13. September 2024, 15:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Natur und die in ihr lebenden Tiere begeistern immer wieder aufs Neue. So konnten Wissenschaftler erst kürzlich nachweisen, dass ein Orang-Utan scheinbar bewusst ein Heilmittel selbst herstellte und damit seine Wunde versorgte. Jetzt beobachteten Forscher erstmals, wie Gorillas gezielt Heilpflanzen nutzen. Diese könnten in Zukunft auch für die Humanmedizin von Nutzen sein.
Wenn es um Menschenaffen – also, unsere näheren Verwandten – geht, haben viele die unterschiedlichsten Assoziationen im Kopf. Dass Primaten sehr intelligente und fühlende Wesen sind, die oft Verhaltensweisen an den Tag legen, die manchmal schon fast menschlich wirken, ist nichts Neues. Doch dass viele verschiedene Affenarten gezielt nach Pflanzen und Wurzeln suchen, um sich selbst zu heilen, rückt erst jetzt langsam ins Augenmerk der Forschung.
Forscher finden durch Gorillas tropische Pflanzen mit medizinischer Wirkung
Wissenschaftler konnten jetzt im zentralafrikanischen Gabun Gorillas dabei beobachten, wie diese selbst Heilmittel herstellten. Dabei fraßen die Tiere teilweise dieselbe Baumrinde, die von traditionellen Heilern verwendet wird und die einer neuen Studie zufolge das Wachstum von E. coli Bakterien in Petrischalen hemmen kann.1
Doch nicht nur das: Diese Beobachtungen könnten nun auch für die menschliche Medizin spannend werden. Denn von den tropischen Pflanzen, welche die Gorillas im Moukalaba-Doudou-Nationalpark fraßen, konnten die Wissenschaftler bei vier von ihnen eine medizinische Wirkung identifizieren. Diese könnten in Zukunft möglicherweise auch für die Entwicklung von Medikamenten in der Humanmedizin von Bedeutung sein.2
Wissenschaftler staunen über die Entdeckung der Affen
Wie Laborstudien ergaben, wiesen die Pflanzen einen hohen Gehalt an Antioxidantien und antimikrobiellen Stoffen auf. Eine dieser gefundenen Pflanzen erwies sich als vielversprechend bei der Bekämpfung von Superbugs. Damit sind Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen mit besonders ungewöhnlichen Eigenschaften gemeint, die nur schwer medizinisch zu behandeln sind. Umgangssprachlich würde man hier von „multiresistenten Keimen“ sprechen.3
Konkret handelt es sich bei den vier gefundenen Pflanzen um den Fromager-Baum (Ceiba pentandra), die gelbe Riesenmaulbeere (Myrianthus arboreus), den afrikanischen Teak (Milicia excelsa) und den Feigenbaum (Ficus). Besonders spannend: Alle vier Pflanzen zeigten in der Studie antibakterielle Aktivität gegen mindestens einen multiresistenten Stamm des Escherichia coli, kurz E. coli, -Erreger. Laut den Forschenden habe vor allem der Fromager-Baum eine „bemerkenswerte Aktivität“ gegen alle getesteten Stämme gezeigt.
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Die Bedrohung durch gefährliche „Superbugs“
Verbindungen in der von den Gorillas gefressenen Rinde der verschiedenen Bäume zeigten Wirksamkeit gegen antibiotikaresistente Stämme von E. coli, die beispielsweise beim Menschen schwer zu behandelnde Infektionen wie Lungenentzündungen und Infektionen der Blutbahn verursachen können. Die Forschenden gehen davon aus, dass diese Pflanzen aus der Nahrung der Gorillas zu vielversprechenden Medikamenten für Menschen führen könnten. Allerdings braucht es dafür noch mehr Forschung.
Frühere Untersuchungen hatten bei den Gorillas im Park bereits arzneimittelresistente E. coli nachgewiesen. Dabei können die Mikroben beim Menschen Krankheiten verursachen, während Affen diese Mikroben oft ohne Symptome in sich tragen. Da gefährliche „Superbugs“ eine wachsende Bedrohung darstellen und Antibiotika ihren Anstieg im Zweifelsfall nicht aufhalten kann, wollten die Forschenden deshalb verstehen, wie Gorillas pathogene E. coli beherbergen können, ohne ernsthaft daran zu erkranken.
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»Gorillas haben sich entwickelt und fressen die Pflanzen, die ihnen nützen
Dabei stellten sie die Hypothese auf, dass es mit der Nahrung der Tiere zu tun haben müsse. Da Baumrinde für die Tiere ein wichtiger Bestandteil der Ernährung ist, schauten die Wissenschaftler hier etwas genauer hin.
„Dies deutet darauf hin, dass Gorillas sich entwickelt haben, um Pflanzen zu fressen, die ihnen nützen, und zeigt die großen Lücken in unserem Wissen über die zentralafrikanischen Regenwälder auf“, so Dr. Joanna Setchell, Anthropologin an der britischen Universität Durham, die mit gabunischen Wissenschaftlern an der Studie gearbeitet hat.