2. Dezember 2023, 8:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Tier des Jahres 2023 ist selten. Aber was, wenn man doch mal ein Nest des Gartenschläfers findet? Eine Expertin erklärt, wie man den Tieren im Garten Unterstützung anbietet.
Die meisten Menschen in Deutschland werden ihn noch nie zu Gesicht bekommen haben: den Gartenschläfer (Eliomys quercinus). Kein Wunder, denn seine Bestände gehen in natürlichen Lebensräumen sehr stark zurück. Mit etwas Glück kann man die kleinen Bilche aber im Garten antreffen. Besonders während und rund um ihren Winterschlaf sind die Tiere zusätzlich gefährdet. Findet man also ein Gartenschläfer-Nest, sollte man es nicht berühren und möglichst am Fundort belassen. Störungen des Winterschlafs können für die Tiere lebensgefährlich sein, da sie wertvolle Energie verbrauchen. Findet man ein Gartenschläfer-Nest jedoch verlassen vor, ist er vermutlich aus dem Winterschlaf aufgewacht und braucht Hilfe.
Der Winterschlaf dauert in der Regel von Oktober bis April
Gartenschläfer haben ihren Namen nicht von ungefähr. Den Tag verschläft er vorwiegend in seinen kugelförmigen Nestern, denn er ist fast ausschließlich nachtaktiv. Diese bauen sie meist in Baumhöhlen und Nistkästen. Die kalten Monate verschlafen sie ebenfalls, in der Regel von Oktober bis April.
Manchmal schlagen die Bilche ihr Winterquartier auch in Siedlungsgebieten auf. Dort findet man sie größtenteils in unbewohnten Ferienhäusern, Scheunen oder auch Gebüschen und Gehölzen.
Ist der Gartenschläfer aus dem Nest gelaufen, will er sich paaren
Normalerweise verlassen Gartenschläfer ihr Nest nach dem Winter, um sich zu paaren. Denn direkt danach beginnt für die Tiere die Paarungszeit. In dieser Zeit sind die Tiere am aktivsten und suchen in der Dunkelheit nach möglichen Partnern sowie nach Nahrung. Wacht der Gartenschläfer zu früh auf, ist dies meist kein gutes Zeichen. Findet man also Gartenschläfer, die fälschlicherweise im Winter aktiv sind, sollte man sie bei der nächsten Wildtierauffangstation abgeben, damit man sich dort artgerecht um sie kümmern kann.
Denn: „Entscheidend für das Überleben des Gartenschläfers sind im Winter die passenden Rückzugsmöglichkeiten, die Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen bieten“, erklärt Mechthild Klocke, Leiterin des Schutzprojekts „Spurensuche Gartenschläfer“ beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
„Helfen können Gartenbesitzer dem Gartenschläfer und vielen anderen Winterschläfern, indem sie für passende Rückzugsquartiere sorgen“, so Klocke. „Alte Obstbäume mit Baumhöhlen und Steinhaufen bieten den passenden Schutz vor Feinden und vor zu großer Kälte und Temperaturschwankungen.“ Allerdings sind die Tiere – entgegen ihres Namens – überwiegend in Laub- und Nadelwäldern unterwegs.
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Verbreitungsgebiet innerhalb der letzten 30 Jahre stark geschrumpft
Auch nach dem Winter sind Gartenschläfer in besiedelten Gebieten Gefahren wie offenen Regentonnen, Rattengift oder hungrigen Hauskatzen ausgesetzt, heißt es von der Deutschen Wildtier Stiftung. Sie hatte den Gartenschläfer zum Tier des Jahres 2023 ernannt (PETBOOK berichtete).
Früher war der Nager in vielen Landesteilen heimisch, inzwischen steht er als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste Deutschlands. Insgesamt ist das Verbreitungsgebiet des kleinen Nagers in Europa in den letzten 30 Jahren um fast die Hälfte geschrumpft, so die Stiftung. Der Gartenschläfer zeige deutlich, dass Artensterben auch bei uns vor der Haustür geschehe.
Mit Material der dpa