24. Februar 2024, 16:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 im Reaktor-Block 4 mussten sich die Tiere in der Umgebung rasant an Radioaktivität anpassen – auch Frösche haben dies sehr schnell gemeistert.
Das durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl entstandene Ökosystem, in das sich seit 1986 nur noch wenige Menschen wagen, fasziniert die Wissenschaft tagein, tagaus. Nachdem in den letzten Jahren bereits bahnbrechende Erkenntnisse über die Hunde und die Wölfe in der Sperrzone veröffentlicht wurden, haben sich Forscher nun mit den Fröschen von Tschernobyl und ihrer einzigartigen Pigmentierung befasst.
Natur beweist immer wieder, wie sie sich nach menschengemachten Katastrophen erholt
Wenn wir Menschen uns in die Sonne legen, gehen wir davon aus, dass sich unsere Haut bräunt. Dies ist ein natürlicher Prozess, der die Haut davor schützt, durch die Sonne geschädigt zu werden. Das gebildete Melanin schützt auch vor Krebszellenbildung.
Etwas ganz ähnliches scheint bei den Fröschen in der Umgebung des Reaktors von Tschernobyl geschehen zu sein. Das fanden Forscher in mehreren Studien an Östlichen Laubfröschen (Hyla orientalis) im Norden der Ukraine heraus. „Wir untersuchten den Zusammenhang zwischen der Hautfärbung der Frösche – die als Schutzmechanismus gegen ionisierende Strahlung wirken kann –, den Strahlungsbedingungen und dem Grad des oxidativen Stresses“, schreiben Pablo Burraco und Germán Orizaola in einer Studie von 2022.
Die Forscher waren seit 2016 vor Ort und hatten zu diesem Zeitpunkt bereits über 200 Frösche mit verschiedener Färbung untersucht. Die Hautfärbung sei an Orten dunkler gewesen, die zum Zeitpunkt des Unfalls in der Nähe von Gebieten mit hohen Strahlungswerten lagen. Allerdings scheinen die aktuellen Strahlungswerte die Hautfärbung der Laubfrösche von Tschernobyl nicht (mehr) zu beeinflussen. Allerdings fanden die Forscher in einer 2023 veröffentlichten Studie auch veränderte Zellen in der Leber der Tiere. Diese auch Macrophagen genannten Partikel könnten durch die erhöhte Konzentration erklären, warum sich die Laubfrösche so schnell anpassen konnten.
Frösche von Tschernobyl passen sich in wenigen Generationen an Radioaktivität an
Östliche Laubfrösche leben in der Regel ein bis zwei Jahre. Somit hatten sich die Tiere zum Zeitpunkt der Untersuchung in nur 15 bis 20 Generationen an die Radioaktivität angepasst. Das ist ein absoluter evolutionärer Rekord.
Denn anscheinend hatten dunklere Frösche in der Folge des atomaren Schlags eine bessere Überlebenschance als helle Exemplare. „Laubfrösche, die innerhalb der Sperrzone von Tschernobyl lebten, hatten eine auffallend dunklere Rückenfärbung als Frösche von außerhalb der Zone“, führen die Spezialisten für extreme Lebensräume weiter aus.
„Es ist bekannt, dass eine dunkle Färbung vor verschiedenen Strahlungsquellen schützt, indem sie freie Radikale neutralisiert und DNA-Schäden reduziert“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Auch die Melaninpigmentierung scheint als Puffermechanismus gegen ionisierende Strahlung zu wirken. Jedenfalls haben dies Forscher schon häufiger untersucht und belegen können.
Anpassung an Radioaktivität So haben sich die Hunde in Tschernobyl genetisch verändert
Studie zeigt Mutierte Wölfe von Tschernobyl sind gegen Krebs resistent
Raffinierter Selbstschutz Warum giftige Tiere sich nicht selbst vergiften
Quellen
- Burraco, P., Salla, R. F., & Orizaola, G. (2023). Exposure to ionizing radiation and liver histopathology in the tree frogs of Chornobyl (Ukraine). Chemosphere, 315, 137753.
- Burraco, P., & Orizaola, G. (2022). Ionizing radiation and melanism in Chornobyl tree frogs. Evolutionary applications, 15(9), 1469-1479.
- Burraco, P., Car, C., Bonzom, J. M., & Orizaola, G. (2021). Assessment of exposure to ionizing radiation in Chernobyl tree frogs (Hyla orientalis). Scientific reports, 11(1), 20509.