20. Mai 2023, 17:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In den USA erfahren Flughörnchen gerade einen regelrechten Boom als Haustiere. Die aus Australien und Neuguinea stammenden Kurzkopfgleitflügler, im Englischen „Sugar Glider“ genannt, dürfen in Deutschland grundsätzlich auch als Haustiere gehalten werden. PETBOOK erklärt, welche Auflagen hierbei gelten und ob Flughörnchen überhaupt artgerecht als Haustiere gehalten werden können.
Den Namen Flughörnchen tragen die putzigen Tiere eigentlich zu Unrecht. Denn ihnen fehlen Flügel und somit können sie im praktischen Sinne gar nicht fliegen. Jedoch erlaubt ihnen eine anatomische Besonderheit, dass sie bis zu 50 Meter weit gleiten können. Hierfür nutzen sie die sogenannte Gleithaut zwischen Vorder- und Hinterbeinen und dem Schwanz. Sie springen von einem hoch gelegenen Ast, strecken alle Viere von sich und spannen so ihre Gleithaut wie einen Fallschirm auf. Die Fortbewegungsart in der Luft der Flughörnchen heißt also korrekterweise Gleiten und nicht Fliegen. Dies gelingt den flauschigen Beuteltieren am besten von hohen, eng stehenden Bäumen aus, weshalb die Tiere Waldbewohner in Australien und Neuguinea sind. Der natürliche Lebensraum von Flughörnchen sagt schon einiges über die artgerechten Haltungsbedingungen als Haustier aus.
Flughörnchen als Haustier – hohe Ansprüche an die Haltung
Wer einmal Gleithörnchen in freier Wildbahn beobachtet hat, wird schnell verstehen, warum die „Sugar Glider“ in einem kleinen Käfig nicht gut aufgehoben sind. Sie sind extrem bewegungsfreudig und wollen ihrem Drang nachgehen, die Gliedmaßen auszustrecken, um in den Gleitflug überzugehen. Flughörnchen sind deshalb nicht mit Hamstern oder Meerschweinchen zu vergleichen, die in entsprechenden Gehegen im Wohnzimmer gehalten werden können.
Ideal ist für Flughörnchen ist eine Voliere mit mindestens acht Quadratmetern Grundfläche. Um Gleitflüge zu ermöglichen, sollte diese Voliere drei bis vier Meter hoch sein und mit entsprechend hohen Klettermöglichkeiten ausgestattet sein. So könnten Flughörnchen auch in unseren Breiten das ganze Jahr über draußen leben, sofern die Voliere auch wettergeschützte Bereiche aufweist und über Schlafhöhlen für die nachtaktiven Waldbewohner verfügt. Zusätzlich sollte auch ein isolierter Unterschlupf für den Winter gegeben sein.
Die Größe der Voliere, die meist mit Rindenmulch ausgelegt wird, bringt einiges an Pflegeaufwand für Flughörnchen als Haustiere mit sich. Anders als Kaninchen oder Katzen gehen die Sugar Glider nicht in bestimmte Ecken oder gar gesonderte Toiletten, um ihr Geschäft zu verrichten. Zum Markieren des Reviers urinieren die Gleitflügler an verschiedene Stellen des Geheges und Kot wird an jeder beliebigen Stelle gelassen, an der sich das Tier gerade aufhält. Aber nicht nur die Unterbringung stellt besondere Ansprüche am Flughörnchen Fans. Auch das Futter muss artgerecht gewählt sein.
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Flughörnchen Ernährung
Bei Gleithörnchen gilt: die Mischung machts. In freier Wildbahn ernähren sich Flughörnchen hauptsächlich von Nüssen und Früchten, aber auch Insekten stehen täglich auf dem Speiseplan. Ähnlich sollte die Futterzusammensetzung bei der Haltung als Haustier aussehen. Papageienfuttermischungen stellen eine gute Grundlage, die mit frischem Obst ergänzt werden sollte. Darüber hinaus sollten täglich Mehlwürmer, Heimchen oder Heuschrecken angeboten werden, damit die Tiere ihren Eiweißbedarf decken können. Frisches Wasser sollte selbstverständlich ebenfalls täglich frisch bereitgestellt werden.
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Fazit: Macht ein Flughörnchen als Haustier Sinn?
Grundsätzlich ist die Haltung von Flughörnchen in Deutschland legal, auch wenn es sich um exotische Tiere handelt. Allerdings muss die artgerechte Haltung gewährleistet und der rechtmäßige Erwerb der Gleitflügler von einem Züchter durch Papiere belegt sein. Doch davon abgesehen ist es bei Flughörnchen ähnlich wie bei vielen anderen exotischen Tieren: Sie fühlen sich in freier Wildbahn am wohlsten, werden niemals handzahm und brauchen extrem viel Platz. Tierschutzorganisationen raten von der Haltung der Gleitflügler ab, da viele Halter auf Dauer durch die hohen Ansprüche an Haltungsbedingungen und Futter mental und finanziell schnell überfordert sind. Schließlich landen die exotischen Tiere dann in Tierheimen, wo sie schwer vermittelbar sind und hohe Kosten verursachen.
Mit dem Kauf von Flughörnchen-Babys unterstützt jeder vermeintliche Tierfreund außerdem die Zucht der eigentlichen Wildtiere. Darüber hinaus gibt es einige Haustierarten, die sich zum Kuscheln oder Beobachten deutlich besser eignen. Unter den Kleintieren wären da Hamster zu nennen, die handzahm werden können und wenig Platz beanspruchen. Auch Kaninchen und Meerschweinchen können sehr zutraulich werden und sind schon für Kinder tolle Tiere zum Beobachten und Lernen. Wer Haustiere möchte, die den Flughörnchen ähnlichsehen, könnte auf Chinchillas ausweichen. Diese können zwar keine Gleitflüge zustande bringen, sind aber ähnlich putzig.
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Quellen
- „Kurier.at“, „Wie Gleitbeutler als Haustiere gehalten werden“, (Aufgerufen am 17.05.2023)
- Exotische-haustiere.com, „Flughörnchen als Haustier – dein kleiner Gleitschirmspringer“, (Aufgerufen am 17.05.2023)
- Suggiehilfe.com, „Bevor man Kurzkopfgleitbeutler erwirbt – Eine kurze Checkliste“, (Aufgerufen am 17.05.2023)
- „Tagesspiegel.de“, „Tierschutz: Ein 100-Gramm-Mini-Batman fürs Wohnzimmer“, (Aufgerufen am 17.05.2023