig, um das Bewusstsein für den Schutz endemischer Arten zu stärken. Ein gutes Beispiel für präventive Maßnahmen sind die Galapagos-Inseln, auf denen strenge Quarantäneregeln herrschen.

Ausflugs-Tipp: Wenn Sie mehr über ein deutsches endemisches Tier live erfahren wollen, besuchen Sie doch den Regenwurmpfad im Schwarzwald.

Themen #AmazonPets Heimische Wildtiere

Quellen

  1. sachsen-anhalt.nabu.de, „Vom Sorgenkind zum Markenartikel“ (aufgerufen am 30.08.2024) ↩︎
  2. naturschutzstation-biberhof.nabu-sachsen.de, „NABU-Naturschutzstation Biberhof Torgau – Naturschutz im Zeichen des Elbebibers“ (aufgerufen am 30.08.2024) ↩︎
  3. blog.wwf.de, „Gibt’s nur bei uns! Endemische Tierarten in Deutschland“ (aufgerufen am 30.08.2024) ↩︎
  4. nationalgeographic.de, „Endemische Arten: Diese Tiere gibt es nur in Deutschland“ (aufgerufen am 30.08.2024) ↩︎
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