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Bei Experten nachgefragt

Ist der Fuchs gefährlich für Haustiere wie Hund und Katze?

Porträt von einem Rotfuchs, der übers Gras läuft
Rotfüchse sind die einzige Fuchsart in Deutschland. Sie ernähren sich vor allem von Mäusen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

11. November 2024, 11:41 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

In den Medien liest man immer mal wieder Schlagzeilen über Füchse, die kleine Hunde angreifen oder Kaninchen totbeißen. Viele machen sich daher Sorgen um Hund oder Katze, wenn der Fuchs im Garten umherstreift. Doch wie gefährlich sind die Wildtiere wirklich? PETBOOK fragte bei zwei Fuchsexperten nach.

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Den Fuchs gibt es überall in Deutschland. Vor allem in den Großstädten scheinen die Tiere immer zutraulicher zu werden und kommen so auch vermehrt mit Haustieren in Kontakt. Wer Hühner oder Kaninchen im Garten hält, hat oft berechtigte Sorge vor dem Wildtier. Aber kann der Fuchs auch Haustieren wie Hund oder Katze gefährlich werden? PETBOOK sprach mit den Fuchsexperten Dag Frommhold und Daniel Peller über das Thema.

Welche Füchse gibt es in Deutschland?

In Deutschland kommt nur eine Fuchsart in freier Wildbahn vor: der Rotfuchs. Er lebt im Wald, auf Feldern, in Gärten und auch in Städten. Es gibt nahezu keinen Lebensraum, in dem der Fuchs nicht zurechtkommt. Im Schnitt haben Rotfüchse eine Schulterhöhe von 30 bis 40 cm und ein Gewicht zwischen fünf und acht Kilogramm. So könnten sie zumindest potenziell Katzen und kleinere Hunde erbeuten, die ihnen körperlich unterlegen sind.

Was fressen Füchse?

Rotfüchse sind Beutegreifer, die vor allem Mäuse, Kaninchen und andere Kleintiere jagen. Manchmal fressen sie auch Beeren und Obst. Der größte Teil der Nahrung des Fuchses sind jedoch Mäuse. Trotzdem gibt es in den Medien immer wieder Schlagzeilen wie „Kleiner Chihuahua in Berlin von Fuchs gerissen“ (RTL.de), „Fuchs greift Chihuahua im Garten an“ (Ruhr Nachrichten) oder „Fuchs tötet 16 Kaninchen“(Haz.de). Für Leser erweckt das den Eindruck, dass der Fuchs gefährlich ist.

„Füchse zählen wohl zu den am stärksten missverstanden Tieren überhaupt. Menschen haben ihnen gegenüber die verschiedensten Vorurteile“, sagt Daniel Peller, Betreiber der Webseite Fuchs-Hilfe und Co-Autor des Buches „Die Weisheit der Füchse“. Bei ihm melden sich regelmäßig Haustierbesitzer, erzählt der Fuchsexperte. Vor allem dann melden, wenn sie erstmals einen Fuchs in ihrem Garten gesehen oder mit einer Wildkamera aufgenommen haben. Eine der größten Sorgen von Haus- oder Nutztierhaltern seinen, dass Füchse ihre Tiere angreifen könnten.

Für welche Haustiere ist der Fuchs eine Gefahr?

Was Angriffe angeht, seien die Sorgen bei ausgewachsenen Hunden und Katzen unbegründet. Sie gehörte nicht zum typischen Beutespektrum eines Fuchses und seien durchaus wehrhaft, beruhigt Daniel Peller. Lediglich Katzen im Alter von unter sechs Monaten, kranke oder sehr (alters)schwache Tiere könnten bei einem Fuchs Interesse wecken. „Aber solche Tiere lässt man ohnehin – genau wie besonders kleine Hunderassen – nicht unbeaufsichtigt draußen.“

Auch Dag Frommhold, Initiator von Aktionsbündnis Fuchs und Autor des Buches „Die Weisheit der Füchse“ bestätigt diese Einschätzung. „Für Haustiere wie Hunde und Katzen ist der Fuchs in aller Regel nicht gefährlich. Fuchs und Katze gehen sich aus dem Weg oder ignorieren einander. Auch Hunde werden von Füchsen fast immer gemieden.“ Selbst relativ kleine Hunde oder Katzen seien so wehrhaft, dass ein Kampf mit ihnen für den Fuchs ein erhebliches Verletzungsrisiko mit sich bringen würde.

„Wildlebende Beutegreifer vermeiden solche unnötigen Risiken. Eine Verletzung ist im tagtäglichen Überlebenskampf ein erheblicher Nachteil, der rasch tödliche Folgen haben kann“, führt Fuchsexperte Frommhold weiter aus. Eine Studie, in der 40.000 Wildkamera-Fotos aus achthundert Berliner Hausgärten analysiert wurden, zeige eindeutig, dass Katzen dort die dominante Spezies sind und dass die Füchse Begegnungen mit ihnen möglichst vermeiden.

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Bei den Schlagzeilen in den Medien handelt es sich um Einzelfälle

Leider würden einzelne Medien die „extrem seltenen Einzelfälle“, in denen tatsächlich ein Fuchs für den Tod einer Katze oder eines Hundes verantwortlich ist, oft geradezu sensationslüstern aufgreifen, ordnet Dag Frommhold die Schlagzeilen ein. Gerade in den sozialen Medien werde bisweilen auch ein Fuchs zum Schuldigen erklärt. Meist gebe es dafür aber keinen belastbaren Anhaltspunkt und die Todesursache sei womöglich eine ganz andere. Dabei stellten Meinungsverschiedenheiten mit Füchsen für Freigängerkatzen laut dem Fuchsexperten in Wirklichkeit ein sehr überschaubares Risiko dar.

Das zeigten etwa die Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojekts des Royal Veterinary Colleges in London und der Universität Sydney, führt Frommhold aus. „Um Gesundheitsrisiken für Haustiere zu erfassen, erhoben die Forscher Daten von Tierarztbesuchen von Katzen in ganz Großbritannien. Es zeigte sich, dass von 10.000 Hauskatzen immerhin 541 wegen Bissverletzungen durch Artgenossen und 196 wegen Verkehrsunfällen behandelt werden mussten. Auseinandersetzungen mit Füchsen waren dem Tierarztbesuch dagegen nur in fünf Fällen nachgewiesenen und neun vermuteten Fällen vorausgegangen.“

Katzen und Hunde können auch eine Gefahr für den Fuchs sein

Umgekehrt stellten die Katzen eher eine Gefahr für die Füchse dar, sagt Daniel Peller. So berichten Fuchsauffangstationen in Großbritannien und insbesondere die Organisation „The Fox Project“ darüber, dass es immer wieder zu Verletzungen durch Angriffen von Katzen kommt. In dem Buch der Organisation „Unearthing the Urban Fox“ heißt es dazu: „Tatsächlich behandelt das Hilfsprojekt The Fox Project regelmäßig junge und ausgewachsene Füchse, nachdem sie von Katzen angegriffen wurden, welche im Kampf besser ausgestattet und aggressiver sind.“

Insbesondere in den ersten Wochen der Welpenaufzucht sind Katzen und Hunde eine ernste Bedrohung für die jungen Füchse, merkt Peller an. Beide Haustierarten würden Fuchswelpen oft bei Gelegenheit töten. „Wenn sich ausgewachsene Hunde oder Katzen in dieser Zeit an oder gar in einen Fuchsbau wagen, kann es daher zu Kämpfen kommen.“ Man sollte seine Tiere also etwa von Februar bis Juni von Fuchsbauen fernhalten, um die Füchse nicht zu stören und solche Konflikte zu vermeiden, rät Peller.

Für Kleintiere kann der Fuchs gefährlich sein

Anders als bei Katzen und Hunden sehe es mitunter bei Kaninchen, Hühnern und anderen Kleintieren aus, sagt Dag Frommhold. Vor allem dann, wenn die Füchse im Frühjahr Welpen zu ernähren hätten. Die Altfüchse müssten dann Nahrung für die Welpen beschaffen und seien dabei gegebenenfalls gezwungen, mehr Risiken einzugehen, ergänzt Daniel Peller. Sie wagen sich dann auch in die Nähe von Menschen. Somit könnte der Fuchs auch gefährlich für deren Kleintiere werden. „Wenn es irgendwo leicht zugängliches Futter gibt, sind Füchse aber viel zu bequem, um zu jagen. In aller Regel interessieren sie sich dann nicht für andere Tiere, sondern allenfalls für deren Futter. Wir erleben es daher immer wieder, dass Füchse friedlich Seite an Seite mit Katzen, Igel oder anderen Tieren an Futterstellen fressen.“

Vor allem für Hühner kann der Fuchs gefährlich werden. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder behauptet, das Tier gerate in einen „Blutrausch“. Dies sei jedoch ein weitverbreitetes Vorurteil, klärt Peller auf. Vielmehr stehe der Fuchs beim Einbruch in den Hühnerstall einer unnatürlichen Situation gegenüber. In der Natur erbeute ein Fuchs oft das langsamste oder schwächste Tier. Die übrigen flüchteten oder suchten Deckung in ihrem Bau. In einem Gehege sei das anders. „Als schlauer Opportunist nutzt ein Fuchs dort die Gelegenheit, um mehr Beute zu machen als er sofort fressen kann“, erklärt Peller. „Er tötet jedoch nicht aus Spaß, die überschüssige Beute wird nämlich nicht verschwendet. Der Fuchs würde sie nach und nach abholen und als Nahrungsreserve für spätere Tage in Futterverstecken in seinem Revier vergraben. Doch meist bekommt er dazu keine Gelegenheit mehr, weil der Tumult im Gehege die Tierhalter, oder gegebenenfalls auch einen Jäger, auf den Plan ruft.“

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Wie kann ich meine Haustiere vor dem Fuchs schützen?

Füchse seien hauptsächlich nachts und in der Dämmerung unterwegs, wenn die menschlichen Aktivitäten im Siedlungsgebiet nachlassen, erklärt Dag Frommhold. Bei Dämmerung und Dunkelheit sollten sich Haustiere wie Kaninchen, Hühner und anderen Kleintiere zum Schutz vor Füchsen, aber auch Greifvögeln, Mardern, und anderen wild lebenden Beutegreifern in jedem Fall in einem „fuchssicher“ eingezäunten Gehege befinden. Das bedeute, dass der Fuchs den Zaun nicht überklettern oder untergraben dürfe. „Füchse können sich durch Löcher von knapp zehn Zentimeter Durchmesser zwängen. Daher muss die Umzäunung auch ausreichend engmaschig sein“, rät Frommhold. Als Zaunmaterial sei punktverschweißter Volierendraht empfehlenswert. Eine Weidezaunlitze könne zudem als zusätzliche Sicherung dienen.

Zudem könne es helfen, Futter- oder Essensreste, die für Füchse attraktiv sind, aus dem Garten zu entfernen, empfiehlt Daniel Peller. Wo Hunde, Katzen oder auch Igel im Garten gefüttert werden, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die schlauen Jäger das „gefundene Fressen“ entdecken. Füttere man diese Tiere nicht mehr im Garten, gebe es auch meist keinen Grund mehr für den Fuchs, den Garten zu besuchen. „Natürlich sollte man auch andere potenzielle Futterquellen abstellen, also zum Beispiel den Komposthaufen oder Abfälle für den Fuchs unzugänglich machen.“

„Eine andere wirkungsvolle Methode, um Hühner vor Füchsen zu schützen, ist natürlich die Anschaffung eines Wachhundes“, sagt Frommhold. „Wenn man mit seinem Hund nachts oder in der Dämmerung spazieren geht, sollte man ihn meines Erachtens unabhängig von der Größe immer anleinen. Allerdings weniger, weil man ihn vor Füchsen schützen müsste, sondern weil man damit auch die wilde Stadt- und Siedlungsfauna vor Hunden schützt.“

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Sollte ich Füchse aus meinem Garten vertreiben?

Wenn der Fuchs das Grundstück besucht und die Grundstückseigentümer das absolut nicht möchten, könne man auch spezielle, für Tiere und Natur unschädlichen Vergrämungsmittel einsetzen, rät Daniel Peller. Fuchskundige Wildtierstationen könnten hierzu oft gut beraten. Eine „Umsiedelung“ halte er dagegen für keine gute Idee, da sie für die Füchse tatsächlich meist tödlich endet.

Zudem würden freie Fuchsreviere in kürzester Zeit neu besetzt, sodass diese Maßnahme auch nicht nachhaltig sei. Füchse zu entfernen, könne sogar zu Problemen führen und Haustiere gefährden, die von den Füchsen zuvor in Ruhe gelassen wurden. Darauf weise die Organisation For Fox Sake Wildlife Rescue auf ihrem Facebook-Kanal hin.

Sinnvoller sei es, das Verhalten der vorhandenen Füchse zu verstehen und durch sinnvolle Maßnahmen zu lenken. „In Verbindung mit den erwähnten Schutzmaßnahmen für Kleintiere ist dann eine gute Nachbarschaft mit Füchsen problemlos möglich, bei der Haus- und Nutztiere nichts zu befürchten haben und Menschen sich sorglos an den Wildtieren im Siedlungsraum erfreuen können.“

Themen #platinum Heimische Wildtiere
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