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Studie zeigt

Warum Fledermäuse Viren übertragen aber nicht selbst erkranken

Eine Fledermaus schaut aus einem Baum
Von Fledermäusen weiß man, dass sie viele Viren in sich tragen. Warum erkranken sie aber nicht an ihnen? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

3. Februar 2025, 11:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fledermäuse sind nicht nur ganz besondere Tiere, weil sie die einzigen fliegenden Säugetiere sind. Zusätzlich verfügen sie auch über eine einzigartige Virusabwehr, die sich auf genetische Veränderungen in ihrem Immunsystem zurückführen lässt. Diese Ergebnisse könnten für die Medizin ein wahrer Durchbruch bei der Bekämpfung von Viren sein.

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Viele Wildtiere können Krankheiten auf den Menschen übertragen. Diese sogenannten Zoonosen treten mittlerweile verstärkt auf, da der Mensch immer mehr von dem Lebensraum der Tiere für sich beansprucht und dadurch auch zwangsläufig in Kontakt mit ihnen kommt. Eines dieser Tiere, dass sich gezwungen sieht, in der Nähe von Menschen Lebensräume zu schaffen, – und zwangsläufig seine Viren mitbringt – ist die Fledermaus.

Sie gilt als Zwischenwirt für Viren wie Malaria, Ebola oder die SARS-Viren, die auch Corona auslösen. Allerdings muss man vor dem Kontakt mit Fledermäusen keine Angst haben. Ganz im Gegenteil, wie eine Studie nun zeigt. Denn die clevere Virusabwehr und symptomfreie Immunstrategie der Tiere könnte einen medizinischen Durchbruch zur Folge haben, der auch dem Menschen zugutekommen könnte.

Die meisten Viren machen Fledermäusen nichts aus

Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere mit aktivem Flug und haben bemerkenswerte Anpassungen entwickelt. Darunter eine außergewöhnliche Lebenserwartung und eine hohe Toleranz gegenüber Erkrankungen. Man weiß, dass sie als natürliche Reservoire für viele Viren gelten, manche davon können auch auf andere Spezies übertragen werden. Während diese Viren jedoch bei Menschen schwere Erkrankungen wie Ebola, Tollwut oder COVID-19 auslösen können, scheinen Fledermäuse selbst kaum beeinträchtigt zu werden.

Eine neue Studie, die im Rahmen des Bat1K-Projekts durchgeführt wurde, analysierte die Genome von zehn Fledermausarten und entdeckte auffällige genetische Anpassungen, die ihre beeindruckende Widerstandsfähigkeit gegen Virusinfektionen erklären könnten. Für ihre im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Untersuchung verglichen die Forscher diese mit 105 anderen Säugetiergenomen und identifizierten auffällige genetische Muster, insbesondere in Immun- und Entzündungsgenen.

Sie fanden heraus, dass Fledermäuse eine einzigartige Regulation des Immunsystems besitzen, die übermäßige Entzündungen verhindert und zugleich eine effektive antivirale Abwehr aufrechterhält.

Bei Fledermäusen steht alles auf Abwehr

Ein Fokus der Untersuchungen lag auf dem Gen ISG15, das beim Menschen mit schweren COVID-19-Verläufen assoziiert ist. Die Studie zeigte, dass Fledermäuse eine veränderte Version dieses Gens besitzen, die ihre Immunantwort auf SARS-CoV-2 und andere Viren wesentlich beeinflusst. Diese veränderte Version hemmte die Vermehrung des Corona-Virus um 80 bis 90 Prozent! Allerdings bleib es nicht bei den Veränderungen dieses Gens. Auch das Eindringen von Viren in die Zellen ist bei Fledermäusen gehemmt. Zudem wiesen die Immunabwehrzellen des Blutes sowie das Interferon, das gesunde vor mit Viren befallen Zellen schützt, Unterschiede auf.

Denn das Interferon muss bei einer Infektion zunächst sehr aktiv sein, um die Ausbreitung zu vermeiden und später ruhen, damit keine Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden. Dies scheint bei Fledermäusen außergewöhnlich gut zu funktionieren, denn auch die Rezeptoren und Gene, die für die Entstehung von Entzündungen verantwortlich sind, fehlen ihnen.

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Die Forscher führen diese Anpassungen auf den für den Flug benötigten schnellen Stoffwechsel zurück. Denn dieser muss gut funktionieren und schnell Energie liefern und ihnen schnelle Bewegungen zu ermöglichen, damit sich Fledermäuse in die Lüfte erheben können. Gleichzeitig verbessert sich durch den Stoffwechsel aber auch das Immunsystem, das durch Nebenprodukte dieses Prozesses aktiviert wird. Die hohe Virustoleranz von Fledermäusen könnte also eine direkte Konsequenz aus ihrer evolutionären Entwicklung zum Flugtier sein.

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Weitere Forschung nötig

Die Studie liefert bahnbrechende Erkenntnisse darüber, wie Fledermäuse sich gegen Viren zur Wehr setzen. Während die Untersuchung einen neuen Ansatz für antivirale Therapien geliefert hat, zeigt sie zudem, wie wichtig es ist, daran weiterzuforschen. Denn es ist unklar, weshalb die Fledermäuse sich so sehr auf die Abwehr von Viren spezialisiert haben – diese aber gleichzeitig immer noch im Körper tragen.

Auch die genaue Funktion des ISG15 ist noch unklar. Denn es zeigte sich, dass es auch sehr aktiv ist, wenn die Fledermäuse gerade keine Viren bekämpfen. Daher folgern die Forscher, dass es nicht nur dem Zweck dient, die Tiere vor Infektionen zu schützen. Es könnte auch für die Produktion von Zellen zuständig sein.

Eine Untersuchung wie diese zeigt aber auch, wie wichtig Forschungsarbeit im Genombereich ist. Denn die vollständige DNA vieler Tiere ist noch nicht entschlüsselt, da dies viel Zeit und Fördergelder erfordert. Es ist jedoch notwendig, um Zusammenhänge wie bei den Fledermäusen zu erkennen. Außerdem kann man damit bedrohte Arten, über die man noch sehr wenig weiß, besser einschätzen und schützen. 1

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Quellen

  1. Morales, A. E. et al. (2025). Bat genomes illuminate adaptations to viral tolerance and disease resistance. Nature. ↩︎

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