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Jagdverbandspräsident im Interview

„Die Fuchsjagd trägt dazu bei, andere Wildtiere zu schützen“

Dammann-Tamke vom Deutschen Jagdverband erläutert, warum im Januar und Februar hunderttausende Füchse geschossen werden und wie dies den Artenschutz unterstützt
Dammann-Tamke vom Deutschen Jagdverband erläutert, warum im Januar und Februar hunderttausende Füchse geschossen werden und wie dies den Artenschutz unterstützt Foto: Getty Images/Kapuhs, Deutscher Jagdverband
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

21. Februar 2025, 11:21 Uhr | Lesezeit: 14 Minuten

Während der sogenannten Fuchswochen werden in Deutschland verstärkt Füchse bejagt. Viele Tierschützer kritisieren diese Vorgehensweise. Im PETBOOK-Interview erklärt Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes, warum die Fuchsjagd im Januar und Februar jedoch notwendig ist und wie es den Artenschutz unterstützt.

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Jedes Jahr kommen Jägerinnen und Jäger revierübergreifend im Januar und Februar zusammen, um Füchse zu schießen. Die Tiere werden in dieser Zeit bejagt, um den Bestand einzudämmen. Laut der Jagdstatistik des Deutschen Jagdverbandes (DJV) werden jährlich über 400.000 Füchse erlegt – der größte Teil in den sogenannten Fuchswochen. In der Öffentlichkeit stößt dieses Vorgehen auf wenig Sympathie und auch manche Tierschützer kritisieren die Fuchswochen. Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes und der Landesjägerschaft Niedersachsen, erklärt im Gespräch mit PETBOOK, warum die Tiere geschossen werden müssen und warum dies zum Artenschutz beiträgt.

„Während der Paarungszeit werden Füchse unvorsichtiger“

PETBOOK: Herr Dammann-Tamke, was sind die Fuchswochen genau?
Helmut Dammann-Tamke: „Die sogenannten Fuchswochen sind keine bundesweit organisierte Aktion, sondern werden von einzelnen Kreisjägerschaften oder Hegeringen auf lokaler Ebene durchgeführt. Sie finden meist zwischen dem 20. Januar und Ende Februar statt und konzentrieren sich auf die gemeinsame Jagd auf Füchse. Diese Form der Jagd ist unter anderem der stark gestiegenen Fuchspopulation geschuldet.“

Warum gerade in diesem Zeitraum?
„Es gibt zwei wesentliche Gründe: Erstens ist die Jagdzeit für fast alle Wildarten im Januar geschlossen – mit Ausnahme von Wildschweinen und Füchsen. Zweitens fällt diese Zeit in die Paarungsphase der Füchse, die etwa von Mitte Januar bis Mitte Februar dauert.“

Warum spielt die Paarungszeit eine so große Rolle?
„Während der Paarungszeit werden Füchse unvorsichtiger, weil ihre hormonelle Steuerung Sicherheitsmechanismen beeinflusst. Sie vernachlässigen dann ihre typischen Vermeidungsstrategien. Zudem ziehen sich die weiblichen Füchse gegen Ende der Paarungszeit in ihre Baue zurück, um sich vor aufdringlichen Rüden zu schützen. Das macht es für Jäger einfacher, sie gezielt zu bejagen.“

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Das Ziel der Fuchswochen ist eine effektive Regulierung der Population

Ist der Fuchs nicht auch im Bau anzutreffen?
„Nein, das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Füchse sind im Wesentlichen zu drei Gelegenheiten im Bau: Erstens, wenn sie im Frühjahr ihre Jungen aufziehen. Zweitens, wenn sich das Weibchen während der Paarungszeit zurückzieht. Drittens, wenn es extrem kalt ist, beispielsweise bei starkem Ostwind. Ansonsten liegen sie lieber draußen.“

Was ist das Ziel der Fuchswochen?
„Das Ziel ist eine effektive Regulierung der Population. Wildbiologisch gesehen muss man Tiere im reproduktionsfähigen Alter entnehmen, um die Bestandsgröße wirklich zu senken. Das bedeutet, dass es wenig bringt, nur Jungfüchse zu erlegen, da ihre natürliche Sterblichkeit ohnehin relativ hoch ist. Entnimmt man jedoch ein weibliches Tier während der Paarungszeit, wirkt sich das direkt auf den Bestand aus – man kann sagen, dass es einem Rückgang um den Faktor fünf bis sechs entspricht. Wenn das Ziel eine wirksame Bestandskontrolle ist, dann ist die Paarungszeit die biologisch sinnvollste Zeit für die Fuchsjagd.“

Ohne Tollwut kann sich die Fuchspopulation nahezu ungehindert vermehren

Warum muss man die Fuchspopulation regulieren?
„Ein Blick auf die Jagdstatistiken zeigt, dass die Fuchspopulation seit den 1990er-Jahren stark angestiegen ist. Dies liegt vor allem an der erfolgreichen Tollwutimpfung, die das natürliche Regulativ der Fuchsbestände entfernt hat. Früher wurde die Population alle sieben Jahre durch Tollwutwellen dezimiert, was heutzutage nicht mehr geschieht.

Ohne Tollwut kann sich die Fuchspopulation nahezu ungehindert vermehren. Vor der Impfung brach die Population regelmäßig ein, was sich positiv auf andere Wildarten auswirkte. Zum Beispiel nahm die Hasenpopulation nach einem Tollwutzug stets deutlich zu, bis die Fuchszahlen wieder stiegen.

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Dazu kommt, dass das Nahrungsangebot für Füchse ist heutzutage fast unbegrenzt. Harte Winter mit intensivem Frost, in denen Füchse kaum an Nahrung kamen, gibt es kaum noch. Sie haben ein extrem großes Beutespektrum. Würde man sie nicht regulieren, hätte das erhebliche Folgen für viele Tierarten – von Vögeln und deren Gelegen bis hin zu größeren Säugetieren wie Kaninchen oder Hasen. Die Bejagung der Füchse ist also ein wichtiges Instrument für den Artenschutz. Zudem fressen Füchse nicht nur Mäuse und Kleintiere, sondern bedienen sich auch an landwirtschaftlichen Futterquellen wie Maissilage.“

Natürliche Feinde hat der Fuchs nur wenige

Was würde passieren, wenn man die Fuchspopulation nicht durch Bejagung eindämmen würde? Tierschützer argumentieren ja, dass sich das von selbst regulieren würde.
„Jede Population reguliert sich irgendwann selbst – das ist ein Prinzip der Evolution. Allerdings gilt dies vornehmlich in einer unbelassenen Naturlandschaft. In einer solchen leben wir aber nicht, sondern in einer von Menschenhand geprägten Kulturlandschaft. Hier regelt sich in der Natur eben nicht mehr alles von selbst und das gilt auch für das Prinzip der Selbstregulation. 

Die Fuchspopulation würde sich auf einem Niveau einpendeln, das für ohnehin bedrohte Arten katastrophal wäre. Da sind wir wieder beim Thema Artenschutz. Natürliche Feinde hat der Fuchs nur sehr wenige – ihr Einfluss auf die Populationsentwicklung ist daher mehr als überschaubar.

Ein gewisser Regulierungsfaktor ist die Räude, eine ansteckende Hautkrankheit, die bei hoher Fuchsdichte vermehrt auftritt. Doch in Regionen mit aktiver Fuchsjagd bleibt die Population auf einem Niveau, das solche massenhaften Ausbrüche eher selten macht.“

„Die nächtliche Jagd auf den Fuchs bei Mondlicht ist ein faszinierendes Erlebnis“

Wie läuft eine Fuchsjagd genau ab?
„In den sogenannten Fuchswochen treffen sich Jäger gezielt zur Bejagung. Der Fuchs ist überwiegend nachtaktiv, weshalb die Jagd meist in der Nacht stattfindet. Bis vor wenigen Jahren war dafür Mondlicht oder Schnee nötig, um überhaupt etwas sehen zu können. Die Jagd bei klarem Mondlicht, Schnee und Frost ist für viele Jäger eine besondere Herausforderung – und ein faszinierendes Erlebnis.

Füchse sind äußerst intelligente Tiere, weshalb ihre Bejagung anspruchsvoll ist. Besonders in der Ranzzeit, also während der Paarungszeit, kann man Füchse hören. Viele wissen gar nicht, dass Füchse bellen – ein heiseres Lautäußern, über das sie sich verständigen. Solche nächtlichen Begegnungen sind etwas Besonderes, ein Naturerlebnis.“

Früher war die Fuchsjagd also bei Nacht nur mit Mondlicht oder Schnee möglich. Das hat sich verändert?
„Seit etwa vier Jahren ist die Nachtsichtzieltechnik in Niedersachsen auf bestimmte Wildarten erlaubt. Niedersachsen war das letzte Bundesland, das diese Technik jagdrechtlich freigegeben hat. Waffenrechtlich war sie für Jäger bereits lange erlaubt, aber das Jagdrecht verbot ihren Einsatz. Erst mit dem Auftrag zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wurde der Einsatz im Jagdrecht verankert.“

Gab es Bedenken gegen die Legalisierung?
„Ja, besonders aus Sorge um das Verhalten anderer Wildarten. Hirschartige und Rehe verlassen bei schlechtem Wind – also bei Geruch, der die Anwesenheit des Menschen signalisiert – nicht den Wald, was zu vermehrten Schäden an der Waldgrenze führt. Auch Waldbesitzer fordern dann oft eine stärkere Bejagung. Doch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind stark landwirtschaftlich geprägt und beherbergen die meisten Schweine in Deutschland. Ein ASP-Ausbruch hätte Milliardenschäden verursacht. Der Druck, diese Technik zur Wildschweinjagd einzusetzen, wurde zu groß. Zudem konnten Jäger in anderen Bundesländern diese Technik bereits nutzen – nur in Niedersachsen war sie noch verboten.“

„Typischerweise beginnt man morgens um 6:30 Uhr und besetzt Hochsitze“

Bedeutet das, dass Füchse jetzt jede Nacht gejagt werden?
„Theoretisch ja, aber körperlich stößt auch der Mensch an Grenzen. Es bleibt also trotz technischer Möglichkeiten eine anspruchsvolle Jagd. Zudem ist es nach wie vor eine Minderheit der Jäger, die diese Technik nutzt. Eine klassische Alternative ist die organisierte Fuchsjagdwoche, bei der sich Jäger in den Revieren verabreden. Typischerweise beginnt man morgens um 6:30 Uhr und besetzt Hochsitze, um auf vorbeiziehende Füchse zu warten. Die besten Chancen hat man bis etwa 8:30 Uhr, danach werden die Tiere vorsichtiger.

Tagsüber kann auch die klassische Baujagd mit Erdhunden wie Terriern oder Dackeln durchgeführt werden. Füchse nutzen wie gesagt besonders gegen Ende der Ranzzeit ihre Baue, wenn die weiblichen Tiere sich vor aufdringlichen Rüden zurückziehen. In solchen Situationen kann es vorkommen, dass bei einer Baujagd mehrere Füchse gleichzeitig erlegt werden.“

Bei der Fuchsjagd entstehen Bilder, die in sozialen Medien oft missverstanden werden

Spielen auch soziale Aspekte bei der Fuchsjagd eine Rolle?
„Ja, absolut. In den Fuchsjagdwochen geht es auch um Geselligkeit und Gemeinschaft. Jäger aus mehreren Revieren kommen zusammen, frühstücken gemeinsam oder treffen sich am Abend, um Erlebnisse auszutauschen. Wenn dann sieben oder acht Füchse auf der Strecke liegen, entstehen Bilder, die in sozialen Medien oft missverstanden werden. In der Gesamtbetrachtung ist dieser Anteil jedoch nicht ausschlaggebend für die Gesamtstrecke.“

Bei Fotos, auf denen Jäger erlegte Tiere präsentieren, fällt es vielen schwer zu glauben, dass es hier um Naturschutz geht. In der breiten Bevölkerung kommen solche Szenen oft schlecht an.
„Unter Jägern dient das ‚Strecke legen‘ als Abschluss eines erfolgreichen Jagderlebnisses, in der Praxis als Nachweis für Statistiken und im jagdlichen Brauchtum wird so auch dem erlegten Wild Respekt gezollt und Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht wird. Dabei entstehen oft auch Bilder, weil Jägerinnen und Jäger dieses Erlebnis für sich festhalten wollen. Ich verstehe aber, dass sich solche Traditionen Menschen, die keinen Bezug zur Jagd haben, nicht sofort erschließen.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass solche Bilder von Nicht-Jägern oft negativ wahrgenommen werden. Deshalb raten wir unseren Mitgliedern, sich bei der Veröffentlichung solcher Bilder in sozialen Medien bewusst zu machen, wie diese auf die Gesellschaft wirken können.“

Etwa zehn Prozent der erfassten Füchse sind Verkehrsopfer

Gibt es feste Vorgaben, wie viele Füchse geschossen werden dürfen, oder jagt man einfach so viele wie möglich?
„Es gibt keine festen Abschusspläne für Füchse. Die Jagdstrecken der letzten Jahrzehnte sind aber gut dokumentiert – diese Daten kann man beispielsweise auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums einsehen. Etwa zehn Prozent der erfassten Füchse sind Verkehrsopfer. Obwohl Füchse schlau sind, unterschätzen sie oft die Geschwindigkeit auf Autobahnen.“

Gibt es regionale Unterschiede in der Bejagung?
„Ja, große Unterschiede. In Gebieten mit intensivem Wiesenvogelschutz werden Füchse mit maximalem Aufwand bejagt – teils sogar durch hauptamtliche Berufsjäger. Auch in Regionen mit starker Niederwildjagd, wie in Westniedersachsen, wird der Fuchs intensiv bejagt, da er ein direkter Nahrungskonkurrent ist, zum Beispiel für den Hasen.

In waldreichen Regionen wird der Fuchs dagegen deutlich weniger bejagt. Landes- und Bundesforsten sowie andere Institutionen wie die Klosterkammer legen teils Jagdbeschränkungen fest. Beispielsweise kann es vorkommen, dass bei Drückjagden Füchse nicht freigegeben werden.“

„Füchse sind einer der Hauptprädatoren dieser bedrohten Art“

Füchse kommen aber auch in Städten vor. Wie reguliert man hier die Population?
„Füchse sind extrem anpassungsfähig. Die größte Fuchsdichte in Europa vermutet man im Großraum London. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Füchse dort nur zwei große Gefahren haben: den Straßenverkehr und Krankheiten. Ansonsten gibt es kaum natürliche Feinde oder Jagddruck in urbanen Gebieten. Städte sind befriedete Bezirke und keine Jagdreviere. Wenn eine Stadt die Fuchspopulation reduzieren will, könnte sie speziell beauftragte Stadtjäger einsetzen, die vor allem mit Lebendfallen arbeiten müssten.“

Wenn man die Fuchspopulation nicht regulieren würde, hätte das Auswirkungen auf geschützte Arten?
„Ja, ein gutes Beispiel ist das Birkhuhn. Bis in die 1960er-Jahre war es in den Mooren Nordwestdeutschlands weitverbreitet. Doch durch Trockenlegung und Verbuschung dieser Lebensräume ist die Art massiv zurückgegangen. Die letzte frei lebende Population in Mitteleuropa existiert noch in der Lüneburger Heide.

Füchse sind einer der Hauptprädatoren dieser bedrohten Art. Deshalb gibt es dort einen Berufsjäger, der intensiv gegen Füchse vorgeht, um das Überleben des Birkhuhns zu sichern. Die Bestände werden jährlich gezählt, doch die Lage bleibt kritisch. Die Fuchsjagd trägt dazu bei, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und andere Wildtiere vor übermäßiger Prädation zu schützen.“

»Nachts stellen Beutegreifer – allen voran der Fuchs – eine große Bedrohung dar

Gibt es konkrete Zahlen zur Auswirkung der Füchse auf andere Tierarten?
„Ja, insbesondere in Vogelschutzgebieten zeigt sich die Problematik deutlich. Im Kreis Stade, beispielsweise im ehemaligen Außendeich-Vogelschutzgebiet V 18 in Nordkehdingen oder im Vogelschutzgebiet am Dümmer, haben Untersuchungen ergeben, dass viele Wiesenvogelarten stark gefährdet sind.

Mitte der 1980er-Jahre wurden daher öffentliche Mittel eingesetzt, um Flächen aufzukaufen und landwirtschaftlich mit speziellen Bewirtschaftungsauflagen zu verpachten. Diese Maßnahmen sollten optimale Brutbedingungen schaffen, etwa durch späte Mahdzeiten und kontrollierte Beweidung mit Rindern oder Pferden.“

Hat das funktioniert?
„Leider nein. Trotz hoher Investitionen blieben die Bestände rückläufig. Zehn Jahre später wurde untersucht, warum die Vögel nicht erfolgreich brüten. Man fand heraus, dass am Tag vor allem Rabenkrähen die Nester plündern, während nachts Beutegreifer – allen voran der Fuchs – eine große Bedrohung darstellen.

Ab 2005 wurde ein gezieltes Prädatorenmanagement eingeführt. In Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Umweltministerium und der Naturschutzbehörde des Landkreises Stade wurde ein Fallenmanagement etabliert. Ein eigens eingestellter Mitarbeiter kümmert sich seither ergänzend zu der normalen Bejagung durch die Jäger darum, den Einfluss von Beutegreifern, insbesondere Füchsen, zu minimieren. Das hat zum Erfolg geführt.“

Ideologie und Artenschutz prallen aufeinander

Das bedeutet also, um bestimmte gefährdete Arten erfolgreich zu schützen, ist die Jagd auf Füchse notwendig?
„Wir haben seit Jahren einen anhaltenden Bestandsrückgang bei Wiesenvögeln und darum muss unter anderem der Fuchs intensiv bejagt werden, so fordern es die Fachleute. Dazu aus aktuellem Anlass eine Randbemerkung: Wir haben gerade in der landespolitischen Debatte um ein neues Jagdgesetz in Niedersachsen die Situation, dass Ideologie und Artenschutz aufeinanderprallen. Einerseits will das Landwirtschaftsministerium die Jagd am Naturerdbau verbieten. Andererseits fordert der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz ein intensives Prädationsmanagement in den Herbst- und Wintermonaten. Und das und unter Einsatz aller jagdlichen Methoden. Ich bin gespannt, wie die Landesregierung hier am Ende entscheidet.“

Manche Tierschützer argumentieren, dass bei der Jagd während der Fuchswochen die Gefahr besteht, dass Jungtiere verwaisen.
„Nein, das ist nicht möglich. Füchse haben eine Tragzeit von etwa 63 Tagen. Damit ein Wurf Ende Februar geboren wäre, hätte die Befruchtung bereits im Dezember stattfinden müssen. Das ist äußerst unwahrscheinlich.“

Jagdzeit für Füchse endet am 28. Februar

Aber es gibt tragende Fähen im Februar?
„Ja, hochtragende Fähen gibt es, und deshalb endet die Jagdzeit für Füchse (mit Ausnahme der Jungfüchse) am 28. Februar. Das dient dem Schutz der Elterntiere. Die Hauptwurfzeit der Füchse beginnt typischerweise im April und kann sich bis in den Juni ziehen.“

Was passiert mit den erlegten Füchsen?
„Das ist eine wichtige Frage. Es gab Versuche, die Felle zentral organisiert sinnvoll zu verwerten, ähnlich wie bei der Nutria, deren Fell und Fleisch genutzt werden können. Doch kaum jemand isst heutzutage Fuchsfleisch.

Der Deutsche Jagdverband hatte dazu vor einigen Jahren das Projekt ‚Fellwechsel‘ gestartet. Die Idee war, nachhaltig gewonnene Felle von Fuchs, Waschbär, Marderhund und Marder in den Markt zu bringen. Wir hofften, dass Modelabels das Thema Nachhaltigkeit aufgreifen würden. Doch als wir unser Angebot bereit hatten, kam die Corona-Pandemie und brachte den internationalen Fellmarkt zum Erliegen. Dadurch konnten wir unsere Produkte nicht verkaufen und mussten das Projekt schließlich aus wirtschaftlichen Gründen einstellen.“

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Was passiert mit den erlegten Füchsen?

Gibt es eine Zukunft für nachhaltige Fellverwertung?
„Theoretisch ja, aber es fehlt der Mut seitens der Modeindustrie. Während synthetische Fellimitate eine schlechte Ökobilanz haben, könnten nachhaltig gewonnene Felle sinnvoll verwertet werden und sind biologisch abbaubar. Doch ohne Unterstützung durch Modelabels oder eine veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung wird es schwierig, solche Projekte erneut zu starten.“

Und was passiert nun mit den erlegten Füchsen? Müssen Jäger diese entsorgen?
„Das Fell kann nur von Winterfüchsen verwertet werden, da Sommerfüchse ein zu dünnes Fell haben. Einige Jäger gerben die Felle selbst und nutzen sie für Decken oder Kleidung, aber das ist aufwendig und teuer. Wer Interesse an einem Fuchsfell hat, bekommt eines – aber die Nachfrage ist gering. Ohne Verwertung kommen die Kadaver zurück in den Naturkreislauf.“

Also müssen die Kadaver nicht wie bei Haustieren extra entsorgt werden?
„Nein, Jäger haben das Privileg, Tierkörper wieder der Natur zu überlassen. Die Verwesung erfolgt durch zahlreiche Organismen, genauso wie es geschehen würde, wenn die Tiere eines natürlichen Todes sterben.“

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