
7. April 2025, 16:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Kugelfische gibt es auch im Mittelmeer. Hier breitet sich vor allem eine Art dank Klimaerwärmung immer weiter aus: der Hasenkopf-Kugelfisch. Er zählt zu den giftigsten Fischen der Welt. Doch das ist nicht der Hauptgrund, warum die Art zunehmend Probleme bereitet.
Kugelfische kennen die meisten vor allem als japanische Delikatesse „Fugu“ oder als Dekoration in Strandgeschäften, wo die Tiere getrocknet und aufgeblasen wie stachelige Kugeln von der Decke hängen. Sie sind vor allem für ihr Gift berüchtigt und kommen in der Regel in tropischen, warmen Gewässern vor. Doch auch im Mittelmeer sind Kugelfische mittlerweile heimisch – zumindest eine bestimmte Art, die sich seit über zwanzig Jahren immer weiter ausbreitet: der Hasenkopf-Kugelfisch, Lagocephalus sceleratus. Er zählt zu den giftigsten Fischen der Welt, ist aber nicht nur deswegen eine Gefahr.
Hier kommt der Hasenkopf-Kugelfisch vor
Ursprünglich ist der Hasenkopf-Kugelfisch in tropischen Gewässern des Indischen und Pazifischen Ozeans beheimatet. Über den Suezkanal gelangten die Tiere ins Mittelmeer und wurden erstmals im Jahr 2003 vor der ägäischen Küste der Türkei entdeckt. Bis dahin ging man davon aus, dass das Mittelmeer zu kalt für die Fische sei. Dank der Klimaerwärmung scheint aber auch dieser Lebensraum für den Hasenkopf-Kugelfisch immer idealer zu werden.
Zudem haben die Kugelfische dort kaum Fressfeinde und konnten sich daher ungestört ausbreiten. Das taten sie vor allem im östlichen Mittelmeer und siedelten sich bald auch in den Gewässern vor Griechenland an. 2009 tauchte dann das erste Exemplar auch vor Katalonien auf. Sieben Jahre später wurden schon zehn Fische als Beifang gemeldet. Aus Malta, Italien und Algerien gab es ebenfalls Meldungen. 1
Im Frühjahr 2024 wurde der Hasenkopf-Kugelfisch dann erstmals in der Bucht von Medulin in Kroatien nachgewiesen. Dies dokumentierten kroatische Forscher sogar in einer Studie.
Warum ist der Kugelfisch so giftig?
Wie alle Kugelfische enthält auch Lagocephalus sceleratus ein starkes Gift: das Neurotoxin Tetrodotoxin. Vermutlich wird es nicht vom Tier selbst, sondern von verschiedenen symbiotisch lebenden Bakterien gebildet. Es findet sich vor allem hoch konzentriert in den inneren Organen der Fische wie der Leber und Gallenblase. Es kommt aber auch auf der Haut des Fisches vor. Dabei kann eine Dosis von ein bis zwei Milligramm bereits tödlich sein.
Bei einer Vergiftung treten die ersten Symptome oft innerhalb weniger Minuten auf. Von einem Kribbeln und Schwäche kann es über Übelkeit und Taubheit der betroffenen Stelle bis hin zu Lähmungen, Atemproblemen und Herzstillstand kommen. 2 Ein spezifisches Gegengift existiert nicht, was die Gefahr zusätzlich erhöht.
Nicht nur wegen des Giftes ein Problem
Tödliche Vergiftungen mit Kugelfischen treten meist auf, wenn die Tiere verzehrt werden. Diese Fische eignen sich dafür allerdings kaum – auch wenn sie mittlerweile zu Hunderten in den Netzen türkischer Fischer landen. Dort bedienen sie sich gerne an deren Fang, wobei sie es besonders auf Tintenfische, Krabben, Shrimps und Oktopus abgesehen haben. Aber auch andere Fische werden nicht verschmäht. Der wirtschaftliche Schaden, den die Kugelfische damit anrichten, ist mittlerweile so groß, dass die türkische Regierung 2021 sogar eine Art Kopfgeld auf die Tiere aussetzte.3
Meist zerstören die Kugelfische auch die Netze der Fischer. Zwar haben sie nur vier Zähne, mit diesen erreichen sie aber eine erstaunliche Beißkraft und sind sogar in der Lage, Metall durchzubeißen. So finden sich nicht selten abgebissene Fanghaken im Magen der Fische. Kein Wunder, dass es immer wieder zu schweren Bissverletzungen mit dieser Art kommt, bei denen Menschen auch schon einmal ganze Finger verlieren.
Sind Hasenkopf-Kugelfische eine Gefahr für das Ökosystem?
Der Hasenkopf-Kugelfisch gilt als invasive Art. Da er kaum natürliche Feinde hat, gilt er als Top-Prädator und wird als potenzielle Bedrohung für die Biodiversität eingestuft. Denn ohne Fressfeinde kann sich die Art schnell ausbreiten und könnte einheimische Arten entweder verdrängen oder massiv reduzieren. Bisher gibt es aber kaum wissenschaftliche Untersuchungen, die das belegen. Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein.
So berichteten türkische Wissenschaftler 2021 in einer Studie erstmals über positive ökologische Auswirkungen der Art. Die Fische sollen in der Lage sein, einige andere invasive Arten wie Feuerfische, Kaninchenfische und Langstachlige Seeigel zu kontrollieren. Zudem scheinen sich die Kugelfische auch gegenseitig zu fressen, wenn die Dichte hoch genug ist. Durch diesen Kannibalismus halten sie ihre eigene Population unter Kontrolle, wie die Forscher schreiben.
Auch eine Untersuchung israelischer Forscher kam 2023 zu dem Schluss, dass das „Vorhandensein von L. sceleratus andere nicht einheimischen Arten signifikant abschreckte.“ Auf einheimische Arten hatten die Kugelfische hingegen keinen messbaren Effekt, so die Studie. Denn Hasenkopf-Kugelfische ernähren sich hauptsächlich von nicht einheimischen Arten – darunter auch andere, nicht einheimischer Kugelfischarten.
Wie erkenne ich den Hasenkopf-Kugelfisch?
Wer diesem Fisch auf einem Tauchgang begegnet, würde wahrscheinlich gar nicht vermuten, dass er es mit einem hochgiftigen Meeresbewohner zu tun hat. Denn die charakteristische Kugelform nehmen die Tiere nur bei akuter Gefahr ein. Im Normalzustand ist ihr Körper langgestreckt und seitlich abgeflacht.
Am Rücken sind Hasenkopf-Kugelfische grünlich gefärbt mit braunen oder schwarzen Flecken. Vom Maul bis zur Schwanzflosse verläuft ein silberfarbenes Band. 4 Die Tiere haben etwa eine Größe von 40 Zentimetern, können aber auch bis zu einem Meter lang werden und mehrere Kilogramm auf die Waage bringen. Häufig ist es für Laien schwierig, den Fisch auf Anhieb zu erkennen. Am ehesten lässt sich Lagocephalus sceleratus anhand seiner kantigen Schnauze und den markanten Schneidezähnen von anderen Fischen unterscheiden.

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Sind die Kugelfische eine Gefahr für Urlauber?
Dass man den Hasenkopf-Kugelfisch beim Tauchen oder Schwimmen trifft, ist eher unwahrscheinlich. Kugelfische gelten allgemein als scheue Tiere. Auch die Gefahr, dass die Fische Schwimmern Finger oder Zehen abbeißt, ist eher gering. Die Tiere sind scheu und leben nach Angaben von Experten zwischen zehn und 100 Meter unter der Wasseroberfläche, zuweilen auch noch tiefer. Dennoch sollte man aufpassen: Für Laien ist der Kugelfisch schwer zu erkennen. 5
Doch vor allem Angler oder Fischern gehen die Kugelfische immer öfter in die Netze. Hier gilt: Auf keinen Fall anfassen und schon gar nicht essen. Zudem sollte man den Fund immer den zuständigen Behörden oder den wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort melden. Mehr zum Hasenkopf-Kugelfisch in Urlaubsgebieten erfahren Sie bei den Kollegen von TRAVELBOOK.