20. November 2024, 6:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie leuchten und schillern in den schönsten Farben, doch das Gift auf ihrer Haut kann tödlich sein. Wer würde schon vermuten, dass ein 17 Millimeter großes Erdbeerfröschchen in der Lage ist, mit seinem Hautsekret bei uns Menschen schlimmste Muskelkrämpfe auszulösen? PETBOOK hat nachgeforscht, was diese giftigsten Frösche der Welt so gefährlich macht.
Die giftigsten Frösche der Welt sind in Mittel- und Südamerika beheimatet und gehören zur Familie der Baumsteiger (Dendrobatidae). Diese besteht aus acht Gattungen und über 170 Arten. Mit ihrem farbenfrohen Aussehen wollen die Fröschchen ihre potenziellen Feinde eigentlich nur warnen: „Hallo du, friss mich lieber nicht, das könnte dir nämlich schlecht bekommen.“ Sie können nämlich nicht aus ihrer Haut raus, die, wenn sie gestresst sind, aus winzigen Drüsen Giftstoffe freisetzt.
Die „Warnfärbung“ (Aposematismus) signalisiert Gefahr und schreckt die meisten Räuber auch ab. Da ihr Gift von den indigenen Völkern auf Pfeilspitzen gestrichen und mit Blasrohren zur Jagd benutzt wurde, kamen die Amphibien zu ihrem allgemein bekannten Namen: Pfeilgiftfrosch. Auch Fans der Terraristik begeistern sich für die bunte Welt der kleinen Frösche und immer mehr halten sie als Heimtiere. Doch ist ihr Gift für die Halter nicht lebensgefährlich?
Welche Frösche gehören zu den giftigsten weltweit?
Spitzenreiter im Rennen um die toxischste Frosch-Art ist der „Schreckliche Pfeilgiftfrosch“ von dessen Gift bereits ein Milligramm im wahrsten Sinne des Wortes einen (bzw. zwei) Elefanten umhauen kann. Mehr dazu hier.
Schrecklicher Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis)
Herkunft: Regenwälder Kolumbiens
Der Schreckliche Pfeilgiftfrosch gilt als der giftigste Frosch der Welt. Ein einziger Frosch produziert bis zu 1 mg Batrachotoxin, dies genügt, um etwa 10 bis 20 Menschen oder bis zu zwei Elefanten zu töten. Der Wirkstoff Batrachotoxin greift das Nervensystem an und kann Lähmungen und Herzstillstand verursachen. Die Frösche beziehen das Gift aus ihrer Nahrung, die hauptsächlich aus tropischen Ameisen und Käfern besteht. Deren Organismen enthalten giftige Alkaloide, die sie vor Fressfeinden schützen.
Zweifarbiger Blattsteiger (Phyllobates bicolor)
Herkunft: Warmer, feuchter Regenwald des Chocó-Gebiets in Westkolumbien
Auch dieser Frosch produziert Batrachotoxin, jedoch in geringeren Mengen als Phyllobates terribilis. Es ist das zurzeit giftigste bekannte Steroidalkaloid. Optisch unterscheidet er sich vom Schrecklichen Pfeilgiftfrosch durch die dunkle Pigmentierung an den Beinen und am Bauch und ist kleiner und schmäler als dieser. Ansonsten hat er eine sehr kräftige gelbe (auch orange) Grundfarbe. Er ist mit bis zu fünf Zentimeter einer der größten Pfeilgiftfrösche.1
Goldstreifen Blattsteiger (Phyllobates aurotaenia)
Herkunft: tropische Wälder im Flach- und Hügelland an den Westhängen der Westkordillere der Anden in Kolumbien.
Er gehört wie die beiden Vorgänger zu den drei verwendeten Arten, die zum Vergiften von Pfeilspitzen verwendet werden. Mit etwa drei Zentimetern ist er ein mittelgroßer Pfeilgiftfrosch. Seine Grundkörperfarbe ist schwarz, die beiden Längslinien, die seitlich über den Rücken, die Augen bis zu seinem Maul verlaufen, können orange, golden oder grün sein. Die Hinterbeine sind bunt gesprenkelt.
Färberfrosch (Dendrobates tinctorius)
Herkunft: Südamerika, vor allem in Surinam, Französisch-Guayana und Brasilien
Der größere Färberfrosch (bis sechs Zentimeter) enthält Hautgifte wie Pumiliotoxin, die weniger stark als Batrachotoxin sind, aber dennoch zu schweren Vergiftungen führen können. Pumiliotoxin verursacht Übelkeit, Erbrechen und kann Herzrhythmusstörungen auslösen. Vor allem der „Azureus“, ein Färberfrosch mit einer auffälligen, leuchtenden blauen Farbe, ist bekannt. Diese Froschart existiert in allen Farbvarianten.2
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Erdbeerfröschchen (Oophaga pumilio)
Herkunft: Zentral- und Südamerika, vor allem Costa Rica, Panama und Nicaragua
Auch das Erdbeerfröschchen reichert Alkaloidgifte an, die es vor allem über seine Nahrung aufnimmt. Das Gift kann starke Schmerzen, Muskelkrämpfe und in größeren Dosen auch Lähmungen verursachen. Das Oophaga pumilio ist rot gefärbt und weist oft blaue Beine auf, was ihm den Namen „Erdbeerfröschchen“ eingebracht hat.3
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Sind Pfeilgiftfrösche in der Heimtierhaltung gefährlich?
In freier Wildbahn nehmen Pfeilgiftfrösche toxische Alkaloide über ihre Nahrung auf, die sie in ihrer Haut anreichern. Diese speziellen Alkaloide stammen vor allem von Ameisen, Milben und anderen Arthropoden, die in den Regenwäldern vorkommen. Da solche Futterquellen in der Heimtierhaltung nicht vorhanden sind, hier werden sie mit Fliegen, Grillen oder anderen Insekten gefüttert, die keine Alkaloide enthalten, führt dies dazu, dass sie ihre Giftigkeit vollständig verlieren.
Pfeilgiftfrösche, die als Haustiere gehalten werden, stammen meist aus speziellen Züchtungen, da alle Frösche der Familie Dendrobatidae und Mantella nach dem Washingtoner Artenschutzgesetz unter Artenschutz stehen und nur mit den notwendigen Papieren verkauft bzw. gekauft oder abgegeben werden dürfen. Sollte es sich um solche Wildfänge handeln, sollte man unbedingt im Umgang Handschuhe tragen.
Nachgezüchtete Frösche, die nie die Gelegenheit hatten, sich von giftbildenden Insekten zu ernähren, sind für den Menschen vollkommen ungefährlich.
Übrigens: Die meisten dieser winzigen Fröschchen haben eine Lebenserwartung wie eine Hauskatze und können bis zu 17 Jahre alt werden.4