17. September 2024, 11:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Auf der Welt gibt es viele Spinnentiere mit sehr effektiven Giften. Doch welche Spinne ist denn nun die giftigste der Welt? PETBOOK hat nachgeforscht.
Spinnenforscher sind sich teils uneinig, welche denn die giftigste Spinne der rund 45.000 entdeckten Arten ist. Zunächst einmal eine gute Nachricht für alle Arachnophobiker: Die giftigste Spinne weltweit lebt nicht in unseren Breitengraden. Denn von den rund 1000 Arten, die sich in Deutschland finden, ist keine so giftig, dass ihr Biss lebensbedrohlich wäre. Zudem sind die Beißwerkzeuge der meisten Arten zu kurz, um durch die menschliche Haut zu dringen.
Die fünf Kandidaten, die gute Chancen auf den Titel haben, finden sich überall auf der Welt verteilt:
Welche Spinnenarten zählen zu den giftigsten?
- die aggressive Sydney-Trichternetzspinne (Atrax robustus) in Australien
- die Brasilianischen Wanderspinne
- die Südliche Schwarze Witwe (Latrodectus mactans), die in den USA, Kanada, Lateinamerika und auf den Westindische Inseln vorkommt
- die nachtaktive Chilenische Winkelspinne (Loxosceles laeta), die, wie ihr Name verrät, hauptsächlich in Chile zu Hause ist
- oder die Rotkopf-Mausspinne (Missulena occatoria), die ebenfalls in Australien beheimatet ist
Von diesen giftigen Arten taucht vor allem die Brasilianische Wanderspinne hin und wieder in importierten Bananenkisten bei uns auf und sorgt für Schlagzeilen. Wer jedoch auf einer Reise in Brasilien, Paraguay, Uruguay oder im Norden Argentiniens eine Begegnung mit einer Brasilianischen Wanderspinne (Phoneutria nigriventer) hat, sollte wissen, dass die Bananenspinne tatsächlich die tödlichste aller Spinnen ist. Im Durchschnitt sterben zehn Menschen jährlich durch ihren Biss. Doch auch die giftigste Spinne der Welt beißt generell nur im Notfall zu.
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Wie die Brasilianische Wanderspinne zu ihrem Namen kam
Ihren Namen hat sie, weil sie als Nomadin lebt. Die Kammspinne baut weder ein Netz, noch fertigt sie sich irgendeine Art von Unterschlupf an. Tagsüber sitzt die nachtaktive Jägerin meist versteckt in Bromelien, in Termitenhügeln, umgekippten Bäumen, in Felsspalten oder in Bananenstauden, mit denen sie aus Versehen mit verschifft wird. Ihre Beute erlegt die Lauerjägerin sozusagen unterwegs auf ihren bis zu 100 Meter weiten Wanderungen.
Auf ihrem Speiseplan stehen Grillen, Schaben, aber auch größere, wehrhafte Skorpione und Hundertfüßer. Auch kleine Wirbeltiere wie Mäuse, Frösche, Eidechsen oder Jungvögel in Nestern geraten in ihre Fänge. Fühlt sich eine Bananenspinne bedroht, zieht sie sich nicht zurück, sondern stellt sich auf die Hinterbeine und hebt die Vorderbeine vertikal an. Dabei wiegt sie sich hin und her und zeigt dem Angreifer so die Warnfarben an der Unterseite ihrer Beine und die gesträubten Beinstacheln. Wenn dies keine Wirkung zeigt, geht die durchschnittlich 35 Millimeter große, robuste Spinne zum Angriff über.
Verwechslungsgefahr mit anderen Wolfsspinnen
Die Brasilianische Wanderspinne ähnelt neben den Wolfsspinnen auch Vertretern innerhalb der Überfamilie der Lycosoidea. Ihr Körper (Hinterleib) ist hellbraun, braun und grau gefärbt. An der Unterseite ihrer vorderen Beinpaare hat sie schwarze, gelbe oder weiße Streifen, die sie zur Abschreckung einsetzt. An ihrem Hinterkörper sind zwei längslaufende Linien zu erkennen, an denen bei manchen Exemplaren schwarze Punkte ausgebildet sind. Die Unterseite ist je nach Geschlecht orange, braun oder schwarz gefärbt. Die Brasilianische Wanderspinne, die zwischen 25 und 50 Millimeter groß wird, kann eine Beinlänge von 150 Millimetern und auch länger erreichen.
Die Wolfspinne, mit der es leicht zu Verwechslungen kommen kann, erreicht ebenfalls eine Größe von bis zu 45 Millimetern und ihre Färbung kann zwischen gelbbraun, grau und schwarz variieren. An der Körperoberfläche besitzt sie, im Gegensatz zur Brasilianischen Wanderspinne, meist eine Musterung und ein dichtes Haarkleid. Auch ihre Beine sind lang und kräftig. Ein Alleinstellungsmerkmal der Wolfspinne sind ihre Augen, denn die Augen in der oberen Reihe sind deutlich größer. Zudem hat die Bananenspinne, die zur Familie der Kammspinnen (Ctenidae) zählt, zwei Tarsalklauen an den Beinen, die wie ein Kamm angeordnet sind, daher der Name. Zu den ca. 2300 Arten der Wolfspinnen zählen auch die ungefährlichen Taranteln. Generell ist das Gift von Wolfspinnen für den Menschen ungefährlich.
Wer eine harmlose Wolfspinne oder Spinnen der Gattung Cupiennius mit der hochgiftigen Brasilianischen Wanderspinne verwechselt, kann dies mit dem Leben bezahlen.
Wann beißen Spinnen zu und was kann passieren?
Doch auch die giftigste Spinne der Welt beißt generell nur im Notfall zu. Die meisten Spinnen beißen nur zu, wenn sie sich verteidigen müssen und keinerlei Fluchtmöglichkeiten mehr haben. Dabei gelangt das Gift über die Beißwerkzeuge in den menschlichen Körper. Bei Bissen von Giftspinnen bildet sich an der Bissstelle eine kleine juckende Blase. Innerhalb von 30 bis 60 Minuten schmerzt die ganze Gliedmaße, die zusehends anschwillt. Es können Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen sowie leichte Lähmungen der Atmung und des Zwerchfells auftreten. Die geschwollene Stelle muss gekühlt werden, zudem sind Schmerzmittel zu empfehlen. Bei schweren Verläufen, die sogar zum Tode führen können, hilft nur die schnelle Gabe eines wirksamen Gegengiftes.
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Was passiert, wenn man von einer Bananenspinne gebissen wird?
Die Wahrscheinlichkeit, eine Begegnung mit einer Bananenspinne zu haben, ist in Deutschland relativ gering, denn nur 0,8 % unserer Dessertbananen werden aus Brasilien importiert. Oft handelt es sich um ein Exemplar der Großen Bananenspinne (P. boliviensis), deren Gift deutlich ungefährlicher ist, oder um ein anderes harmloses Spinnentier.
Auch wer durch den Regenwald von Brasilien streift, bekommt die Brasilianische Wanderspinne eher selten zu sehen. Doch die wanderlustige Kammspinne hält sich gerne in von Menschen besiedelten Gegenden auf und sucht sich dort bevorzugt einen Unterschlupf in Schränken und Haushaltsutensilien. Wenn man sie dort unbeabsichtigt stört, verteidigt sie sich und beißt unvermittelt zu.
Ihr Giftsekret besteht aus ca. 150 chemischen Verbindungen. Dieser neurotoxische Giftcocktail verändert u. a. die Rezeptoren des neuromuskulären Systems. Das kann zu Krampfanfällen, Speichel- und Tränenfluss, Lähmungen, Erschöpfung, Schläfrigkeit, Erbrechen, Ataxien, erschwerter Atmung, Herzrhythmusstörungen, akutem Lungenödem bis hin zu schmerzhaften Erektionen, aber auch zu starkem Abfall des Blutdrucks führen.
Bei Hunden sind Niesanfälle ein erstes Symptom für einen Biss. Wer das Pech hat, von einer Brasilianischen Wanderspinne gebissen zu werden, hat es in 70 Prozent der Fälle mit einem Männchen zu tun. Die gute Nachricht ist, dass diese eine deutlich geringere Giftmenge abgeben, sodass die meisten Unfälle harmlos sind und keine Gabe eines Gegengiftes, dem Antiserum Anti-ctenidico, nötig ist.
Übrigens: Es gibt Menschen, die den Nervenkitzel in der Tierhaltung suchen. Manche Terraristiker halten auch die hochgiftige Brasilianische Wanderspinne als Heimtier.
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Schlangen, Spinnen und Co. Die 12 giftigsten Tiere Australiens
Quellen
- Peta.de, „Die Spinne – 11 faszinierende Fakten über Spinnen“ (aufgerufen am 13.11.2023)
- TRAVELBOOK.de, „Achtung, Lebensgefahr! Die 5 giftigsten Spinnen der Welt“ (aufgerufen am 13.11.2023)
- MsdManuals.com , „Spinnenbisse“ (aufgerufen am 13.11.2023)